Tag der Pflege:
Ganze Branche hat Belastungsgrenze längst überschritten!
Egal ob Langzeitpflege oder Krankenhaus – Pflegekräfte sind seit Jahren massiv überlastet. Dazu kommen schlechte Arbeitsbedingungen, zu geringe Bezahlung und zu wenig Wertschätzung. Die Drop-Out-Quote ist nicht umsonst überdurchschnittlich hoch. „Bevor wir um Arbeitskräfte aus dem Ausland feilschen, müssen bei uns die Arbeitsbedingungen verbessert werden“, hält Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth anlässlich des Tags der Pflege am 12. Mai fest und betont gleichzeitig: „Die Personalnot wird immer größer. Solange die Arbeitsbedingungen nicht besser werden, verpufft die Wirkung von kurzfristigen Maßnahmen.“
Bis zum Jahr 2050 werden rund 200.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Zwar wurden einzelne Maßnahmen zur Verbesserung der Situation auf den Weg gebracht, aber ein systemisches Konzept von Seiten der Bundesregierung nach wie vor ausständig. „Jede und jeden von uns kann es mal betreffen. Unsere Gesellschaft wird immer älter, der Trend deutet also auf mehr Bedarf, nicht weniger. Bei unveränderten Rahmenbedingungen werden vermutlich zwei Drittel der Österreicher:innen einmal eine nahestehende Person pflegen oder betreuen müssen“, betont Wohlgemuth die Dringlichkeit und weiter: „Die Pflegekräfte in Österreich werden seit Jahren hingehalten. Schon lange ist klar, dass die Bezahlung und vor allem die schlechten Arbeitsbedingungen viele aus der Branche flüchten lassen. Die Beschäftigten haben die Belastungsgrenzen längst überschritten!“
Die Gewerkschaft fordert unter anderem die Anerkennung von Pflege als Schwerarbeit, mehr Planbarkeit bei der Diensteinteilung, die Anhebung der Pflegeschlüssel sowie den Ausbau der Kapazitäten der mobilen Dienste, der Langzeitbetreuung, der Tagesbetreuung oder alternativen Wohnformen müssen ausgebaut werden. Dazu braucht es noch eine echte und leichter erreichbare Entlastungswoche für Pflegekräfte ab dem 43. Lebensjahr. „Es braucht eine nachhaltige öffentliche Finanzierung, attraktive, finanziell abgesicherte Ausbildungen, eindeutig verbesserte Arbeitsbedingungen und ein Umdenken in Bezug auf die Wertschätzung der Pflege- und Betreuungsberufe in der Gesellschaft“, so Wohlgemuth.
Kritisch sieht er das aktuelle Feilschen um Pflegekräfte aus dem EU-Ausland: „Wir müssen endlich das eigentliche Problem lösen, und das sind die Arbeitsbedingungen in der Pflege. Denn wenn sich hier nichts bessert, werden wir auch die teuer aus dem Ausland angeworbenen Pflegekräfte nicht halten können.“