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Vorarlberger Gleichstellungsbericht 2021 präsentiert
Problem Nummer eins bleiben die Einkommensunterschiede – es braucht mehr Vollzeitarbeitsplätze
„Der nun vorliegende Vorarlberger Gleichstellungsbericht ist ernüchternd, er bestätigt uns aber in vielen unserer gewerkschaftlichen Forderungen“, so fasst Manuela Auer, ÖGB-Landesgeschäftsführerin Vorarlberg, die Ergebnisse zusammen. „In fast allen Bereichen haben wir nach wir vor dringenden Handlungsbedarf!“ Auer verweist vor allem auf die gravierenden Ungleichheiten bei Arbeit und Einkommen.
Handlungsbedarf bei Einkommen, Arbeitszeiten und Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Zwar sind Frauen heute besser ausgebildet als je zuvor und die Frauenerwerbsquote ist gestiegen, allerdings stehen demgegenüber eine überdurchschnittlich hohe Teilzeitquote bei Frauen, viele atypische Beschäftigungsverhältnisse ohne soziale Absicherung und die größten Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern österreichweit.
Die Lohnschere schließt sich sehr langsam. Der Europäische Gewerkschaftsbund hat errechnet, dass es noch mindestens 30 Jahre dauern wird, bis es Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen gibt – ein Szenario, das für den ÖGB völlig inakzeptabel ist.
Vorarlbergerinnen haben 2019 das geringste Jahreseinkommen in Österreich erreicht, die Vorarlberger hingegen das höchste. Der Einkommensunterschied beträgt 23,3 Prozent, wenn man nur die Vollzeitbeschäftigten miteinander vergleicht. Rechnet man die Teilzeitbeschäftigten mit ein, steigt dieser Prozentsatz sogar auf 47,5 Prozent.
Eine Benachteiligung, die sich langfristig auch im Hinblick auf die Altersvorsorge negativ auswirkt und im Falle einer Arbeitslosigkeit für Frauen beim Arbeitslosengeld massive Nachteile bringt.
Armutsgefährdung erschreckend hoch
Besonders besorgniserregend ist für Auer die Tatsache, dass laut Bericht 17,5 Prozent der Vorarlberger Bevölkerung armutsgefährdet sind. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, Mehrpersonenhaushalte mit mehr als drei Kindern und Beschäftigte in Niedriglohnbranchen und Geringqualifizierte. Das muss für alle politischen Entscheidungsträger:innen ein Alarmzeichen und zugleich Handlungsauftrag für Gegenmaßnahmen sein.
Deshalb ist eine zentrale Forderung des ÖGB höhere Einkommen und mehr Vollzeitarbeitsplätze für Frauen. „Konkret brauchen wir endlich einen Mindestlohn von 1.700 Euro in allen Kollektivverträgen, kürzere und planbare Arbeitszeiten mit dem Ziel einer Arbeitszeitverkürzung, einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz für jedes Kind ab dem 1. Geburtstag, das Aufbrechen von geschlechtsspezifischen Rollenbildern und eine neue Arbeitsbewertung", unterstreicht Auer.
Repräsentativ-Umfrage unter 514 VorarlbergerInnen
„Mit dem nunmehr siebten Vorarlberger Gleichstellungsbericht gibt es ein wichtiges Instrument für die Planung der Gleichstellungspolitik der nächsten Jahre. Auch für uns als Arbeitnehmervertreter:innen ist er Basis für Entscheidungen und Auftrag zugleich, noch mehr Maßnahmen für die Chancengleichheit von Frauen und Männern in Vorarlberg zu setzen“, so Auer.
Der ÖGB Vorarlberg ist Kooperationspartner und hat gemeinsam mit dem Referat für Gleichstellung der Vorarlberger Landesregierung und der AK Vorarlberg den Bericht in Auftrag gegeben. Erstmals wurde mit finanzieller Unterstützung aus dem Europäischen Sozialfonds auch eine repräsentative Befragung der VorarlbergerInnen durchgeführt.
Der Vorarlberger Gleichstellungsbericht 2021 steht zum Download zur Verfügung und kann in gedruckter Form kostenlos bestellt werden:
ÖGB Vorarlberg, Telefon 05522/3553-21, Mail: frauen.vorarlberg@oegb.at