Zum Hauptinhalt wechseln
(C) Thomas Hude

Ich bin nicht Frau Knackal, die sich den ganzen Tag die Nägel lackiert

Es gibt das MA-2412-Klischee vom trägen und arbeitsunwilligen Beamten. Sind die Mitarbeiter im Magistrat auch so?
Diese Vergleiche ärgern mich stark. Ich arbeite schon lange genug im Magistrat und kann definitiv sagen, dass ich nicht Frau Knackal bin, die sich den ganzen Tag die Nägel lackiert. Ich bin sehr ausgelastet, wie viele andere Kollegen auch. Dass es bei einem so großen Apparat auch vereinzelt Kollegen gibt, die einen „schöneren“ Arbeitsalltag haben als andere, ist logisch.

Ist der Apparat zu groß?
Nein. Es gibt eine stetig steigende Zahl an Leistungen, welche von den Bürgern und der Politik eingefordert werden.

Wie koordiniert man alle Anliegen?
Man wird nie alle 1900 Mitarbeiter zufriedenstellen können. Es wird immer jemand etwas nicht so positiv sehen, wie man selbst. Aber man versucht immer, das Beste zu geben. Ich bin der Meinung, dass Ehrlichkeit das Wichtigste ist und man keine Versprechungen machen soll, die man nicht halten kann. Sonst ist das Gegenüber enttäuscht und das ist das Letzte, was man in der Personalvertretung möchte.

Welche Themen möchten Sie in Ihrer neuen Rolle forcieren?
Die Mitgliederbetreuung und auch die -gewinnung. Je stärker die Gewerkschaft ist, desto besser können wir die Interessen der Bediensteten umsetzen. Bei uns sind die Personalvertretung und die Gewerkschaft ein wenig verschwommen. Viele fragen sich, warum sie den Gewerkschaftsbeitrag bezahlen sollten, wenn es ohnehin die Personalvertretung gibt. Hier muss noch Aufklärungsarbeit getätigt werden.

Derzeit gibt es Debatten über die Überstunden von Magistratsdirektor Peter Jost. Machen alle Mitarbeiter so viele Überstunden?
Nein.

Viele?
Ich kann die Anzahl der Mitarbeiter, die Überstunden schreiben, nicht nennen. Ich persönlich schreibe keine Überstunden, weil wir in der Allgemeinen Verwaltung eine Gleitzeitregelung haben und ich die Plusstunden nicht ausbezahlt bekomme. Das ist in jeder Abteilung anders.

Das Personal wird sowohl politisch als auch medial oft thematisiert. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie die Zeitung aufschlagen?
Schlecht. Ich finde, dass viele Themen erst in die Medien gehören, wenn sie ausgereift sind und viele Kollegen nicht erst aus der Zeitung von gewissen Themen erfahren sollten.

Funktioniert die Kommunikation nicht?
Es wäre wunderschön, wenn die Kommunikation intern besser funktionieren würde. Wenn man aus der Zeitung erfährt, dass man eine Holding bilden möchte, die drei Abteilungen betrifft, und Mitarbeiter Angst bekommen, wäre im Vorfeld eine Mail an alle nicht so schlecht gewesen. An und für sich ist der Magistrat aber ein sehr guter Dienstgeber.

Die Stadt zahlt aber teilweise unter dem Niveau vom Land oder Villach. Muss die Personalvertretung nicht laut aufschreien?
Sowohl das Land als auch jeder Magistrat hat seine entsprechenden Gegebenheiten. Vergleiche rein auf das Gehalt zu fokussieren, ist nicht zielführend.

Sollten die Löhne nicht überall gleich hoch sein?
Sie sollten so sein, dass es für die Mitarbeiter passt.

Wo hinkt der Magistrat im Vergleich zur Privatwirtschaft hinterher?
Es ist schwierig, solche Vergleiche zu ziehen. Wir haben den Papamonat, die Elternteilzeit oder Pflegeurlaube, die man ohne Probleme konsumieren kann. Ich weiß nicht, wo wir hinterherhängen. Das große Thema ist derzeit die Work-Life-Balance. Aber das bedeutet für mich nicht, dass ich 20 Stunden arbeite und das Gehalt für 40 Stunden bekomme. Derjenige muss sich auch vor Augen führen, dass man bei 20 Stunden wesentlich weniger Geld bekommt. Aber auch bei uns ist es möglich, Stunden zu reduzieren, wenn man mehr Freizeit möchte.

Wenn im Magistrat alles passt, warum schreit die Politik nach einer Strukturreform?
Das ist eine Frage, die an die Politik zu richten ist.

Hat die Politik keine Ahnung, wie der Magistrat arbeitet?
Ich würde mir nie anmaßen, so etwas zu behaupten und kann darauf nicht antworten.

Letztes Jahr war der Gehaltsabschluss eine monatelange Prozedur, bis man sich auf eine Lösung einigte. Wie haben Sie das damals empfunden?
Persönlich habe ich von den Maßnahmen profitiert. Ich habe eine halbe Stunde mehr Zeit für meine Tochter und drei zusätzliche Urlaubstage bekommen plus eine kleine Lohnerhöhung. Dieses Jahr liegt der Fokus darauf, wie sich die Wirtschaft und die ganzen Krisen entwickeln, um daraufhin für die Lohnverhandlung für 2024 aufzubauen.

Das war einer der teuersten Lohnabschlüsse, den die finanziell angeschlagene Stadt je gesehen hat. Fehlt hier nicht das Entgegenkommen des Personals, wenn man auf solch einen Abschluss pocht?
Wir pochen nicht, wir schauen, was möglich ist. Wenn die Stadt für viele andere Dinge sehr wohl finanzielle Mittel zur Verfügung hat, dann sehe ich die Pflicht des Dienstgebers, auch den Mitarbeitern eine Anerkennung zukommen zu lassen, die den Apparat am Laufen halten.

Das Interview mit Alexandra Scherer führte Marco – William Ninaus (Redakteur, Kleine Zeitung Redaktion Klagenfurt). Das Interview erschien in der Onlineausgabe der Kleinen Zeitung am 28.03.2023 und in der Printausgabe der Kleinen Zeitung am 29.03.2023.

Bleib informiert über deine Arbeitswelt!
Jeden Freitag: Das Wichtigste aus einer Woche