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Franz Preschern 2023

Wohlgemuth: Vorhandenes Potential nutzen – Menschen Perspektiven geben

Mit rahmenrechtlichen Verbesserungen und Aufklärung soll Vollzeitquote erhöht werden

„Eine Teilzeitarbeit bedeutet später eine Teilzeitpension, darüber braucht es eine Aufklärungskampagne. Aber um die Vollzeitquote langfristig und zielgerichtet zu erhöhen, braucht es insgesamt vor allem rahmenrechtliche Verbesserungen, allen voran den Ausbau der Kinderbetreuung und bessere Arbeitsbedingungen, damit es den Arbeitnehmer:innen überhaupt erst möglich ist einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen!“, so Tirols ÖGB Vorsitzender Philip Wohlgemuth. In Tirol gibt es derzeit rund 127.000 Teilzeitbeschäftigte, 80% davon sind Frauen.

 

Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung kann „Game-Changer“ sein

„Der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen ist wesentlich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die gestellten Weichen für ein breites, flächendeckendes und vor allem leistbares Kinderbetreuungsangebot ist wesentlich, um die Vollzeitquote langfristig zu erhöhen. Dringend notwendig sind aber auch längere Öffnungszeiten und die Abdeckung der Ferien, also eine Kinderbetreuung, die auch die Arbeitsrealitäten abdeckt“, betont Wohlgemuth.

 

Ältere und Inklusion


„Noch immer gehen gut 15 Prozent der Arbeitnehmer:innen direkt von der Arbeitslosigkeit in Pension und Altersdiskriminierung ist am Arbeitsmarkt noch immer stark verbreitet. Besonders hier braucht es eine zielgerichtete Höherqualifikation und ein Angebot auf Aus- und Weiterbildung. Wohlgemuth drängt aber auch darauf, Menschen mit Behinderung nicht als Last zu betrachten, sondern als wertvolle Bereicherung und Chance für die Arbeitswelt. „Es braucht eine Bewusstseinskampagne und eine aktive Arbeitsmarktpolitik, damit Betriebe und Wirtschaft diese Chance für den Arbeitsmarkt auch erkennen“, so Wohlgemuth. Gelebte Inklusion am Arbeitsplatz stärkt das Arbeitsklima und fördert den Zusammenhalt im Unternehmen. Menschen mit Behinderungen bringen außerdem oft wertvolle soziale Kompetenzen und Fähigkeiten mit.

 

Integration und Deutschkurse


„Für eine schnellere und erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft sind ausreichende Sprachkenntnisse wesentlich“, zeigt Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth auf. Um das zu erreichen, fordert der Tiroler Gewerkschaftschef die Implementierung von niederschwelligen Sprachkursen – auch online - die parallel zu fachspezifischen Qualifikationsmaßnahmen angeboten werden sollen. „Damit würde man Arbeitnehmer:innen, die aktuell über wenig bis keine Deutschkenntnisse verfügen, sowohl das Nachgehen einer Erwerbsarbeit wie auch die Integration allgemein deutlich erleichtern. Auch die Wirtschaft würde profitieren. Wenn Beschäftigte nicht ausreichend Deutsch sprechen, können Missverständnisse auftreten, die im schlimmsten Fall zu Unfällen oder anderen Gefahrensituationen führen“, so Wohlgemuth weiter. Doch auch der zwischenmenschliche Aspekt ist für den Gewerkschafter enorm wichtig: „Die Kolleg:innen sollen sich an den Kaffeeautomaten oder im Pausenraum verständigen können, das ist für die Beteiligung im Betrieb und in der Gesellschaft aber auch für die allgemeine Integration wichtig. Es braucht schnellstmöglich ein Gesamtkonzept, regional wie auch überregional, um niederschwellige Deutschkurse – eventuell auch online – anbieten zu können!“, so Wohlgemuth.

 

Weiterbildung und Höherqualifikation


„Es ist unbedingt erforderlich, dass wir ganz systematisch Maßnahmen im Bereich Weiterbildung und Höherqualifikation setzen, um Arbeitslose auf offene Stellen zu vermitteln. Dazu gehören in erster Linie durchdachte und zielgerichtete Qualifikations-, Aus- und Weiterbildungsprogramme, die die Beschäftigten für zukunftsträchtige Branchen fit machen“, so der Tiroler ÖGB-Chef. Der sich immer schneller verändernden Arbeitswelt könne man nur mit bestens qualifizierten Arbeitnehmer:innen gerecht werden.

 

„Es braucht eine Arbeitsmarktpolitik mit Weitsicht!“, appelliert Wohlgemuth. Er fordert ein vollumfängliches Arbeitsmarktprogramm, um Menschen in Beschäftigung zu bringen, Menschen wieder Perspektiven zu geben und die Vollzeitquote zu erhöhen. „Es muss das volle Potenzial am Arbeitsmarkt ausgeschöpft werden. Volkswirtschaftlich, wirtschaftlich aber in erster Linie menschlich!“, so Wohlgemuth abschließend. 

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