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Franz Preschern 2023

1. Mai: Die Arbeitnehmer:innen haben sich Respekt verdient!

Starke Gewerkschaften sind Garant für ein gutes Einkommen und gute und faire Arbeitsbedingungen

Anlässlich des Tags der Arbeit fordert Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth mehr Respekt vor den arbeitenden Menschen in Tirol. „Respekt bedeutet Wertschätzung für das Geleistete – allerdings nicht nur finanziell. Respekt gegenüber den Beschäftigten muss sich auch in einer fairen Arbeitszeitdebatte und dem Anrecht auf die wohlverdienten Pensionen ausdrücken‘“, so Wohlgemuth. Die Gewerkschaft sieht er als „Garantie für gute Einkommen“ und „Bollwerk gegen die Forderung nach einer Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich“. Mehr in den Fokus rücken will er das Thema Integration – und zwar abseits ideologiebehafteter Debatten.

 

Doppelt so viele Kinder armutsbetroffen wie vor einem Jahr

Die Teuerungskrise habe zu einer verheerenden Sozialkrise geführt, so der Tiroler Gewerkschaftschef. „Immer mehr Menschen in Österreich können sich das Leben nicht mehr leisten, besonders schlimm ist die Situation bei den Kleinsten: Doppelt so viele Kinder und Jugendliche wie noch im Vorjahr sind von absoluter Armut betroffen!“, bezieht sich Wohlgemuth auf die jüngste Erhebung der Statistik Austria. Umso wichtiger sei es, Erwerbstätigen faire Einkommen zu ermöglichen. Für Kinder und Jugendliche, die naturgemäß kein eigenes Einkommen haben können, will Wohlgemuth ein „Recht auf Kindergrundsicherung“ initiieren. „Die Teuerung, die noch immer durch unser Land rauscht, Menschen, die in kalten Wohnungen sitzen, weil sie sich die Heizung nicht leisten können, Familien, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Kreditraten bezahlen sollen – Armut greift in unserem Land immer weiter um sich. Wenn man weiß, dass jedes 5. Kind in Österreich von Armut betroffen ist, dann dreht sich mir der Magen um. Immer mehr Familien stehen bereits zur Monatsmitte vor einem leeren Kühlschrank und ernähren sich von Nudeln und Kartoffeln. Wir müssen schnellstens aktiv werden, einen umfassenden Plan zur Armutsabsicherung starten und vor allem Kindern und Jugendlichen eine ‚Kindergrundsicherung‘ garantieren!“

 

Den Ball sieht Wohlgemuth klar bei der Bundesregierung: „Diese Bundesregierung unternimmt nichts gegen strukturelle Armut! Die politisch Verantwortlichen müssen endlich den Tiefschlaf beenden und von der Zuschauertribüne aufs Spielfeld kommen und eine vernünftige Sozialpolitik betreiben, anstatt die Menschen sich selbst zu überlassen!“ Dem 1. Mai kommt für den Gewerkschafter besondere Bedeutung zu: „Der Tag der Arbeit ist mehr als nur ein Tag im Kalender. Er ist ein Symbol für Gerechtigkeit, Fairness und Solidarität. Er ist ein Zeichen der Stärke und der Geschlossenheit!“ Vor diesem Hintergrund fordert Wohlgemuth mehr Respekt vor den Arbeitnehmer:innen in Österreich: „Wir brauchen Löhne und Gehälter, die gerecht sind und von denen man leben kann. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die menschenwürdig sind und vor allem brauchen wir Perspektiven! Wird dulden keine Debatte um die Erhöhung des Pensionsantrittsalters, sondern ganz im Gegenteil: Wer sein ganzes Leben lang hart gearbeitet hat, hat sich einen Ruhestand mit einer fairen Pension mehr als verdient!“

 

AMS-Budgetkürzungen mit fatalen Folgen

„Die geplanten AMS-Kürzungen sind schlichtweg der falsche Weg. Die Bundesregierung soll Arbeitslosigkeit bekämpfen und nicht die arbeitslosen Menschen. Wir müssen in Menschen investieren und sie in Beschäftigung bringen, anstatt Arbeitslosigkeit zu festigen. Wir benötigen eine Arbeitsmarktpolitik mit politischer Weitsicht!“, fordert Wohlgemuth mehr Vorausschau. Das Ziel müsse lauten, Menschen gut auszubilden und in gute und langfristige Beschäftigungsverhältnisse zu bringen. Dieses Ziel müsse auch in Bezug auf die Integration gelten, wobei ideologiebehaftete Debatten dabei für ihn fehl am Platz sind: „Arbeit ist der beste Weg zur Integration. Menschen mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit brauchen Perspektiven. Integration ist auch arbeitsmarktpolitisch von großer Bedeutung. Wir müssen Ausbildungen, Berufs- und Bildungsorientierung, Kompetenz-Checks und Deutschkurse etablieren. Insgesamt müssen Deutschkurse niederschwellig zugänglich und einfacher zu absolvieren sein, am besten direkt vor Ort in den Betrieben. Es geht dabei sowohl um Sicherheit im Unternehmen als auch ganz einfach darum, dass sich die Beschäftigten am Kaffeeautomaten unterhalten können.“

 

Ausbau der Kinderbetreuung schneller vorantreiben

Die Teilzeitquote ist nach wie vor zu hoch: Knapp 130.000 Tiroler:innen arbeiten in Teilzeit, der Großteil davon sind Frauen. Der Grund liegt unter anderem in den fehlenden Kinderbetreuungseinrichtungen. „Auch wenn mit dem Vermittlungsanspruch auf einen Betreuungsplatz in Tirol österreichweit ein Meilenstein gesetzt wurde, geht der Ausbau der ganztägigen und ganzjährigen Kinderbetreuung zu langsam voran. Wir müssen auch vermehrt auf Betriebskindergärten und Gewerbegebietskindergärten setzen. Wichtig ist dabei immer ein niederschwelliger Zugang sowie eine qualitativ hochwertige und leistbare Betreuung“, konkretisiert Wohlgemuth. Parallel dazu soll eine Aufklärungskampagne darüber informieren, dass Teilzeitarbeit später Teilzeitpension bedeutet.

 

Starke Kollektivverträge gegen 41-Stunden-Woche

Der aktuellen Forderung nach einer 41- Stunden-Woche erteilt Wohlgemuth eine klare Absage: „Eine Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich wird es mit uns definitiv nicht geben. Österreich liegt ohnehin schon in Bezug auf die Arbeitszeit im EU-weiten Spitzenfeld. Die Gewerkschaften sind ein Bollwerk und eine Garantie gegen solche Ausbeutungsphantasien: mit unseren starken Kollektivverträgen sorgen wir dafür, dass solche Vorschläge nicht Realität werden!“

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