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16 Tage gegen Gewalt an Frauen:

2.000 Euro kollektivvertragliches Mindestentgelt für finanzielle Unabhängigkeit

Österreichweit ist jede fünfte Frau in ihrem Leben von Gewalt betroffen, durchschnittlich gibt es jeden Monat drei Femizide in Österreich. „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ ist eine Aktion, die Bewusstsein für die strukturelle Benachteiligung und Gewalt an Frauen schaffen soll. Die Gewerkschaftsfrauen fordern im Zuge dessen ein kollektivvertragliches Mindesteinkommen von 2.000 Euro brutto sowie Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt, um Frauen von finanziellen Abhängigkeitsbeziehungen zu befreien.

 

„Strukturelle Benachteiligung und Gewalt an Frauen ist auch in Österreich keine Seltenheit und sie betrifft alle Gesellschaftsschichten. Die ‚16 Tage gegen Gewalt an Frauen‘ sollen nicht nur Aufmerksamkeit schaffen, sondern auch ganz konkret genutzt werden, um Verbesserungen für Frauen zu bewirken“, gibt sich Sonja Föger-Kalchschmied, Vorsitzende der Tiroler Gewerkschaftsfrauen, kämpferisch. „Wir müssen diesem Problem unserer Gesellschaft auf den Grund gehen und dafür sorgen, dass Frauen erst gar nicht in eine Gewaltspirale kommen. Unsere primäre Forderung lautet daher: Ein kollektivvertraglicher Mindestlohn von 2.000 Euro brutto. Wenn Frauen, die ja leider nach wie vor tendenziell öfter in schlechter bezahlten Branchen arbeiten, finanziell unabhängig sind, können sie gewalttätige Beziehungen eher verlassen. Sichere Einkommen und gute Bedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind die wichtigste Gewaltprävention“, ist die Gewerkschafterin überzeugt.

 

Raus aus der Teilzeitfalle

Mehr als jede zweite Berufstätige arbeitet in Tirol in Teilzeit, oftmals nicht freiwillig. „Die hohe Teilzeitquote von Frauen in Tirol entsteht unter anderem auch dadurch, dass sie meistens für den Großteil der Care-Arbeit innerhalb der Familie verantwortlich sind – Stichwort traditionelle Rollenverteilung. Erst wenn Kinderbetreuungsplätze vor allem im ländlichen Raum ganztägig und ganzjährig ausgebaut werden und dem Fachkräftemangel in der Pflege ein Ende gesetzt wird, können Frauen von wirklich gleichberechtigten Chancen am Arbeitsmarkt sprechen“, so Föger-Kalchschmied.

 

Philip Wohlgemuth, Landesvorsitzender des ÖGB Tirol, spricht sich ebenfalls für die Unterstützung von Vollzeitbeschäftigung von Frauen aus: „Wir erleben gerade einen beispiellosen Fachkräftemangel, der sich auch in naher Zukunft nicht bessern zu scheint. Frauen sind sehr gut ausgebildet, von diesem Potential könnte die gesamte Wirtschaft enorm profitierten. Damit das gelingt müssen unter anderem ganzjährige und ganztägige Kinderbetreuungsangebote rasch massiv ausgebaut werden.“ Nicht zu übersehen sei in diesem Zusammenhang, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, um mehr Personal für diesen Bereich zu gewinnen.

 

Mehr Mittel für Frauenhäuser 

Darüber hinaus fordert der ÖGB Tirol mehr finanzielle Mittel für Investitionen in Maßnahmen zum Schutz von Frauen. „Die Politik muss endlich zusätzliche Mittel zur Absicherung und zum Ausbau von Frauenhäusern bereitstellen, ebenso für Gewaltschutzzentren und Frauenberatungsstellen und zusätzlich 3.000 neue Stellen im Opferschutz”, sieht Föger-Kalchschmied die Politik in der Verantwortung.  

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