Girls‘ Day: Stärkere Förderung von Frauen in MINT-Berufen
Nur ein Viertel der Beschäftigten sind weiblich
Der jährliche Girls‘ Day findet jährlich am vierten Donnerstag im April statt und unterstützt Mädchen bei der Berufsorientierung. Ein Schwerpunkt liegt auf Einblicken in technische Berufe, Ziel ist unter anderem das Aufbrechen der dort nach wie vor vorherrschenden Männerdomäne. Die ÖGB Frauen Tirol begrüßen solche Angebote und fordern weitere Initiativen, um Frauen für MINT-Berufe zu interessieren und auch dort zu halten.
Obwohl mehr Frauen studieren, sind sie in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert. Vor allem im tendenziell eher gut bezahlten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ist nur ein Viertel der hochqualifizierten Wissenschafts- und Technikjobs hierzulande von Frauen besetzt. Anlässlich des Girls‘ Day appelliert Tirols ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied, endlich die Voraussetzungen für echte Gleichberechtigung zu schaffen und veraltete Rollenbilder aufzubrechen: „Die Berufswahl ist wesentlich für das gesamte Leben, da sie unweigerlich die Einkommenssituation mitbestimmt. Umso wichtiger ist es, jungen Frauen alle ihnen offenstehenden Wege aufzuzeigen und sie dann auch weiterhin zu unterstützen.“ Aktuell entscheiden sich junge Frauen bei der Wahl ihres Lehrberufs vor allem für den Einzelhandel, die Ausbildung zur Bürokauffrau und zur Friseurin. Während in diesen Branchen die Einkommen eher niedrig sind, liegen sie beispielsweise in MINT-Berufen deutlich höher. Für Föger-Kalchschmied ist klar, dass Rollenbilder bereits im Kleinstalter aufgebrochen werden müssen. „Da kann beispielsweise die Elementarpädagogik eine enorm wichtige Rolle spielen, dass Mädchen eben nicht in Klischees gedrängt werden.“ Auch Berufsorientierung bereits ab der ersten Bildungsstufe könne helfen.
Vorbilder fehlen
„Warum sich viele Frauen gegen einen Beruf im MINT-Bereich entscheiden, liegt sicher an mehreren Faktoren. Tatsache ist: Es braucht eine stärkere Förderung von Mädchen und Frauen auf allen Ausbildungsebenen im MINT-Bereich beginnend in elementarpädagogischen Einrichtungen bis hin zur Universität“, so die Gewerkschafterin. Trotz der guten Jobaussichten und vergleichsweise guter Einkommen interessieren sich rund 20 Prozent weniger junge Frauen als Männer für sogenannte MINT-Berufe. „Das hat damit zu tun, was wir als Gesellschaft vorleben. Leider fehlen aber auch häufig entsprechende Vorbilder. Mir geht es um Ermutigung von Frauen – sei es in Hinblick darauf, dass sie sich Führungspositionen zutrauen oder bei der Berufswahl. Mit guten Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, starker Signalwirkung in Form von Vorbildern und Instrumenten, um strukturelle Benachteiligung aufbrechen zu können, schaffen wir echte Gleichberechtigung!“, ist Föger-Kalchschmied überzeugt. Sie betont: „Initiativen wie der Girls‘ Day sind der richtige Ansatz, aber für ein echtes und nachhaltiges Aufbrechen verkrusteter Rollenbilder braucht es ein ganzes Bündel an Maßnahmen.“
Auch auf betrieblicher Ebene besteht für Föger-Kalchschmied Handlungsspielraum: „Gleichberechtigte Einbindung von allen Beschäftigtengruppen in technologische Veränderungen bzw. Neuerungen im Betrieb würde Frauen entscheidende Mitgestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Besonderes Augenmerk soll dabei auf Frauen und Teilzeitbeschäftigte gelegt werden. Sie benötigen mehr Mitsprache in Bezug auf Förderung und Gleichberechtigung im Zugang zu Qualifikationen, Weiterbildung, Umschulungen im Zusammenhang mit technologischen Veränderungen und Neuerungen im Betrieb.“
Neubewertung von Arbeit
Generell fordert Föger-Kalchschmied eine Aufwertung jener Arbeitsbereiche, die aktuell eher schlecht bezahlt werden, wie die Pflegebranche und der Dienstleistungssektor: „Die ‚Arbeit am Menschen‘ muss deutlich aufgewertet werden. Es kann nicht sein, dass systemrelevante Berufe einher gehen mit niedrigen Einkommen – gerade jene Arbeitnehmer:innen, die unser Land am Laufen halten und so wichtig für unsere Gesellschaft sind, können gar nicht hoch genug geschätzt werden. Für diese Bereiche braucht es definitiv eine bessere monetäre Abgeltung und in weiterer Folge eine Neubewertung von Arbeit!“