ÖGB-Frauen: OECD-Studie empfiehlt mehr Lohntransparenz
Betriebe müssen Potential von weiblichen Beschäftigten endlich erkennen
„Anstatt immer hinterherzuhinken, sollten wir endlich Vorreiter in Sachen Gleichstellung von Frauen werden!“, fordert Tirols ÖGB-Frauenvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied. Wichtiger Hebel sei hier die Einkommenstransparenz. Eine aktuelle OECD-Studie bescheinigt den aktuellen Regelungen in Österreich allerdings wenig Wirksamkeit.
In Tirol verdienen Frauen jährlich 10.878 Euro weniger als ihre männlichen Kollegen, das entspricht einem Einkommensnachteil von 20,5%. In weiterer Folge bedeutet das weniger Pension und damit ein höheres Risiko im Alter von Armut betroffen zu sein. Zwar verlangt Österreich als eines von 21 der insgesamt 38 OECD-Länder von den Arbeitgeber:innen nach Geschlecht aufgeschlüsselte Lohndaten, allerdings ist diese Maßnahme zur Schließung der Einkommensschere laut der diese Woche veröffentlichten Studie „Reporting Gender Pay Gaps in OECD Countries“ deutlich zu wenig. Empfohlen werden daher eine Ausweitung der Pflicht, aufgeschlüsselte Lohndaten zu melden, sowie Sanktionen.
Wir müssen in puncto Gleichstellung von Frauen endlich vom Verzögerungsstreifen auf die Überholspur wechseln und eine Vorrteiterrolle einnehmen!
Lohntransparenzgesetz in Österreich gefordert
Auch die ÖGB-Frauen fordern eine Erweiterung der verpflichtenden Einkommensberichte. „Ein ganz wesentlicher Punkt zur Schließung des Gender Pay Gaps wäre die Ausweitung der verpflichtenden Einkommensberichte auf Unternehmen bereits ab 50 Beschäftigten sowie auf alle Dienstgeber, also beispielsweise auch auf Länder und Gemeinden. Zudem braucht es spürbare Sanktionen wie hohe Geldstrafen bei Nichterstellung des Einkommensberichts sowie bei Ablehnung von Verhandlungen über Maßnahmen und deren konkrete Umsetzung zur Beseitigung der Einkommensunterschiede. Die Nichterstellung eines Einkommensberichtes und Untätigkeit bei Einkommensunterschieden soll zu einem Ausschlusskriterium bei der öffentlichen Auftragsvergabe werden“, konkretisiert Föger-Kalchschmied die Forderungen der ÖGB-Frauen. Entscheidend sei auch ein Lohntransparenzgesetz, damit die Beschäftigten Einsicht in die Löhne und Gehälter der Kolleginnen und Kollegen erhalten. „Auf EU-Ebene wurde vor kurzem eine entsprechende Transparenzrichtlinie beschlossen, das war ein enorm wichtiger Schritt, der auch von vielen Seiten wahrgenommen wurde. Jetzt muss Österreich gleich anschließen, damit wir auch auf nationalstaatlicher Ebene Handhabe besitzen!“, fordert Föger-Kalchschmied rasches Handeln.
Gesetzliche Richtlinien als Mindeststandard
Damit allein ist es allerdings nicht getan, Bewusstseinsbildung ist für die Gleichstellung das A und O. „Strenge Richtlinien sind absolut notwendig, aber genauso wichtig ist es, dass Betriebe bzw. Arbeitgeber:innen das große Potential der Frauen endlich viel mehr wahrnehmen und fördern. Unternehmen müssen für Frauen optimale Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten über die geltenden Richtlinien hinaus anbieten. Wir müssen in puncto Gleichstellung von Frauen endlich vom Verzögerungsstreifen auf die Überholspur wechseln und eine Vorreiterrolle einnehmen, anstatt immer nur hinterher zu hinken!“, appelliert Föger-Kalchschmied. Sie verweist zudem auf die Vorteile auch für die Unternehmen: „Wenn Betriebe bei der Gleichstellung von Frauen aktiv werden, ist das ein großes Qualitätskriterium, das auch von den Arbeitnehmer:innen wahrgenommen wird. Gerade angesichts des aktuellen Arbeitskräftemangels sind solche Initiativen und Bekenntnisse ein wichtiges Kriterium für die Beschäftigten, um sich für einen Job in einem solchen Unternehmen zu entscheiden bzw. dort zu bleiben. Das wirkt wie ein Gütesiegel!“
Die Zeit des Abwartens ist vorbei!
„Wir Frauen werden weiter laut sein und unsere Rechte einfordern. Damit warten wir nicht mehr auf den nächsten Aktionstag oder Equal Pay Day – wir wollen Geschlechtergerechtigkeit und zwar jetzt! Die Zeit des Abwartens ist vorbei!“, zeigt sich die Tiroler ÖGB-Frauenvorsitzende kämpferisch.