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Diese Gründe sprechen gegen Überstunden
Fast 50 Millionen Stunden haben Beschäftigte in Österreich 2023 gratis gearbeitet LIGHTFIELDSTUDIOS–stock.adobe.com

Diese Gründe sprechen gegen Überstunden

Fast 47 Millionen Über- und Mehrstunden haben Arbeitnehmer:innen in Österreich 2023 geleistet und dafür keinen Cent oder Zeitausgleich bekommen! Diese erschreckende Zahl zeigt eine Auswertung der Statistik Austria

Angst vor Jobverlust

Ein Grund für die hohe Zahl an nicht abgegoltenen Über- und Mehrstunden ist unter anderem, dass nicht alle Überstunden gemeldet werden - aus Sorge, ansonsten Probleme mit dem Arbeitgeber zu bekommen. 

Überstunden stehen auf der Tagesordnung

Aussagen wie „Kannst du bitte noch schnell…“ kurz vor Dienstschluss sind längst Standard. Wer pünktlich geht, wird schief angeschaut – länger zu arbeiten gehört in vielen Branchen fast schon zum guten Ton. Sechs von zehn Beschäftigten in unserem Land müssen zumindest gelegentlich Überstunden machen.

Die Mehr-Arbeit zieht sich zwar durch alle Branchen, besonders betroffen sind laut Untersuchungen aber vollzeitbeschäftigte Männer zwischen 36 und 45 Jahren in der Industrie, am Bau und im Tourismus – und zwar von leitenden Angestellten bis hin zu Hilfsarbeiter:innen. 

Die Fülle an Arbeit muss auf möglichst viele Beschäftigte aufgeteilt werden und nicht einige wenige krank machen.

Ingrid Reischl, ÖGB Bundesgeschäftsführerin

Was Überstunden anrichten 

Ist der Arbeitstag überlang und auch noch stressig, dann bringen wir unseren Körper an seine Grenzen. Da die Zeit für Erholung immer weniger wird, sind wir quasi in permanenter Alarmbereitschaft. Das öffnet Schlaganfällen, Herzerkrankungen, Schlafstörungen oder Rücken- und Kreuzschmerzen Tür und Tor, zeigt auch der Arbeitsklima Index.

Die Beschäftigten nehmen all das in Kauf, weil sie, wie erwähnt, ihren Arbeitsplatz nicht gefährden wollen. 

Wer weniger arbeitet, bleibt klug  

Überstunden machen uns nicht nur körperlich fertig, sondern lassen auch unsere Intelligenz zerbröseln. Wer ständig Überstunden leistet, beginnt immer weniger Worte zu verwenden und der Intelligenzquotient sinkt. Das haben finnische Forscher in einer Langzeitstudie herausgefunden.

Auf den Punkt gebracht, kann man also sagen: Überstunden machen dumm. Kluge Menschen arbeiten weniger.

Überstunden sind nicht sexy 

Es gibt viele Gründe, die gegen die vorherrschende Überstundenkultur sprechen: die Fehlerquote steigt, die Arbeitsleistung sinkt, Kosten und Folgekosten klettern nach oben, zudem schwinden Loyalität und Motivation der Beschäftigten. Ein Hauptgrund warum wir Überstundenkaiser sind, ist Personalknappheit. Immer weniger Beschäftigte in einem Betrieb, müssen immer mehr Aufgaben stemmen. 

Die meisten Menschen fühlen sich oft innerlich verpflichtet, aus moralischen Gründen oder aus Rücksicht auf Kund:innen, Vorgesetzte und Kolleg:innen, die riesige Arbeitsmenge zu erledigen. Ein Druck, der nicht sein muss.

Arbeit besser und gerechtet verteilen

Eine bessere Verteilung der Arbeitszeit und der Arbeitslast ist dringend notwendig, wie Ingrid Reischl, ÖGB Bundesgeschäftsführerin, betont: „Es ist unverständlich, dass auf der einen Seite Menschen so viel arbeiten, dass ihre Gesundheit darunter leidet. Während andere gar keine Beschäftigung haben. Die Fülle an Arbeit muss auf möglichst viele Beschäftigte aufgeteilt werden und nicht einige wenige krank machen. Auch viele Frauen hätten dadurch die Chance auf eine ordentliche Beschäftigung in Form von Vollzeitarbeit.“