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Jede 5. Frau in Österreich ist von Gewalt betroffen

Am 25. November starten die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, soll Gewalt gegen Frauen in all ihren Ausprägungen thematisiert und in das Bewusstsein der Menschen gerückt werden, dass es sich dabei um eine schwere Form der Verletzung der Menschenrechte handelt. Als Zeichen der Solidarität wird die Aktionsfahne am 25. November am ÖGB-Gebäude in Wien gehisst.

Jede 5. Frau in Österreich betroffen

In Österreich ist jede fünfte Frau ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt, EU-weit ist sogar jede dritte Frau betroffen. Im Jahr 2018 suchten 3.284 Frauen und deren Kinder Zuflucht und Unterstützung in einem der österreichischen Frauenhäuser und von der Polizei wurden 8.076 Betretungsverbote (gegen Männer) verhängt.

Österreichweit gibt es 29 Frauenhäuser. Ihre finanzielle Situation aber ist prekär, die Finanzierung deckt oft nicht die tatsächlichen Kosten und außerdem muss Jahr für Jahr für die notwendigen Mittel gekämpft werden. „20 Prozent der Frauen in Österreich sind von Gewalt betroffen. Diese Zahlen sind ein klarer Auftrag an die künftige Regierung, ausreichend finanzielle Mittel für einen weitere Ausbau der Frauenhäuser, Gewaltschutzzentren und Frauenberatungsstellen zur Verfügung zu stellen. Frauen dürfen mit ihren Ängsten und Sorgen nicht alleine gelassen werden“, fordert Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende, anlässlich der am Montag startenden Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“.

Hintergrund: 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen
Seit 1981 erinnern weltweit Fraueninitiativen und Menschenrechtsorganisationen jedes Jahr im Zeitraum vom 25. November bis zum 10. Dezember an das nach wie vor erschreckende Ausmaß der Gewalt gegen Frauen und Mädchen und an deren Recht auf ein gewaltfreies Leben. Seit 1992 finden auch in Österreich Aktionen und Veranstaltungen statt. Der Gedenktag am 25. November geht auf die brutale Ermordung der Schwestern Mirabal zurück. An diesem Tag im Jahr 1960 wurden Patria, Minerva und Maria Teresa nach monatelanger Verfolgung und Folter durch den dominikanischen Geheimdienst getötet.

Mehr Einkommen = mehr Möglichkeiten

Die ÖGB-Frauen setzen sich dafür ein, dass Frauen und Mädchen sicher, selbstbestimmt und unabhängig leben können – frei von Gewalt und Aggressionen. Dafür brauchen sie aber gute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und ein gesichertes Einkommen für Frauen, von dem man auch leben kann. „Nur jemand, der finanziell unabhängig ist, kann Gewalt und Aggressionen entkommen“, betont Schumann und fordert einen kollektivvertraglichen Mindestlohn von 1.700 Euro brutto.

Ein niedriges oder gar kein Einkommen erschwert es, gegen Gewalt vorzugehen und der Situation zu entkommen.

Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin

Obwohl in Österreich mittlerweile 69 Prozent der Frauen berufstätig sind, ist ihre Unabhängigkeit dadurch aber nicht unbedingt garantiert: Viele arbeiten in Niedriglohnbranchen, jede zweite nur Teilzeit – und das oft unfreiwillig und aufgrund von Betreuungspflichten, sei es für die Kinder oder pflegende Angehörige. „Viele müssen ihren Job sogar gänzlich aufgeben, besonders für gewaltbetroffene Frauen ist das fatal. Ein niedriges oder gar kein Einkommen erschwert es ihnen, gegen Gewalt vorzugehen oder der Gewaltsituation zu entkommen“, zeigt sich die ÖGB-Vizepräsidentin besorgt.

Von Gewalt betroffen? Frauenhelpline unterstützt

Wenn Sie von Gewalt betroffen sind – in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Schule –, ist es wichtig, dass Sie sich nicht zurückziehen, sondern Hilfe suchen. Auch wenn es schwerfällt, das Schweigen zu durchbrechen und viel Mut erfordert, sich an eine Beratungsstelle zu wenden - dieser Schritt bringt die Chance, einen Ausweg aus der Gewaltsituation und damit Sicherheit zu finden. Bei der Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555 finden Sie und ihr Umfeld an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr, anonym, kostenlos und mehrsprachig Hilfe und Unterstützung. Zögern Sie nicht, anzurufen.

Alle ÖGB-Aktivitäten im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen, können auf den Social Media Kanälen des ÖGB mitverfolgt werden.