Salzburg
Frauen, die großen Verliererinnen der Krise
Arbeitslosigkeit explodiert, Verantwortung wird abgeschoben
Laut gestern veröffentlichtem Arbeitsmarktbericht sind im Bundesland Salzburg derzeit 26.144 Personen arbeitslos. Auch wenn momentan immer noch mehr Männer (15.353) als Frauen (10.791) vorgemerkt sind, ist der Anstieg der Frauenarbeitslosigkeit besorgniserregend: Im Vergleich zum Vorjahr sind 134% mehr Frauen arbeitssuchend.
„Diese Zahl allein lässt bei uns alle Alarmglocken schrillen“, so Ursula Schupfer, ÖGB-Landesfrauensekretärin. „Denn wir wissen, das ist eigentlich nur die Spitze des Eisberges. Gerade aus den Tourismus-Regionen Innergebirg erreichen uns täglich Meldungen, dass Frauen die großen Verliererinnen der durch die Corona-Pandemie verursachten Krise sind.“
„Weil im Tourismus besonders viele Frauen beschäftigt sind, ist die Lage dort mittlerweile dramatisch. Allein im Bezirk Zell/See ist die Frauen-Arbeitslosigkeit um 516,6% angestiegen“, bestätigt ÖGB-Landesgeschäftsführerin Gabi Proschofski und spricht noch ein weiteres drängendes Problem an: „Viele Frauen waren ‚nur‘ geringfügig beschäftigt, diese fallen deshalb jetzt durch alle Netze!“
Denn die Gefahr zu verarmen ist für Frauen besonders groß. „Wer mit offenen Augen durch Salzburg geht, stellt schnell fest, dass die Schlangen vor den Sozial-Märkten oder den Essensauspeisungen täglich länger werden!“, warnt Ursula Schupfer vor einer veritablen sozialen Krise. „Frauen schultern diese Situation nun seit fast einem Jahr. Sie sind es, die in den vielgelobten systemrelevanten Berufen arbeiten und Regale auffüllen, an der Kassa sitzen, Alte, Kranke und Kinder betreuen, für Sauberkeit und Hygiene sorgen. Und – quasi nebenbei – auch noch das Homeschooling meistern, Familien zusammen- und die Kinder bei Laune halten. Es ist kein Wunder, dass vielen Frauen nun die Energie ausgeht!“
Gabi Proschofski appelliert: „Es kann nicht sein, dass Frauen ihre Arbeitszeit reduzieren oder Urlaub aufbrauchen müssen, um Homeschooling und Kinderbetreuung zu organisieren. Der flächendeckende Ausbau und Betrieb von leistbaren Kinderbildungseinrichtungen muss endlich umgesetzt werden.“
Die Folgen der Krise werden am Arbeitsmarkt vor allem für Frauen noch länger spürbar und eine Rückkehr zu Vollzeit noch schwieriger sein. „Wir hören allenthalben, dass Frauen sich doch wieder auf ihre ‚traditionelle‘ Rolle besinnen und zu Hause bleiben sollen. Damit würden sie auch den Arbeitsmarkt entlasten. Diese rückwärts gewandte Rollenverteilung hätte, langfristig gesehen, dramatische Folgen für das Erwerbseinkommen und somit auch die Pensionshöhe von Frauen. Die Bundesregierung muss daher wirksame arbeitsmarktpolitische Maßnahmen mit Fokus auf die Frauen setzen“, fordert die ÖGB-Landesfrauensekretärin. „Die, zumindest temporäre, Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70% Nettoersatzrate sowie der erleichterte Zugang zu Sozialleistungen und Unterstützungsgeldern würde auch vielen Frauen helfen und ihre täglichen Existenzsorgen zumindest ein bisschen lindern.“