80 Jahre ÖGB
„Ein gutes Gefühl“
Im April vor 80 Jahren wurde der Österreichische Gewerkschaftsbund ins Leben gerufen. Heute erzählen Sonja, Alexandra, Sibylle und Gerhard mit Stolz über ihre Mitgliedschaft und was es ausmacht, mit dabei zu sein
„Wenn schlechtere Arbeitsbedingungen drohen, bin ich sofort bereit, auf die Straße zu gehen“, sagt Sonja kämpferisch. Die 42-jährige Angestellte aus Niederösterreich hat früh zu arbeiten begonnen und ist stolz auf ihre mehr als 25 Jahre Berufserfahrung. Bis 67 Jahre arbeiten zu müssen, kann sich Sonja aber nicht vorstellen. „Der Druck am Arbeitsplatz steigt und steigt, und alles muss immer schneller in kürzerer Zeit erledigt werden.“
Mit ihren Sorgen ist Sonja aber nicht allein. Viele bekommen den Druck in der Arbeitswelt schon früh zu spüren. Was Sonjas Sorgen mildert: Sie ist seit Beginn ihrer Berufstätigkeit Mitglied bei der Gewerkschaft. „Ein gutes Gefühl“, wie Sonja meint, wenn man jemanden an seiner Seite hat und weiß, dass man nur gemeinsam mit vielen Verbündeten Verbesserungen durchsetzen kann.
Nicht geschenkt, sondern erkämpft
„Was man in der Arbeitswelt nicht geschenkt bekommt, muss erkämpft werden, vor allem für uns Frauen“, sagt Sonja überzeugt. Sie war schon bei vielen Aktionen und Demonstrationen der Gewerkschaft mit dabei. „Mit Erfolg“, erklärt sie stolz: „Immer wieder konnten wir wichtige Zugeständnisse und Verbesserungen durchsetzen.“
„Mit der Gewerkschaft bin ich Teil von etwas Größerem“, sagt Alexandra, 32. Ihre Tochter geht in die Volksschule, sie arbeitet Teilzeit als Assistentin in einem Büro. Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist Alexandra wichtig. „Ich freue mich, dass die Gewerkschaft gegen die Ungerechtigkeiten in unserem Land kämpft“, betont Sibylle, Lehrerin aus Tirol.
Mitbestimmung und Freiheit erhalten
Für Gerhard, 51, ist Mitbestimmung im Betrieb ein zentrales Thema. Betriebsräte leisten wertvolle und gute Arbeit, sogar ehrenamtlich, erzählt Gerhard: „In Firmen mit Betriebsrat läuft der Laden besser und die Beschäftigten sind zufriedener.“ Dafür braucht es auch den nötigen Rückhalt: Die Gewerkschaften und Arbeiterkammern unterstützen mit Rat und Tat die tägliche Arbeit von Zehntausenden Belegschaftsvertreterinnen und -vertretern. Sie sind auch enorm wichtig, wenn es darum geht, unsere Demokratie und Mitbestimmung zu sichern.
Der vor 80 Jahren im April 1945 gegründete ÖGB hat dazu beigetragen, dass Österreich heute zu einem der lebenswertesten Länder der Welt zählt. Denn wenn sich die Lage in unserem Land, aber auch in Europa und auf der ganzen Welt zuspitzt, braucht es starke Gewerkschaften, damit niemand und kein Land auf der Strecke bleibt. Ein gutes Leben, Gerechtigkeit, Sicherheit, Freiheit und Frieden gibt es nun einmal nur in stabilen Demokratien. „Daran“, findet Gerhard, der als Projektmanager viel in Österreich unterwegs ist, „sollten wir jeden Tag denken.“