Arbeit und Ausbeutung
Tourismuskurse für Ukrainerinnen: Gewerkschaft verlangt Aufklärung
Schockiert zeigt sich ÖGB- und vida-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer angesichts der Vorwürfe gegen den Fachgruppenobmann für Tourismus in der Wirtschaftskammer und Hotelier, Markus Kegele, sowie das Wifi. „Ich verlange die sofortige Einstellung dieses ‚Arbeitsprojekts“, bis die Vorwürfe vollständig aufgeklärt sind. Sollten wirklich Ukrainerinnen, Menschen aus einem Kriegsgebiet, mit falschen Versprechungen nach Vorarlberg gelockt worden sein, um sie hier als Billig- oder gar Gratisarbeitskräfte für Putzdienste auszunutzen, ist das höchst verwerflich.“ Alle Beschuldigten seien dringendst aufgefordert, zur raschen Klärung der Angelegenheit beizutragen. „Es geht einmal mehr auch um das Image der gesamten Branche!“
Die Vorwürfe wiegen schwer. Gleich mehrere Ukrainerinnen, Teilnehmerinnen der vom Wifi initiierten und vom AMS finanzierten Tourismuskurse, werfen Kegele sowie den Verantwortlichen beim Wifi vor, ohne Arbeitsverträge für Putzdienste ausgenutzt worden zu sein und dafür auch noch monatelang kein Geld gesehen zu haben. „Das riecht schwer nach Ausbeutung. Allein schon wegen den im Raum stehenden Vorwürfen, muss das Projekt umgehend gestoppt werden. Es bedarf einer umfassenden Prüfung. Neben der Staatsanwaltschaft müssen auch die Projektverantwortlichen für lückenlose Aufklärung sorgen, um Missbrauch gänzlich ausschließen zu können“, fordert Stemmer unmissverständlich. „Ein Erfolgsprojekt“, wie es Tourismuslandesrat Christian Gantner nannte, sehe anders aus.
Für die Branche seien solche Meldungen natürlich „Gift“. „Gewerkschaft und Wirtschaftskammer kämpfen seit Jahren um ein besseres Image von Tourismus und Gastronomie als Arbeitgeber:in. Derartige Vorwürfe sind herbe Rückschläge und tragen absolut nicht zur Imagepolitur bei. Die Wirtschaftskammer beteuert stets, dass für Missstände in der Branche vereinzelt ‚schwarze Schafe‘ verantwortlich sein sollen. Jetzt könnte aber gar ein Spitzenfunktionär der Oberhirte dieser Herde sein“, bedauert Stemmer. Deshalb müsse es auch im eigenen Interesse der Wirtschaftskammer und des Wifi sein, die Vorwürfe vollständig aufzuklären und gegebenenfalls die notwendigen Schlüsse daraus zu ziehen.
„Sollte Kegele tatsächlich Ukrainierinnen unter den genannten Umständen für sich arbeiten lassen haben und dafür auch noch Steuergeld durch die Finanzierung des AMS für Kurskosten, Kost und Logie kassiert haben, müssen diese Fördergelder zurückbezahlt werden. Die Wirtschaftskammer wird sich auch darüber Gedanken machen müssen, wer für sie als Spitzenfunktionär:in die Branche vertritt.“ Die für Tourismus und Gastronomie zuständige Gewerkschaft vida und der ÖGB Vorarlberg werden jedenfalls an der Sache dranbleiben.