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Diskriminierungsfreie Gesellschaft?

Am 1. Oktober wurde im Rahmen einer gemeinsamen Fachtagung von ÖGB Chancen-Nutzen-Büro , Behindertenanwaltschaft und AK Wien die neue SORA-Studie „Diskriminierungserfahrungen in Österreich“ präsentiert. Das Ergebnis: Ein Drittel aller Menschen mit Behinderung fühlt sich nach wie vor am österreichischen Arbeitsmarkt diskriminiert. „Um die Arbeitsmarktchancen von Menschen mit Behinderung tatsächlich zu erhöhen, müssen neben gezielten Förderungsmaßnahmen auch die Barrieren in den Köpfen abgebaut werden – vor allem bei denjenigen, die nur Hürden sehen, aber nicht die Potentiale dieser Menschen wahrnehmen“, so ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian im Zuge der Fachtagung.

Gesetzliche Gleichstellung wird von vielen Unternehmen ignoriert

Seit 2006 ist in Österreich das Behindertengleichstellungspaket in Kraft, seit 2008 gilt die UN-Behindertenrechtskonvention. Letztere besagt: Voraussetzung für eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft ist ein gleichberechtigter Zugang zu Arbeit. Diese gesetzliche Gleichstellung wird allerdings großteils von den Betrieben ignoriert. „Rund 80 Prozent der Unternehmen erfüllen ihre Verpflichtung nicht zur Gänze und schließen Menschen mit Behinderung aus. Offensichtlich ist die Ausgleichstaxe, die dafür zu zahlen ist, zu gering – sie muss spürbar höher werden“, fordert AK-Präsidentin Renate Anderl.

Arbeitslosigkeit steigt trotz guter Wirtschaftslage

Die Arbeitsmarktstatistik zeigt, dass Menschen mit Behinderung nur im geringen Ausmaß von der guten wirtschaftlichen Situation profitieren und nur schwer einen Arbeitsplatz am regulären Arbeitsmarkt finden. Während die Zahl der Arbeitsuchenden im September 2019 insgesamt sank, nahm sie für Menschen mit Behinderung um vier Prozent zu — aktuell sind 12.273 als arbeitsuchend vorgemerkt. Auch die Zahl der Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen auf Arbeitsuche stieg um 4,7 Prozent auf insgesamt 60.523. Aktive Arbeitsmarktpolitik und gezielte Förderung, besonders auch Weiterqualifizierung, sind daher unerlässlich.

Zukünftige Regierung muss Maßnahmen setzen

Besonders Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf stehen vor einer ‚gläsernen Decke‘, die den Regelarbeitsmarkt für sie oft unerreichbar macht. Behindertenanwalt Hansjörg Hofer hofft, dass die zukünftige Bundesregierung ihre Verantwortung für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen wahrnehmen wird: „Vorschläge für nachhaltig wirksame Maßnahmen liegen längst auf dem Tisch und müssen nur umgesetzt werden.“