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Mehr Erholung und weniger Stress sind der Schlüssel dafür, dass Menschen gesünder, leistungsfähiger<br/> und motivierter sind. Davon profitiert auch jedes Unternehmen.

Zeit für mehr Erholung und Urlaub

Die Arbeitsbelastung und der Druck auf ArbeitnehmerInnen steigen. Überlange Arbeitszeiten, zu wenig Personal und Überstunden wirken sich auf die Work-Life-Balance vieler Menschen aus. Es ist eindeutig Zeit für mehr Erholung, Urlaub und Freizeit.

Urlaub

Die 6. Urlaubswoche nach 25 Jahren beim gleichen Dienstgeber zu erreichen, ist für viele unmöglich. Damit ArbeitnehmerInnen trotzdem in den Genuss von mehr Urlaub kommen, verhandeln immer mehr Betriebsräte zusätzliche freie Tage in die Kollektivverträge. So auch Thomas Faulhuber und David John vom Betriebsrat am Flughafen Wien. Seit 1. Mai 2018 haben dort alle ArbeitnehmerInnen Anspruch auf fünf zusätzliche freie Tage pro Jahr. Die sechste Urlaubswoche ist damit für die 10.000 Beschäftigten bei öffentlichen Flughäfen Realität. „Die Arbeitslast ist enorm gestiegen. 30 Millionen Passagiere im Jahr passieren den Flughafen“, erzählt Faulhuber, Betriebsratsvorsitzender am Flughafen Wien. „Die Arbeit wird mehr, aber die Belegschaft bleibt gleich. Da brauchen die Leute auch mehr Zeit, sich zu erholen.“

Mehr Erholung und Familienzeit – weniger Stress

Dass die ArbeiterInnen am Flughafen Wien körperlich anstrengende Tätigkeiten verrichten und laufend vor neuen Herausforderungen stehen, bestätigt auch John, BR-Vorsitzender-Stellvertreter. „Mehr Freizeit zur Erholung ist der richtige Schritt, um dem steigenden Druck am Arbeitsplatz entgegenzuwirken. Mit der Verankerung der 6. Urlaubswoche im Kollektivvertrag ist uns ein großer Erfolg gelungen.“ Mehr Erholung und weniger Stress seien die Schlüssel dafür, dass die Menschen gesünder, leistungsfähiger und motivierter sind sowie mehr Zeit für ihr Privatleben haben. „Davon profitiert letztlich auch jedes Unternehmen“, ist John überzeugt.

Studien zeigen, Beschäftigte in Unternehmen mit 4-Tage-Woche sind motivierter und arbeiten produktiver. Außerdem bringt ihnen eine verkürzte Arbeitswoche mehr Zeit für Familie, Freizeit und Erholung. Das wirkt sich sowohl auf die Gesundheit, als auch auf den Unternehmensgewinn positiv aus. Als Ausgleich für den 12-Stunden-Tag fordern nun auch viele Betriebsräte, die 4-Tage-Woche in den Kollektivverträgen zu verankern.
Gelungen ist das 2019 für den Handel und das Baugewerbe. Dort haben die Beschäftigten Anspruch auf eine 4-Tage-Woche - außer bei Gefährdung von Betriebsabläufen. Mit einem schriftlichen Antrag beim Arbeitgeber kann die tägliche maximale Arbeitszeit auf 10 Stunden ausgedehnt und die Wochenarbeitszeit auf vier oder weniger Tage verteilet werden.

4-Tage-Woche bei Thalia

Bei der Buch- und Medienhandelskette Thalia gibt es diese Möglichkeit schon länger und kommt bei den Beschäftigten gut an. „Vor allem bei PendlerInnen, die eine weite Anfahrt haben. Die KollegInnen sparen sich mit der 4-Tage-Woche unnötige Zeit im Auto oder Zug und natürlich auch Geld“, berichtet Marie-Theres Reisenauer, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei Thalia. „Natürlich benötigt das eine gewisse Kreativität bei der Dienstplanerstellung, aber dort wo es möglich ist, wird es gemacht.“ Wichtig sei auch, auf die individuellen Bedürfnisse der MitarbeiterInnen einzugehen. Wenn man miteinander redet, finde man eine Lösung, so Reisenauer. Die Möglichkeit zur 4-Tage-Woche mache den Handel als Arbeitgeber außerdem attraktiver.

Freizeit

Die Arbeitswelt wird härter und die sogenannte Work-Life-Balance sinkt. Hauptgründe dafür sind ein steigendes Maß an Verantwortung, Druck und immer mehr Arbeitsstunden. Laut einer Erhebung des Beratungsunternehmens EY  unter 1.001 Arbeitnehmern ist die Arbeitsbelastung in den vergangenen fünf Jahren spürbar gestiegen. Nicht zuletzt deshalb ist es laut der Erhebung so, dass jeder Zweite für mehr Freizeit auf Gehalt verzichten würde.

Freizeitoption statt Gehaltserhöhung

Auf diesen Wunsch haben die Gewerkschaften reagiert und die Freizeitoption in einigen Kollektivverträgen verankert. „Die Elektro- und Elektronikindustrie war eine der ersten Branchen, die die Umwandlung der Lohnerhöhung von Geld in Freizeit ermöglicht hat“, erklärt regina Assigal, Betriebsrätin bei Siemens in Wien. Insgesamt kann jeder und jede Beschäftigte während des Arbeitsverhältnisses die Option viermal wählen, vor dem 50. Geburtstag höchstens zweimal. Die Verteilung unter den Altersgruppen ist unterschiedlich. „Die unter 40-jährigen verdienen natürlich im Verhältnis weniger als ältere KollegInnen und können teilweise in dieser Phase nicht so leicht auf Einkommensteile verzichten. Dafür haben ältere MitarbeiterInnen die Möglichkeit für mehr Freizeit. Das entspricht auch der ursprünglichen Intention.“ Sowohl ArbeitnehmerInnen als auch Arbeitgeber können zweimal im Jahr eine Änderung der gewählten Option vereinbaren.