Hörsturz bis Burn-Out: Lage in privaten Kinderbetreuungseinrichtungen spitzt sich zu
Die Beschäftigten der privaten Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen in Kärnten stoßen an ihre Belastbarkeitsgrenzen. „Die Gruppengrößen müssen schleunigst reduziert und das Personal entlastet werden“, so GPA Geschäftsführerin Jutta Brandhuber. Mit einer Petition für bessere Arbeitsbedingungen und einer einheitlichen Bezahlung fordert die Gewerkschaft nun Städte- und Gemeindebund, sowie Landes- und Bundesregierung zum Handeln auf.
Insgesamt 620 TeilnehmerInnen zählt eine von der Gewerkschaft GPA Kärnten durchgeführte Umfrage unter den Beschäftigten von privaten Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Ergebnisse zeichnen ein klares Bild. „70 % der Befragten haben das Gefühl, dass sie zu wenig Beschäftigte sind“, so Ralph Sternjak, Regionalsekretär der Gewerkschaft GPA. Die Mehrheit der Befragten klagt über eine hohe Arbeitsbelastung und geringe Bezahlung.
Einheitliche Bezahlung gefordert
Tatsache ist, dass es in Kärnten sieben verschiedene Gehalts- und Rahmenschemata gibt, die naturgemäß zu einer Ungleichbehandlung unter den Beschäftigten führen. „Teilweise haben wir Gehaltsunterschiede von bis zu 3.347,- Euro netto im Jahr“, erklärt Dunja Abuja, Betriebsratsvorsitzende der Kindernest GmbH. Während einige Arbeitgeber*innen den für die Beschäftigten deutlich besseren SWÖ (Sozialwirtschaft Österreich)-Kollektivvertrag anwenden, werden andere nur nach Mindestlohntarif bezahlt. „Wir brauchen eine einheitliche Bezahlung, die den mit unserer Arbeit verbundenen Belastungen gerecht werden“, so Abuja.
Hohe Belastung durch große Gruppen
Besonders herausfordernde Kinder, Lärm sowie zu große Gruppen wurden im Zuge der Umfrage als die größten Belastungen unter den Beschäftigten genannt. „Burn-out und Hörstürze sind unter den Beschäftigten im Bereich der privaten Kinderbetreuung leider zur Realität geworden“, berichtet Abuja. „Die meisten dieser Probleme sind auf die Gruppengröße zurückzuführen. Hier besteht akuter Handlungsbedarf“, weiß auch Siliva Igumnov, Betriebsrätin der AVS Kärnten. „Die Reduktion der Gruppengröße auf maximal 20 Kinder zählt zu unseren drängendsten Forderungen und darf nicht länger aufgeschoben werden“, so Igumnov. Dass eine hochwertige und optimale Betreuung der Kinder unter den derzeitigen Bedingungen kaum möglich ist, zeigen auch die Umfragewerte. „Auf die Frage, ob die Beschäftigten ausreichend Zeit haben, um auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen, antworteten bei unserer Umfrage lediglich 8 Prozent der Befragten mit ‚ja‘. Das sollte die Verantwortlichen eigentlich wachrütteln“, fügt Sternjak hinzu. Die Gewerkschaft fordert daher auch einen Stopp der Überziehungsmöglichkeiten, damit die maximale Anzahl der zu betreuenden Kinder nicht mehr überschritten werden kann.
Gewerkschaft startet Petition
Mit einer Petition für bessere Arbeitsbedingungen und eine einheitliche Bezahlung will die Gewerkschaft GPA Kärnten nun den Druck auf die Verantwortlichen steigern und auf den akuten Handlungsbedarf im Bereich der privaten Kinderbetreuung aufmerksam machen. „Kinderbildung und Kinderbetreuung sind keine Randthemen, sondern Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Wir brauchen keine schönen Worte. Was wir brauchen sind mehr Personal, mehr Geld und mehr Freizeit für die Beschäftigten. Sie haben sich Respekt und Wertschätzung verdient“, so Brandhuber abschließend.
Hier geht´s zur Petition: www.petition.gpa.at/petition-kaernten-kinderbetreuung
Foto v.l.n.r.: Ralph Sternjak (GPA Regionalsekretär), Silvia Igumnov (stv. Betriebsratsvorsitzende AVS Kärnten), Jutta Brandhuber (GPA Geschäftsführerin Kärnten) und Dunja Abuja (Betriebsratsvorsitzende Kindernest).