Bei Überbetrieblicher Lehrausbildung nicht auf die Erhöhung der Lehrlingsentschädigung vergessen!
Gleichstellung gegenüber Lehrlingen in betrieblicher Ausbildung notwendig
1,4 Millionen Euro investiert das Land Tirol in die überbetriebliche Lehrausbildung. Die Österreichische Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) Tirol begrüßt diesen Schritt, fordert aber gleichzeitig eine Gleichstellung der Jugendlichen in der überbetrieblichen Lehrausbildung an jene in Betrieben. „Die Lehrlingsentschädigung muss zumindest an die Geringfügigkeitsgrenze angehoben werden, darüber hinaus braucht es im Sinne der Gleichbehandlung ein Anrecht auf ein Urlaubs- und Weihnachtsgeld!“, zeigt Sandra Hofer, Landesjugendsekretärin der ÖGJ Tirol, noch vorhandene Lücken auf. Hier ist der Bund am Zug.
69 Personen absolvieren in Tirol aktuell eine überbetriebliche Lehrausbildung. Grundsätzlich sind Jugendliche in den ÜBAs Lehrlingen in Betrieben gleichgestellt, jedoch ziehen sie finanziell den Kürzeren: Sie erhalten kein Lehrlingseinkommen, sondern nur eine Ausbildungsentschädigung von derzeit 385,50 Euro im 1. und 2. Lehrjahr sowie 890,70 Euro im 3. und 4. Lehrjahr. „Die Initiative des Landes, 1,4 Millionen in diese wichtige Ausbildung fließen zu lassen, ist wichtig und richtig. Jetzt ist allerdings der Bund am Zug, um die überbetriebliche Lehrausbildung aufzuwerten und die Lehrlinge für ihre Tätigkeit entsprechend zu entlohnen“, konkretisiert auch Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth die Gewerkschaftsforderung und weiter: „Wir haben mit der dualen Lehrausbildung eines der besten Systeme weltweit und eine erstklassige Fachkräfte-Schmiede. Trotzdem sind Anpassungen notwendig, wie beispielsweise die längst überfällige Gleichstellung von Lehrlingen in ÜBAs gegenüber jenen in Unternehmen.“
Gerade angesichts der massiven Teuerung und der ohnehin hohen Lebenserhaltungskosten in Tirol ist zumindest ein Grundstock an finanzieller Absicherung für die Jugendlichen essentiell. Die ÖGJ fordert eine Anhebung der Lehrlingsentschädigung in den ÜBAs im ersten und zweiten Lehrjahr auf 518,44 Euro monatlich. Dieser Wert entspricht der ASVG-Geringfügigkeitsgrenze 2024. Darüber hinaus will die Gewerkschaftsjugend im Sinne der Gleichberechtigung ein 13. und 14. Lehrlingseinkommen verankert wissen.
„Die Überbetriebliche Ausbildung ist ein enorm wichtiges Instrument, um Jugendlichen, die keine Lehrstelle gefunden haben, trotzdem eine fundierte Ausbildung zu garantieren. Auch die Wirtschaft profitiert von gut ausgebildeten Fachkräften“, so Hofer. Die Tiroler Jugendsekretärin sieht zudem Verbesserungsbedarf in Bezug auf die Praktikumsbetriebe: „Wir fordern eine Auswahl der Betriebe nach den definierten Kriterien Social Responsibility – also wertschätzende Unternehmenskultur, Gleichbehandlung und keine Diskriminierung – sowie Nachhaltigkeit. Wünschenswert wäre außerdem eine realistische Chance auf eine Übernahme. Darüber hinaus sollten regelmäßige Kontrollen der Praktikumsbetriebe und eine Aufwertung der Qualitätssicherungsgespräche etabliert werden.“
Die Gewerkschaftsjugend hat sich bereits im Dezember 2022 in einem offenen Brief an Arbeitsminister Kocher gewandt und Vorschläge für mehr Fairness übermittelt.