Geschlechtergleichstellung
Corona verschärft Geschlechterungleichheiten
Krise bringt gefährlichen Rückschritt zu alten Rollenbildern
Am 10. Mai wurde in Österreich der Muttertag gefeiert. Während ArbeitnehmerInnen in „systemrelevanten“ Berufen in den vergangenen Wochen regemäßig beklatscht wurden, haben viele Mütter im Stillen die Bildungsarbeit ihrer Kinder übernommen, den Haushalt in Schuss gehalten und nebenbei versucht, im Homeoffice zuarbeiten. Ein gefährlicher Rückschritt zu alten Rollenbildern.
Frauen tragen Hauptverantwortung
Frauen werden während der Corona-Pandemie wieder verstärkt in die Rolle der Hausfrau und Mutter gedrängt. Sie sind Hauptansprechpartnerinnen für die Kinder und tragen die Verantwortung, dass das Familienleben irgendwie weitergeht, während Väter häufig die Rolle als „Ernährer“ und offizieller Krisenmanager einnehmen. Von einer fairen und gleichberechtigten Aufgabenverteilung kann dabei keine Rede sein. „Zwei Drittel der unbezahlten Arbeit wurden bereits vor Corona von Frauen erledigt, diese Ungleichheiten haben sich während der Corona-Krise weiter verstärkt“, bestätigt auch Volkswirtin Katharina Mader.
Weniger Einkommen, dafür mehr unbezahlte Arbeit
Eine aktuelle deutsche Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung warnt ebenfalls davor, dass sich Geschlechterungleichheiten aktuell weiter verfestigen.
27 Prozent der Frauen hätten laut Studie während Corona ihre Arbeitszeit reduziert, um die Kinderbetreuung zu stemmen, allerdings nur 16 Prozent der Männer. Bei Haushalten mit geringerem oder mittlerem Einkommen sei die Diskrepanz noch größer.
Die ökonomischen Folgen der Krise wären laut Studie noch länger spürbar und somit könne eine Rückkehr zur vorherigen Arbeitszeit unter Umständen für Frauen nicht möglich sein. Das hätte drastische langfristige Folgen für das Erwerbseinkommen von Frauen.
Nachteile im Job
Eine aktuelle Erhebung der Arbeiterkammer zeigt, dass auch ohne Corona Mütter nach wie vor erhebliche Nachteile im Job haben, obwohl das Gleichbehandlungsgesetz Mütter (und Väter) eigentlich vor Diskriminierung schützen sollte. Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass besonders frauendominierte Branchen wie Tourismus, Gastronomie und persönliche Dienstleistungen jetzt von einem Beschäftigungsrückganz betroffen sind. Die Sozialpartner haben daher ein Arbeitsmarktpaket entwickelt, das auch Frauen speziell berücksichtigen soll.
Die Angst vor Schlechterstellung im Job, wie sie Mütter erleben, hält viele Väter immer noch davon ab, in Karenz oder Elternteilzeit zu gehen. 2019 hat der ÖGB hier allerdings wesentliche Verbesserungen erreicht: einen Rechtsanspruch auf ein Papamonat für alle Väter sowie die volle Anrechnung der Karenzeiten für jedes Kind.
Entlastung für die Sommerferien
Die letzten Wochen haben Kinder und Eltern an ihre Grenzen gebracht. Eine aktuelle SORA-Umfrage unter österreichischen Haushalten zeigt, dass Familien und speziell Frauen im Moment besonders unter den Belastungen der Corona-Pandemie leiden. Jetzt rücken die Sommerferien Schritt für Schritt näher und ein Viertel der berufstätigen Eltern sorgt sich, wer sich dann um die Kinder kümmern soll.
Ist die Kinderbetreuung in den Ferien auch ohne Corona immer eine organisatorische Herausforderung, fallen jetzt auch Großeltern als Betreuungspersonen aus, Urlaubstage werden knapp und eine externe Betreuung ist für den Großteil der Eltern nicht leistbar. „Es braucht daher ein kostengünstiges Freizeitangebot für Kinder in ganz Österreich für die Sommerferien, wie beispielsweise die Summer City Camps – das Sommerferien-Betreuungsangebot der Stadt Wien“, so ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende Korinna Schumann.