Hilferuf aus den Kindergärten
Aufgrund der äußerst angespannten Situation in den Kindergärten schlagen ÖGB, younion _ Die Daseinsgewerkschaft, die Gewerkschaft GPA und die Gewerkschaft vida Alarm: Die Beschäftigten sind am Limit, der Aufwand in der Corona-Pandemie ist fast nicht mehr bewältigbar. „Wir brauchen endlich eine bundeseinheitliche Teststrategie für die Kleinsten, einheitliche Sicherheitskonzepte für die Kindergärten und mehr Personal!“, fordern daher GewerkschaftsvertreterInnen anlässlich des heutigen Tages der Elementarpädagogik. Verdeutlicht wird der Hilferuf mit einem aus Kerzen geformten überdimensionalen Herz vor der Annasäule in der Maria-Theresien-Straße.
„Wir sind Feuer und Flamme für Verbesserungen in der Elementarpädagogik!“, stellt Verena Steinlechner-Graziadei, Vorsitzende der younion _ Die Daseinsgewerkschaft Tirol, klar und umreißt die aktuelle, äußerst besorgniserregende Lage in den Kindergärten: „Die Personalsituation war bereits vor Beginn der Pandemie angespannt, jetzt wurde sie weiter verschärft. Die psychischen und physischen Belastungen sind hoch, der Arbeitsdruck enorm – die Bezahlung wird dieser täglichen Herausforderung absolut nicht gerecht. Und das, obwohl ElementarpädagogInnen definitiv systemrelevant sind!“ Sie setzt sich unter anderem für regelmäßige, kostenlose Supervision für ElementarpädagogInnen ein.
Kinderbetreuung ist kein Kinderspiel!
Ausbildungsinitiative für mehr Personal
Die Pandemie hat das Personal in den Kindergärten vor neue Herausforderungen gestellt: permanent wechselnde Kinderzahlen, erhöhtes Infektionsrisiko, Ängste der Eltern, die sich auf die Kinder übertragen, regelmäßige Desinfektion beispielsweise der Spielsachen und administrativer Mehraufwand unter anderem bei Verdachtsfällen. „Dem allen muss endlich Rechnung getragen werden. Wir brauchen mehr pädagogische Fachkräfte, ein einheitliches Sicherheitskonzept und eine einheitliche Teststrategie. Die ElementarpädagogInnen dürfen nicht die Vergessenen der Pandemie sein. Kinderbetreuung ist kein Kinderspiel“, stellt auch Petra Lederer, Vorsitzende des Forums für Elementar- und Hortpädagogik der younion _ Die Daseinsgewerkschaft Tirol, klar. Sie berichtet von katastrophalen Zuständen: „Die Situation ist längst nicht mehr tragbar, der Personalmangel wirkt sich mittlerweile massiv aus. Viele Beschäftigte überlegen, den Job zu wechseln. Wir benötigend dringend mehr pädagogische Fachkräfte!“ Dafür müsse eine sofortige Ausbildungsinitiative gestartet werden.
Es kann nicht sein, dass ein Kind in Vorarlberg anders behandelt wird als in Wien.
Eine Kindergarten-Milliarde jährlich
Die aktuelle Überarbeitung des Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetzes sei ein wichtiger Schritt, so Steinlechner-Graziadei: „Man sieht an der Überarbeitung, dass grundsätzlich guter Wille gezeigt wird, um den quantitativen als auch qualitativen Ausbau im Bereich der Kinderbetreuung voranzutreiben. Momentan werden diese Pläne jedoch auf dem Rücken der MitarbeiterInnen bzw. der Kinder ausgetragen, da das Personal und die dienstrechtlichen Rahmenbedingungen fehlen. Es fehlt schlicht am Geld. Daher nehmen wir den Bund in die Pflicht und fordern eine große Ausbildungsoffensive und eine Kindergarten-Milliarde jährlich!“ Ein flächendeckender Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen ist wesentlich, um die Vereinbarung von Familie und Beruf zu erleichtern.
„Es kann nicht sein, dass Kinder in Vorarlberg anders behandelt werden als in Wien. Genauso kann es nicht sein, dass das Kinderbetreuungsangebot davon abhängt, in welcher Gemeinde ich lebe. Es braucht Chancengleichheit für alle Kinder und Familien. Deswegen ist der Bund am Zug!“, ergänzt Lederer.
Der gesamte Elementarbereich wurde von der Politik im Stich gelassen!
Einheitliche Bezahlung unabhängig vom Dienstgeber
Auf Unterschiede bei der Bezahlung weist Sonja Föger-Kalchschmied, Sprecherin für den Sozialbereich der GPA Tirol, hin: „Bei der Bezahlung in der Elementarpädagogik haben wir das gleiche Problem wie in der Pflege: Wir brauchen gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Durch die unterschiedlichen Qualifikationen und Berufsbezeichnungen österreichweit beginnen die Unterschiede bereits bei der Einstufung. Die Mehrheit der Tiroler Beschäftigten sind bei Gemeinden angestellt, bei privaten Trägern gelten mitunter drei Systeme, nämlich der SWÖ-Kollektivvertrag, konfessionelle Kollektivverträge oder der Mindestlohntarif. Es muss doch gelingen, dass als erster Schritt die Entlohnung für ElementarpädagogInnen in Tirol angeglichen wird, in weiter Folge österreichweit. Gerade während der letzten 22 Monate haben die ArbeitnehmerInnen in diesem Bereich durchgehend gearbeitet, dafür haben sie nicht einmal die Corona-Zulage erhalten. Der gesamte Elementarbereich wurde von der Politik im Stich gelassen, das lassen sich die ElementarpädagogInnen nicht mehr gefallen!“
Uns erreichen täglich zahlreiche Zuschriften.
Verunsicherung aufgrund fehlender Sicherheitskonzepte
„Dass Kinder vielerorts von der Testpflicht befreit sind, sorgt für Verunsicherung – vor allem, da das Personal zu strenger Einhaltung der 3-G-Regel am Arbeitsplatz angehalten wird. Die derzeit vorherrschende Omikron-Variante ist hochansteckend. Umso wichtiger ist hier ein einheitliches Vorgehen, das Sicherheit für Beschäftigte und Kinder gleichermaßen bringt. Uns erreichen zahlreiche Zuschriften von verunsicherten MitarbeiterInnen – es braucht endlich vernünftige Rahmenbedingungen!“, betont auch Philip Wohlgemuth, Tirols ÖGB-Vorsitzender.
Die GewerkschaftsvertreterInnen fordern, dass jährlich eine Milliarde Euro zusätzlich für Elementarbildung zur Verfügung gestellt wird, ein einheitliches Bundesrahmengesetz in ganz Österreich, eine Ausbildungsoffensive, mehr Personal und einheitliche Sicherheitskonzepte sowie Teststrategien.