Equal Pay Day am 18. Oktober
Der Equal Pay Day ist jener Tag, von dem an Frauen im Vergleich zu Männern das restliche Jahr quasi ohne Bezahlung arbeiten. In Tirol findet dieser heuer am 18. Oktober statt – und liegt damit deutlich unter dem Österreich-Schnitt, wo dieser Tag erst auf den 30. Oktober fällt. Dazu ÖGB-Frauenvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied: „Wenn wir in diesem Tempo weiter machen, haben wir in Tirol erst 2096 eine echte Gleichberechtigung von Frauen und Männern erreicht!“ Als wichtigen Hebel sieht sie die Kollektivvertragsverhandlungen, wo die Gewerkschaften heuer einen Mindestlohn von 2.000 Euro brutto für alle Niedriglohnbranchen fordern.
Jährlich verdienen Tirolerinnen 10.878 Euro weniger als ihre männlichen Kollegen, das entspricht einem Einkommensnachteil von 20,5%. 75 Tage arbeiten sie daher sozusagen unbezahlt. Damit haben die Tirolerinnen statistisch gesehen zwar einen Tag im Vergleich zum Vorjahr wettgemacht, allerdings handelt es sich bei diesem kleinen Erfolg um einen verzerrten Krisen-Effekt. „Viele Frauen, die während der Krise gearbeitet haben, waren jene, die ohnehin grundsätzlich mehr verdienen. Männer hingegen haben im Krisenjahr 2021 im Durchschnitt etwas weniger verdient, da viele von Kurzarbeit betroffen waren oder keine Überstunden mehr leisten konnten bzw. mussten. Der kleine Fortschritt ist also nächstes Jahr vermutlich gar nicht mehr spürbar“, ordnet Föger-Kalchschmied die aktuellen Zahlen ein. Besonders bitter: „Der Equal Pay Day vergleicht nur Frauen und Männer, die ganzjährig vollzeitbeschäftigt sind. Alle Frauen, die in Teilzeit arbeiten, durch die Corona-Krise ihre Stunden reduzieren mussten oder ihre Jobs verloren haben, sind in dieser Statistik überhaupt nicht abgebildet. Deshalb heißt es jetzt: Noch mehr für Frauenanliegen kämpfen, denn davon wird die gesamte Gesellschaft profitieren!“
Altersarmut ist kein Naturgesetz
Die Gewerkschafterin weist in diesem Zusammenhang auf die dramatischen Konsequenzen der Gehaltsunterschiede hin: „In Folge der niedrigeren Fraueneinkommen fallen Arbeitslosengeld und Pensionen bei Frauen deutlich geringer aus. Damit steigt für Frauen auch das Risiko von Altersarmut. Faire Frauenlöhne sind damit eine Frage der Gerechtigkeit. Nach dem Erwerbsleben von der Pension auch leben zu können, ist wesentlich für ein selbstbestimmtes Leben.“
Künftige Landesregierung am Zug
Auch für Tirols ÖGB-Vorsitzenden Philip Wohlgemuth ist Gleichberechtigung das Gebot der Stunde: „Frauen arbeiten oftmals in Niedriglohnbranchen. Das bedeutet aber nicht, dass wir diese Frauen vergessen! Der diesjährige Equal Pay Day steht im Zeichen der aktuellen Teuerungswelle. Wir fordern daher ein Mindestgehalt bzw. einen Mindestlohn von 2.000 Euro brutto in jedem Kollektivvertrag!“ Weitere Forderungen des ÖGB sind mehr Einkommenstransparenz, verbindliche Einkommensberichte auch in kleinen Betrieben, familienfreundliche Arbeitszeitmodelle und mehr Anreize für Väterkarenz. „Ich erwarte mir außerdem, dass der Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz kein leeres Wahlversprechen bleibt!“, nimmt Wohlgemuth die künftige Tiroler Landesregierung in die Pflicht.
Da in Tirol vor allem in den ländlichen Regionen immer noch keine flächendeckende, ganzjährige Kinderbetreuung garantiert werden kann, kehren Mütter nach der Geburt des Kindes selten oder zumindest spät in ihren Vollzeitjob zurück. Damit einher gehen schlechte Aufstiegschancen und Gehaltseinbußen. Der ÖGB fordert einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz ab dem 1. Geburtstag des Kindes und Öffnungszeiten, die mit den Arbeitsrealitäten im Einklang stehen. Hier besteht vor allem in Tirol noch Aufholbedarf: Im Bundesländervergleich sind wir in Tirol mit durchschnittlich 38 Schließtagen in Kindergärten das traurige Schlusslicht.