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Thomas Lehmann

Was braucht es, damit künftig mehr Frauen in Eisenbahnberufen arbeiten? Diese Frage stellen Gewerkschaft vida und die ÖBB bei der europäischen Sozialpartnerkonferenz in den Mittelpunkt.

Geschlechtergerechtigkeit

Mehr Frauen in Eisenbahnberufe

Europäische Sozialpartnerkonferenz: Frauenanteil bei den Bahnen in Europa unter 20 Prozent

Mehr Frauen zur Bahn! Die europäischen Sozialpartner im Bahnsektor Europäische Transportarbeiter-Föderation (ETF) und CER (Vereinigung der Arbeitgeber im europäischen Eisenbahnsektor) haben sich zum Ziel gesetzt, ein Abkommen zur Gleichstellung von Frauen zu verhandeln und den Frauenanteil bei den Bahnen in Europa zu erhöhen. Das war auch das zentrale Thema beim heute von der Gewerkschaft vida und dem ÖBB-Konzern veranstalteten internationalen Dialog zur Beschäftigungssituation von Frauen im Eisenbahnsektor. Unter dem Titel „Tackling The Challenge“ diskutierten heute zahlreiche Arbeitgeber- und ArbeitnehmervertreterInnen aus Europa in der Wiener ÖBB-Zentrale.

"Die demografische Situation in den Eisenbahnunternehmen in ganz Europa erlaubt es dem Eisenbahnsektor nicht mehr, auf die Fähigkeiten, Fertigkeiten und Talente von Frauen zu verzichten. Der Europäische Sozialdialog ist der richtige Ort für Verhandlungen über wirksame Maßnahmen, mit denen Frauen für alle Berufsgruppen des Eisenbahnsektors gewonnen werden sollen", so der Vorsitzende der Schweizer Eisenbahnergewerkschaft und Präsident des sektoralen Sozialdialogs der EU für Eisenbahnen, Giorgio Tuti.

Women in Rail Report 2018 - Ergebnisse Österreich

Basis der heutigen Diskussionen war der sogenannte „WiR Report“ (Women in Rail Report), die bis dato einzige geschlechterspezifische statistische Erhebung im Verkehrssektor, die nun bereits zum sechsten Mal durchgeführt wurde. 28 Eisenbahnunternehmen aus 21 europäischen Ländern haben an der Befragung im Jahr 2018 teilgenommen.

"Alle Absichten, den Frauenbeschäftigungsanteil in den europäischen Eisenbahnunternehmen weiter zu steigern, sind zu begrüßen", so Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin.

Beim Frauenbeschäftigungsanteil in Europa nehmen die ÖBB mit 12,8 Prozent den letzten Platz im europäischen Vergleich ein. Den höchsten Frauenanteil hat Schweden mit 40 Prozent. Im Durchschnitt liegt der Anteil bei den Bahnen unter 20 Prozent, was klar unter dem gesamtwirtschaftlichen Frauenanteil bei der Beschäftigung in Europa von 46 Prozent liegt. „Die ÖBB sind ein österreichischer Zukunftsbetrieb, der angesichts des anhaltenden Eisenbahnbooms und des Klimawandels noch viel Zukunftspotenzial besitzt. Als staatlichem Unternehmen kommt den ÖBB aber auch eine besondere Verantwortung im Hinblick auf die Beschäftigten zu. Es können die Absichten daher nur begrüßt werden, auf nationaler und europäischer Sozialpartnerebene den Frauenbeschäftigungsanteil in den europäischen Eisenbahnunternehmen durch die gemeinsame Erarbeitung von geeigneten Maßnahmen in den kommenden Jahren weiter steigern zu wollen“, sagt Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB.

Bester Anteil im Top-Management

Auffällig an Österreich ist, dass es im Bereich des Top Managements bei den ÖBB mit 27,3 Prozent sowohl einen höheren Anteil im Vergleich zur durchschnittlichen österreichischen Quote von 11,9 Prozent gibt als auch im europäischen Vergleich (22,3 Prozent); im mittleren Management allerdings nicht, da liegen die ÖBB mit 11,7 Prozent wieder deutlich zurück.

Im krassen Gegensatz zum prozentuellen Wert beim Top Management stehen die eisenbahnspezifischen Berufe wie etwa die ZugbegleiterInnen, wo Österreich im europäischen Vergleich wiederum den letzten Platz mit nur 15 Prozent einnimmt. Eine Verdopplung des Anteils über die letzten Jahre gibt es bei den Triebfahrzeugführerinnen. Hier sind es bescheidene 2,7 Prozent.

Bei den Lehrlingen liegt der Mädchenanteil bei den ÖBB bei 16 Prozent, wobei nicht zwischen kaufmännischen und technischen Lehrberufen unterschieden wird. Bei den Berufsgruppen FahrdienstleiterInnen, Stellwerk- und Stationsdienst liegt der Frauenanteil bei 7,9 Prozent, bei Instandhaltung Infrastruktur beträgt er 1 Prozent sowie bei den Technischen Services (Werkstätten) 3 Prozent.