Erneut wackeln Jobs am Innsbrucker Flughafen
Meteorologie künftig per Ferndiagnose?
LOWI – CAVOK. Wenn diese mysteriösen Kürzel kommen, sind PilotInnen, die von Innsbruck aus starten wollen, beruhigt: ceiling and visibility okay. Einem ruhigen Flug steht also grundsätzlich nicht mehr sehr viel im Weg. Doch es geht um mehr: PilotInnen bekommen – egal, ob für den „Eigengebrauch“ oder kommerziell unterwegs – während ihrer Ausbildung eingebläut, dass sie verantwortlich sind: für das eigene Leben und für das ihrer Passagiere.
Und genau dafür brauchen die PilotInnen – Hobby, Linie oder Charter – viele Informationen: Neben den grundsätzlichen Flugdaten, Höhenmetern und Routenführungen beschäftigen sie sich mit dem Wetter, denn die Umstände „dort oben“ sind extrem ortsabhängig. Von den meisten Fluggesellschaften wird der Innsbruck Airport in die Kategorie C eingestuft. Das bedeutet, PilotInnen, die in Innsbruck landen oder starten wollen, benötigen aufgrund der äußerst schwierigen Verhältnisse wie dem engen Talkessel und den Wetterkapriolen eine Zusatzausbildung. Und dennoch: Es gibt ernsthafte Bestrebungen - nach dem Versuch, die FluglotsInnen zu zentralisieren - selbiges auch mit den ortsansässigen MeteorologInnen zu tun. Konkret geht es um die Standorte der Austro Control auf den Bundesländer-Flughäfen.
„Nach dem Personalabbau bei Tyrolean der letzten Jahre wackeln erneut hochwertige Jobs im Tiroler Luftfahrtbereich“, zeigt sich Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth alarmiert. „Geplant ist offenbar, die so wichtigen Positionen der Meteorologen in Wien zu zentralisieren und somit die Dienste in den Bundesländern einzustellen. Das betrifft vor allem Tirol und Salzburg. Wenn die MitarbeiterInnen den Wechsel nach Wien oder den ‚Golden Handshake‘ nicht annehmen, droht die Kündigung“, fasst Emanuel Straka, zuständiger Sekretär der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida Tirol, die aktuellen Planungen des Managements zusammen.
Sicherheitsaspekt in den Alpen wesentlich
Begründet wird das Vorgehen vonseiten des Managements mit Innovation und Weiterentwicklung. Für Wohlgemuth ist diese Argumentation nicht haltbar: „Jetzt geht es um unsere Sicherheit: Speziell die Flughäfen Innsbruck und Salzburg haben auf Grund der geologischen Lage und den widrigen Wetterverhältnissen im Gebirge hier eine ganz besonders wichtige Rolle. Komplexe Phänomene wie der außerordentlich starke Föhn im engen Talkessel sorgen immer wieder für neue Herausforderungen für die Piloten, der Flughafen Innsbruck gilt nicht umsonst als einer der gefährlichsten in ganz Europa. Der Anflug gilt als besonders anspruchsvoll. Da braucht es die Unterstützung von MeteorologInnen vor Ort. Sie sind oft auch Spezialisten für regionale und lokale Mikroklimata, auf die gerade PilotInnen im Bergland oft und kurzfristig angewiesen sind“, verweist Wohlgemuth auf die Wichtigkeit von MeteorologInnen in den Bundesländern. Bekanntermaßen wechseln die Wetterbedingungen in Tirol schnell, mitunter muss die Anflugroute spontan geändert werden. „Der Flughafen Innsbruck ist Gott sei dank seit langem unfallfrei – das soll auch so bleiben!“, so der Gewerkschafter abschließend.