Ausbau von leistbarer Ferienbetreuung
Sommerferien als enorme Herausforderung für berufstätige Eltern
Neun Wochen Sommerferien stehen vor der Tür und wieder einmal wissen viele Eltern nicht, wie sie diese managen sollen. Während sich die Kinder auf einen Sommer voller Abenteuer freuen, werden viele Eltern mit einem Dilemma konfrontiert, das ihren Alltag in ein Chaos verwandelt: die Kinderbetreuung in den Ferien. Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth verweist auf den enormen Aufholbedarf und fordert den flächendeckenden Ausbau kostengünstiger Betreuungsangebote sowie bessere Rahmenbedingungen für Elementarpädagog:innen.
Nur jeder zehnte Kindergarten durchgehend geöffnet
„Die Zahlen sprechen für sich: Lediglich 11,2% der Tiroler Kindergärten haben während der Sommerferien durchgehend geöffnet, bei den Kinderkrippen sind es immerhin 25,5%. Dazu kommt, dass in Innsbruck die Situation deutlich besser ist als im Tirol-Schnitt, somit in den ländlichen Regionen das Problem deutlich verschärft ist. Alles in allem für berufstätige Eltern eine enorme Herausforderung und fast unlösbare Aufgabe!“, zeigt Wohlgemuth auf. Er bezieht sich auf die in der Statistik der Kinderbetreuungseinrichtungen publizierten Zahlen für das Jahr 2022/23 und betont: „Eine nachhaltige Lösung des Betreuungsproblems kann nur durch eine umfassende familienfreundliche Politik erreicht werden. Dazu gehört nicht nur die Verbesserung der Ferienbetreuung, sondern auch die generelle Stärkung von Betreuungsstrukturen über das gesamte Jahr hinweg. Wir müssen die Bedürfnisse von Familien stärker in den Fokus der politischen und gesellschaftlichen Debatte rücken.“
Kein individuelles, sondern gesellschaftliches Problem
Laut Sora Schulkostenstudie (2021) nahm ein Drittel der Eltern in Österreich kostenpflichtige Sommerbetreuung in Anspruch und hat dafür durchschnittlich 341 Euro bezahlt. „Ferienbetreuung ist kein individuelles Problem der Eltern, sondern eine Aufgabe, die wir gemeinsam als Gesellschaft übernehmen müssen. Nur durch ein entschlossenes Handeln können wir sicherstellen, dass Eltern nicht länger vor der Wahl zwischen Karriere und Kinderbetreuung stehen müssen“, so Wohlgemuth und verweist damit auf die Versäumnisse der letzten Jahre: „Wir hinken dem erforderlichen Maß deutlich hinterher!“ Positiv hebt der Tiroler ÖGB-Chef hervor, dass das Problem jetzt angegangen wird und die Tiroler Landesregierung bereits den Weg hin zum Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz geebnet hat.
Ohne Personal geht es nicht
Klar ist allerding für den Gewerkschaftsvorsitzenden auch, dass es hierfür bessere Rahmenbedingungen für Elementarpädagog:innen braucht. „Wir benötigen Sofort-Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssituation in der Elementarpädagogik, um das bestehende Personal zu halten und neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen. Es geht hier um jene, die unsere Kindern fördern und betreuen. Die vom ÖGB und Gewerkschaften ausgearbeiteten Maßnahmen liegen seit Monaten auf dem Tisch. Jetzt liegt es an der Bundesregierung, diese auch endlich ernst zu nehmen und umzusetzen“, appelliert Wohlgemuth.
ÖGB-Forderungen für die Elementarpädagogik:
- Kleine Gruppengrößen, mehr Personal
- Sofortige Ausbildungsinitiative als Maßnahme gegen den Personalmangel
- Einheitliche Ausbildungsstandards für Assistent:innen
- Gute Arbeitsbedingungen für alle durch ein einheitliches Bundesrahmengesetz in ganz Österreich mit guter Bezahlung