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Anfang Juni 2019 wurde mit Unterstützung der Gewerkschaft vida der Betriebsrat bei lieferservice.at gegründet. Nach Foodora der zweite in der Branche.

Wohin bringt uns die Digitalisierung?

Es ist Mittwoch. Petra K. hat einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich und ist zu müde, noch stundenlang in der Küche zu stehen und ein Essen vorzubereiten. Sie greift lieber zum Smartphone und bestellt online eine Pizza. Eine halbe Stunde läutet es an der Haustür und Petra hält ihr Abendessen in der Hand.

Alte Jobs verschwinden, neue entstehen

Bequem, einfach und mit nur einem Klick kann man heute online Essen bestellen, Arzttermine bestätigen und den Weg von einem Ort zum nächsten abfragen. Die Digitalisierung schreitet in Riesenschritten voran und erfasst dabei nicht nur private Lebensbereiche, sondern auch viele Arbeitsplätze. Immer mehr Jobs, vor allem einfache und Routinetätigkeiten, werden automatisiert und verschwinden, neue Aufgaben und Jobs entstehen. So zum Beispiel jener der FahrradzustellerInnen. „Ohne die Digitalisierung gäbe es meinen Job nicht“, bestätigt Erich Fiedler, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender beim Wiener Fahrrad-Essenszustelldienst lieferservice.at. „Es ist nicht mehr so wie früher, dass man im Restaurant anruft und Essen bestellt. Von der Essensbestellung über die Fahrroute bis zum Kontakt mit dem Kunden – alles wird über Apps am Smartphone abgewickelt.“

Digitalisierung braucht Mitbestimmung

Am Beispiel lieferservice.at wird deutlich, dass sich durch das mobile Arbeiten die Arbeitsbedingungen für viele ArbeitnehmerInnnen stark verändern. Um den digitalen Wandel und die damit einhergehenden Veränderungen der Arbeitswelt im Sinne der Beschäftigten zu gestalten, ist aus Sicht des ÖGB ausreichend Mitbestimmung und Beteiligung der BetriebsrätInnen enorm wichtig – vor allem wenn es um die Einführung digitaler Technologien, die Gestaltung neuer Arbeitsprozesse und die Beschäftigungssicherung geht. „Seit der Gründung unseres Betriebsrates konnten wir schon öfters Kündigungen abwehren, das Betriebsklima zwischen der Unternehmensführung und den MitarbeiterInnen wesentlich verbessern und jetzt sind wir gerade dabei, gemeinsam mit der Gewerkschaft einen Kollektivvertrag auszuhandeln“, erzählt lieferservice.at-Betriebsrat Fiedler. Dabei wurde der Betriebsrat bei lieferservice.at erst Anfang Juni 2019 mit Unterstützung der Gewerkschaft vida gegründet und ist damit nach dem Betriebsrat bei Foodora der zweite in der Branche. Fiedler und sein Team vertreten allein in Wien die Interessen von rund 300 zum Großteil geringfügig oder Teilzeit beschäftigte MitarbeiterInnen.

Die Arbeit von morgen

Ähnlich wie bei den FahrradzustellerInnen sind Smartphone und Co. auch aus dem Alltag vieler anderer ArbeitnehmerInnen nicht mehr wegzudenken - im Produktions- und im Dienstleistungsbereich, aber auch in der Verwaltung und im Finanzbereich. Doch wie genau die Arbeitswelt von morgen aussehen wird, hängt von vielen Faktoren ab: von internationalen Einflüssen, von rechtlichen Rahmenbedingungen, von der technologischen Entwicklung, aber auch davon, ob BetriebsrätInnen und Gewerkschaften mitreden und mitbestimmen können.

Der ÖGB hat sich zum Ziel gesetzt, auch in Zukunft sicherzustellen, dass Menschen durch gute Arbeitsverhältnisse abgesichert sind, ein ordentliches Einkommen erzielen und ein gutes Leben führen können. Aus diesem Grund widmet sich der 4. ÖGB-Sommerdialog am 22. August ganz dem Thema „Digitalisierung“.