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Philip Wohlgemuth als Vorsitzender bestätigt

Katzian: Regierung muss endlich in die Gänge kommen

Mit überwältigender Mehrheit wurde Philip Wohlgemuth im Rahmen der 27. Landeskonferenz des ÖGB Tirol von den rund 180 anwesenden stimmberechtigten Delegierten an der Spitze der Tiroler Gewerkschaftsbewegung bestätigt: 97,7 Prozent wählten ihn erneut zum Vorsitzenden. Wohlgemuth verwies in seiner Rede auf die Erfolge der vergangenen Jahre und nannte die aktuelle Teuerung als eine der derzeitigen Herausforderungen. ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian strich die unverzichtbare Rolle der Gewerkschaft hervor und nahm angesichts der Rekordinflation einmal mehr die Bundesregierung in die Pflicht.

Die Teuerungswelle trifft alle.

Philip Wohlgemuth

 

„Eine gute Politik braucht mehr Gewerkschaftsideen in unserem Land: geschlossen, kooperativ und mit Blick auf die Zukunft. Diese unsere Ideen möchte ich gemeinsam mit euch vorantreiben. Umso mehr freue ich mich über den großen Rückhalt!“, dankte Wohlgemuth den anwesenden FunktionärInnen. Er ließ seine erste Funktionsperiode Revue passieren: „Hinter uns liegt eine äußerst herausfordernde Zeit, die uns alle viel Kraft alle gekostet hat. Wir haben seit der letzten Landeskonferenz nicht nur unzählige Bundeskanzler erlebt, sondern auch eine schwierige Phase der arbeitnehmerfeindlichen Politik, besonders unter schwarz/türkis-blau. Deren Handeln war geprägt von einer Politik für die Starken, nicht für die Schwachen. Ich jedenfalls habe eine völlig andere Vorstellung von einer fairen, ordentlichen und stabilen Politik.“ Bezug nahm er auch auf die Corona-Pandemie: „Auf eine Gesundheitskrise folgte rasch eine Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrise und gleich darauf eine Sozialkrise. Nahezu alle Tirolerinnen und Tiroler waren in irgendeiner Art und Weise betroffen, entweder in Kurzarbeit oder in Arbeitslosigkeit. Fixkosten konnten nicht mehr bezahlt werden, viele standen vor dem finanziellen Ruin. Gleich darauf folgte auch noch eine Teuerungswelle, dass es sich gewaschen hat, und die bis ganz weit in die Mittelschicht reicht. Wenn man plötzlich an der Zapfsäule das Doppelte bezahlt, die Lebenserhaltungskosten massiv ansteigen, das Wohnen unleistbar und Strom sowie Heizen unfinanzierbar wird, dann zwingt das nahezu alle in die Knie. Die Teuerungswelle trifft alle, Menschen mit geringen Einkommen aber viel mehr. Was die gesamte Gesellschaft jetzt braucht ist Frieden, Freiheit, Sicherheit, Verlässlichkeit und Stabilität. Und genau dafür treten wir GewerkschafterInnen tagtäglich ein!“

Applaus und nette Worte erhöhen keine Löhne.

Philip Wohlgemuth

 

Einen „sozialen Turbo“ forderte er auch in Hinblick auf die Zukunft: „Wir müssen jetzt einen politischen Turbo hinsichtlich der sozialen Infrastruktur und in der Sozialpolitik, für Wachstum und Beschäftigung, für soziale Sicherheit und Bildung, Kinderbetreuung, Pflege und Daseinsvorsorge zünden. Wir brauchen in Tirol künftig dringend eine vernünftige und starke Sozialpolitik, die auch wirklich greift. Armut darf in Tirol keinen Platz haben. Wir müssen eine bevorstehende Armutskrise mit einem starken Sozialstaat verhindern. Der Sozialstaat ist das Vermögen der Vielen und das beste Instrument, um Armut zu verhindern!“, so Wohlgemuth, der zudem die wichtige Rolle der Gewerkschaft hervorstrich: „Wir, die Gewerkschaftsbewegung, sind der Garant für Stabilität und Verlässlichkeit in unserem Land, verbindlich, stark und entschlossen. Wir stehen für eine Zukunft ohne Verliererinnen und Verlierer in unserem Land - und darauf bin ich als Vorsitzender des ÖGB Tirol stolz! Es geht um einen besseren Weg für unser Tirol und die Beschäftigen. Es geht um eine gerechte Entlohnung, um faire Rahmenbedingungen und um ein gutes Leben für alle! Applaus und nette Worte erhöhen keine Löhne und Gehälter und verbessern keine Rahmenbedingungen. Es braucht Respekt vor den ArbeitnehmerInnen, den wahren Leistungsträgerinnen und Leistungsträgern unserer Gesellschaft!“ 

Wir wollen für faire Spielregeln sorgen.

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian

Das ehrenamtliche Engagement der anwesenden BetriebsrätInnen und PersonalvertreterInnen würdigte auch ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian: „BetriebsrätInnen und PersonalvertreterInnen sind enorm wichtige Player, wenn es darum geht, die Gewerkschaftsbewegung als Gegengewicht zu neoliberalen Privatisierungsphantasieren zu positionieren. Fakt ist, dass das Vermögen in Österreich nach wie vor ungleich verteilt ist. Hier anzusetzen und für faire Spielregeln zu sorgen, ist eines unserer wesentlichen Ziele. Das geht nur, wenn wir gemeinsam Druck aufbauen. Bestes Beispiel ist die kürzlich angekündigte Pflegereform, die nur auf unseren Druck hin zustande gekommen ist – ein toller Erfolg der Gewerkschaft, der allen Menschen in Österreich zugute kommt!“.

Unser 9-Punkte-Katalog liegt auf dem Tisch.

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian

 

Ebenfalls auf der Agenda der Gewerkschaftsbewegung stünde die Abfederung der enormen Preissteigerungen. In diesem Zusammenhang räumte Katzian mit einem Märchen auf: „Uns aufgrund unseres Einsatzes für höhere Löhne und Gehälter ein Anheizen der Inflation zu unterstellen, ist geradezu lächerlich. Die ArbeitnehmerInnen holen sich lediglich zurück, was ihnen Energie- und Lebensmittelpreise und vor allem auch in Tirol hohe Mieten nehmen. Der 9-Punkte-Katalog der Sozialpartner gegen die Teuerungswelle liegt auf dem Tisch – die Regierung braucht ihn nur noch umzusetzen!“ Die Rekordinflation beschere dem Bund Mehreinnahmen, dieses Extra-Geld müsse endlich an die Haushalte zurückgegeben werden. „Die Inflation hat im April ein neues Rekordhoch von 7,2 Prozent erklommen. Die Regierung muss jetzt endlich in die Gänge kommen!“, forderte der Gewerkschafter einmal mehr ein rasches Handeln der Bundesregierung.

 

Das Präsidium des ÖGB Tirol wird künftig komplettiert von Gerhard Seier, Sonja Föger-Kalchschmied, Erika Landers, Bernhard Höfler, Mag. Michael Glaser und Astrid Kraxner.

 

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