Pflegekräfte halten, ist jetzt größte Herausforderung
Der anhaltende Personal- und Fachkräftemangel und die chronische Unterbesetzung in einzelnen Bereichen stellen für die Beschäftigen in der Pflege die größte Herausforderung dar. Die GÖD-Gesundheitsgewerkschaft fordert von Landes- und Bundesregierung endlich die finanziellen Mittel für eine nachhaltige und wirksame Personalplanung freizugeben. „Das Frustlevel bei den Beschäftigten ist bereits am Anschlag. Bei der großangekündigten Pflegereform hat die Bundesregierung einmal mehr versagt. Deshalb braucht es rasch Maßnahmen, die dazu dienen, die noch verbliebenen Kolleg:innen zu halten und auf Dauer zu binden“, erklärt der Landesvorsitzende der GÖD-Gesundheitsgewerkschaft und LKH-Zentralbetriebsrat, Thomas Steurer. Neben der Überarbeitung des Personalschlüssels und Verbesserung der Rahmenbedingungen, fordert der Gewerkschafter auch eine finanzielle Abgeltung für Pflegeschüler:innen in der Ausbildung.
„Der Pflege steht eine große Pensionierungswelle bevor“, warnt Steurer „und schon jetzt kann die Versorgung nur mit einer großen Zahl an Überstunden und Einsprungdiensten aufrechterhalten werden!“ An der mangelnden Planbarkeit von Erholungsphasen, Freizeit und Familienleben habe sich auch seit dem letzten Aufschrei der Pflegekräfte vor einigen Jahren nichts geändert. „Auch auf die groß angekündigte Pflegereform warten wir seit Jahren vergeblich“, ärgert sich der Gewerkschafter. Deshalb würden auch viele Beschäftigte im Pflegebereich den Job an den Nagel hängen. Er kritisiert neben der Unterbesetzung in den Spitälern auch die großen Personalprobleme in den Heimen sowie das mangelhafte Unterstützungsangebot für die Pflege zu Hause durch mobile Dienste. „Weil es auch dort an allen Ecken und Enden an Personal fehlt, müssen Patient:innen, die eigentlich entlassen werden könnten, länger im Spital betreut werden. Dadurch wird das Personal doppelt und dreifach belastet.“
Aufgrund der angespannten Personalsituation fordert Steurer Sofortmaßnahmen, um das bestehende Personal halten und auf Dauer binden zu können. Der Beruf müsse wieder attraktiver werden. „Das kann zum einen über attraktive Gehälter umgesetzt werden, aber auch durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen“, schlägt Steurer etwa ein Fortbildungsbudget für die Mitarbeiter:innen, den Ausbau der Modelle für ältere Mitarbeiter:innen, mehr Betriebswohnungen oder Wohnzuschüsse sowie den Ausbau von Betriebskindergärten und -Spielgruppen vor. „Wir stehen aufgrund des Fachkräftemangels in massiver Konkurrenz mit der Privatwirtschaft. Deshalb muss auch überlegt werden, die Ausbildung finanziell abzugelten, wie es bei den Polizeischüler:innen passiert.“ Das könne das Land sogar selbst umsetzen. Schließlich müsse das Ziel von alledem sein, den Personalschlüssel anheben zu können, um für Entlastung zu sorgen.
„Die Lobeshymnen jedes Jahr zum ‚Tag der Pflege‘ sind für die Beschäftigten beinahe schon unerträglich. Denn sie erleben tagtäglich mit, dass nichts vorangeht. Ankündigungen der Politik bleiben seit Jahren leere Worthülsen. Das Frustlevel ist bei vielen Kolleg:innen bereits am Anschlag. Nur ihrem enormen Verantwortungsbewusstsein und Engagement ist es zu verdanken, dass wir noch eine gute Versorgung in den Einrichtungen und außerhalb haben. Dieser Einsatz gehört gewürdigt und endlich auch belohnt – in dem sie Unterstützung und eine Perspektive bekommen“, spricht Steurer der Politik ins Gewissen.