Das war 2024 – Rückblick und Ausblick
Auch wenn 2024 ein schwieriges Jahr war, konnte der ÖGB viel im Interesse der Arbeitnehmer:innen bewegen.
Das Superwahljahr 2024 stand im Zeichen von Arbeiterkammer-, EU- und Nationalratswahlen. Auf internationaler Ebene war das Jahr geprägt von den anhaltenden Kriegen und Unruhen im Nahen Osten sowie dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und deren Auswirkungen. In Österreich flachte die Inflation langsam ab, aber die Wirtschaftskrise machte die Situation der Arbeitnehmer:innen und die gewerkschaftliche Arbeit nicht leichter – was sich letztlich auch bei den teils schwierigen Kollektivvertragsverhandlungen zeigte.
ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian freut sich über den Mitgliederzuwachs.
Mitgliederzuwachs: mehr Junge, mehr Frauen
Der Österreichische Gewerkschaftsbund konnte im Frühjahr auf eine erfreuliche Entwicklung zurückblicken - nämlich den höchsten Mitgliederzuwachs seit 40 Jahren. Knapp 98.000 Menschen sind der Gewerkschaft beigetreten. Einen Zuwachs gab es besonders bei jungen Mitgliedern (plus 6,3 Prozent) und bei Frauen, wodurch sich der höchste Frauenanteil in der Gewerkschaftsgeschichte ergab (37,5 Prozent). Insgesamt konnte der ÖGB damit 1.212.990 Mitglieder verzeichnen.
Gesetzliche Verbesserungen durchgesetzt
Auch auf Gesetzesebene machte sich gewerkschaftlicher Druck bezahlt: So wurde der Weiße Hautkrebs in die Liste der Berufskranken aufgenommen; Aus-, Fort- oder Weiterbildungsmaßnahmen, die aufgrund gesetzlicher Vorschriften oder des Arbeitsvertrages für die Ausübung der beruflichen Tätigkeit erforderlich sind, zählen nun als Arbeitszeit; und es konnte erreicht werden, dass 2025 das Kilometergeld und der Zuschuss für Familien mit geringem Einkommen erhöht werden. Für jene Arbeitnehmer:innen, die kurz vor der Pension stehen, konnte die Schutzklausel durchgesetzt werden. Darüber hinaus trat im Juli die vom ÖGB seit langem geforderte Förderrichtlinie „Inklusive Arbeit“ in Kraft, mit der Menschen mit Behinderung nun eine angemessene Entlohnung statt Taschengeld erhalten.
Gut für Frauen
Speziell für Frauen wurde mit der Einführung des Sonderwochengeldes die Lücke beim Wochengeld geschlossen. Und die ÖGB-Frauen setzten sich erfolgreich für die Ratifizierung des Übereinkommens Nr. 190 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Beseitigung von Belästigung und Gewalt in der Arbeitswelt ein. Außerdem wurde die EU-Transparenz-Richtlinie von der Bundesregierung umgesetzt.
Gut für alle EU-Bürger:innen
Auf EU-Ebene wurden wichtige gesetzliche Regelungen geschaffen, darunter das Lieferkettengesetz, die Richtlinie für Plattformarbeit und die NIS2-Richtlinie für mehr Cybersicherheit.
Das Wahljahr 2024
2024 war auch das Jahr der Wahlen: Arbeiterkammerwahlen, die EU-Wahl und die Nationalratswahl sowie Landtagswahlen in Vorarlberg und in der Steiermark standen auf dem Programm. Das Ziel des ÖGB war es – wie bei jeder Wahl, die Menschen aufzurufen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und ihre Stimme für die Demokratie abzugeben. Im Vorfeld der Nationalratswahl hat der ÖGB wieder alle bundesweit antretenden Parteien befragt, um herauszufinden, inwieweit sie mit den Forderungen aus dem ÖGB-Programm übereinstimmen. Auf Basis dieser Antworten wurde ein neues Online-Tool, der ÖGB-Wahlcheck, entwickelt, mit dem Wähler:innen herausfinden konnten, welche Partei ihre Interessen am besten vertritt.
Kampagnen, Proteste und Aktionen
Im Juni 2024 setzte der ÖGB im Rahmen einer bundesweiten Aktionswoche mit Flashmobs, Quiz und Infoständen in über hundert Orten in Österreich ein klares Zeichen für die Bedeutung der Lohnnebenkosten und gegen eine Kürzung dieser Leistungen. Die Österreichische Gewerkschaftsjugend lenkte den Blick in eigenen Kampagnen auf die gewerkschaftlichen Errungenschaften Urlaubs- und Weihnachtsgeld und setzte im Zuge der Pride in Wien, Linz und Salzburg ein buntes und lautes Signal für Vielfalt, Gleichberechtigung und Akzeptanz der LGBTQIA+ Community.
ÖGB-Frauen protestierten
Die ÖGB-Frauen forderten mit einer Protestaktion für eine ernsthafte Frauenpolitik mehr Geld für den Schutz von Opfern von Gewalttaten, den Ausbau der Kinderbetreuung und die Schließung der Einkommenslücke und machten auch anlässlich des „Equal Pay Day“ mit Aktionen in ganz Österreich auf den immer noch bestehenden Einkommensunterschied (16,6 Prozent) zwischen Männern und Frauen aufmerksam. Im November und Dezember unterstützte der ÖGB im Rahmen der „16 Tage gegen Gewalt” die White Ribbon Kampagne und betonte den Einsatz für ein gewaltfreies Leben.
Pflege und Elementarpädagogik
Rund um den Tag der Pflege lenkten der ÖGB und die Gewerkschaften alle Augen auf die Pflege – speziell auf den Fachkräftebedarf und die fehlende Finanzierung – und forderten die Aufwertung der Pflegeberufe durch bessere Arbeitsbedingungen und höhere Einkommen. Am Tag der Elementarpädagogik wiesen Gewerkschaften und Beschäftigte auf die Hauptprobleme in der elementaren Bildung hin: unzureichende Finanzierung, Personalmangel, zu große Gruppen und ein fehlendes bundesweit einheitliches Rahmengesetz.
Gewerkschaftstage
Im Jahr 2024 fanden auch zahlreiche Bundes- und Landeskonferenzen sowie Frauen- und Jugendkonferenzen mehrerer Gewerkschaften statt, auf denen die Weichen für die Zukunft gestellt wurden.
Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten
Im Juni berieten und verabschiedeten rund 200 Delegierte im Rahmen des 20. Gewerkschaftstages der Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten (GPF) 45 Anträge und legten die Arbeitsschwerpunkte für die nächsten fünf Jahre fest, darunter die Stärkung der Jugendarbeit.
Gewerkschaft BAU-HOLZ
Im Oktober beschlossen die Delegierten im Rahmen des 21. Gewerkschaftstages der Gewerkschaft BAU-HOLZ (GBH) den Leitantrag für die Sicherung der Beschäftigung, die Steigerung der Einkommen, die Stärkung von Betriebsräten, die Etablierung fairer Steuersysteme und die Intensivierung internationaler Zusammenarbeit.
Gewerkschaft vida
Im November beschlossen mehrere hundert Delegierte beim 5. Gewerkschaftstag der Gewerkschaft vida das Arbeitsprogramm für die nächsten fünf Jahre mit Schwerpunkten unter anderem auf Arbeitszeitverkürzung, gute Einkommen und Pensionen sowie Sicherheit und Schutz am Arbeitsplatz.
Österreichische Gewerkschaftsjugend
Schließlich beschlossen auch die rund 250 Delegierten beim 38. Bundeskongress der Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) die wichtigsten Themen für die kommenden Jahre, darunter die Stärkung des Jugendvertrauensrats, den Ausbau der politischen Bildung von Lehrlingen sowie leistbares Wohnen, Gleichberechtigung, bessere Arbeitsbedingungen für junge Menschen und die Aufwertung der Lehrlingsausbildung.
Ausblick 2025
Das Jahr 2025 bringt für Arbeitnehmer:innen einige positive Änderungen. Aus Homeoffice wird ab 1. Jänner 2025 Telearbeit und das Gesetz erweitert auch die möglichen Arbeitsorte, wie Haupt- oder Nebenwohnsitz des Arbeitnehmers, der Arbeitnehmer:in auch auf Wohnungen von Angehörigen, Coworking-Spaces Internetcafés oder andere von Arbeitnehmer:innen gewählte Orte.
Ab 1. Jänner 2025 sind Betriebe mit mehr als 400 Beschäftigten verpflichtet, einen Barrierefreiheitsbeauftragten zu benennen und der Behindertenanwalt erhält mehr Kompetenzen.
Die Wirtschaftsprogosen für das Jahr 2025 sind nicht rosig: steigende Energiepreise, Insolvenzen, Klimawandel und Fachkräftebedarf – die Herausforderungen in Österreich sind groß. Der ÖGB hat daher ein 10-Punkte-Programm erstellt, die Österreich aus der Krise bringen. Mit Investitionen in die Zukunft können Arbeitsplätze gesichert und Österreich fit für die Zukunft gemacht werden - für ein gutes Leben für alle!