Lohn- und Gehaltsverhandlungen
Metaller-Gewerkschafter:innen erhöhen Druck!
„Wir befinden uns in der schwersten Teuerungskrise seit Jahrzehnten. Deshalb fordern wir eine kräftige Lohn- und Gehaltserhöhung für die Beschäftigten in der Metallindustrie – und dabei bleiben wir auch“, betont Wolfgang Fritz, der als Landesvorsitzender der Metaller-Gewerkschaft PRO-GE jedes Jahr im erweiterten Verhandlungsteam in Wien mit am Tisch sitzt. Nachdem die erste Verhandlungsrunde für einen neuen Kollektivvertrag in der Metalltechnischen Industrie nach sieben Stunden ergebnislos unterbrochen wurde, erhöhen die Arbeitnehmervertreter:innen den Druck. Österreichweit fanden diese Woche Betriebsrät:innenkonferenzen statt. In Vorarlberg beschlossen 70 Betriebsrät:innen eine Resolution und weitere gewerkschaftlichen Maßnahmen, um die Arbeitgeber:innenseite zum Einlenken zu bewegen.
„Die Arbeitgeber:innenseite versucht alles, um die ausgezeichneten Erfolge der Industrie kleinzureden und düstere Zukunftsaussichten zu zeichnen. Die Wirtschaftsdaten der vergangenen Monate sprechen allerdings eine andere Sprache“, so der Landesvorsitzende der Metaller-Gewerkschaft, Wolfgang Fritz. Das BIP soll laut Prognosen heuer um 4,3 Prozent steigen und vor allem die Industrie erlebte einen ordentlichen Boom mit vollen Auftragsbüchern. „Die Unternehmen haben sehr viel Geld verdient, diese Rekordergebnisse wurden durch die Arbeitnehmer:innen ermöglicht. Es gibt keinen Grund, sich bei den Löhnen und Gehältern zurückzuhalten. Es ist daher vollkommen berechtigt ,10,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt zu fordern“, betonte der Bundesgeschäftsführer der GPA und Verhandler im Kernteam, Karl Dürtscher. Die Produktion stieg 2021 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um fünf Milliarden Euro. Das erste Halbjahr 2022 verlief noch einmal besser als im Vorjahreszeitraum.
Die Hilfspakete der Bundesregierung könnten jedenfalls nicht miteinberechnet werden, wie es die Arbeitgeber:innenseite gerne hätte. „Erstens haben sich die Arbeitnehmer:innen diese Hilfspakete mit ihren Steuern schon lange selbst bezahlt, zweitens ist etwa die Abschaffung der ‚kalten Progression‘ schon vor der Teuerungskrise längst überfällig gewesen. Und drittens haben diese Hilfspakete rein gar nichts mit Kollektivvertragsverhandlungen zu tun“, stellt Fritz unmissverständlich klar. Außerdem sei mit Einmalzahlungen niemandem geholfen.
Betriebsversammlungen beschlossen
Aufgrund der stockenden Verhandlungen wurde eine Betriebsrät:innenkonferenz einberufen, um die weiteren Maßnahmen zu beschließen. Die 70 Betriebsrät:innen aus Vorarlberger Metallbetrieben segneten dabei eine Resolution ab. Sollte es nach der nächsten Verhandlungsrunde am 17. Oktober kein Ergebnis geben, werden Betriebsversammlungen abgehalten. In der Resolution heißt es unter anderem: „Viele Arbeitnehmer:innen haben durch Kurzarbeit und entfallene Überstunden bereits Einkommensverluste erlitten und wegen der massiven Preissteigerungen ihre Ersparnisse schon lange verbraucht. Steigende Kreditzinsen werden die vorhandenen Probleme noch weiter verstärken. (…) Wir beschließen daher, zwischen dem 19. und 21. Oktober Betriebsversammlungen abzuhalten, um dort unsere Kolleginnen und Kollegen über den Verhandlungsstand zu informieren und gemeinsam mit ihnen die Durchsetzung unserer Forderungen vorzubereiten.“
Die Forderungen im Kurzüberblick
Die für die Verhandlungen relevante Inflation liegt bei 6,3 Prozent, die Gewerkschaften fordern einen Abschluss, der die Kaufkraft stärkt und einen Reallohnzuwachs bringt. Neben 10,6 Prozent mehr Lohn bzw. Gehalt sind das eine deutliche Anhebung der Lehrlingseinkommen (1.000 Euro im ersten, 1.300 im zweiten, 1.600 im dritten und 2.000 im vierten Lehrjahr), einen Zuschlag von 50 Prozent für Samstagsarbeit, einen Überstundenzuschlag von 75 Prozent für die 10. Arbeitsstunde, die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche sowie die Aufnahme von Verhandlungen, um das bestehende Entlohnungsschema sowie Dienstreisebestimmungen weiterzuentwickeln. Der neue Kollektivvertrag soll mit erstem November gelten.