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Mit Streiks und einer Social-Media-Kampagne konnten philippinische Gewerkschafter:innen Hunderte Jobs im Sofitel retten bei Protest Stand With Sofitel Workers

Internationales

Gewerkschaftserfolg, der doppelt zählt 

Philippinische Gewerkschaft rettet mit Streiks und Social-Media-Kampagne Hunderte Jobs 

Die Philippinen werden im Global Rights Index des IGB (Internationaler Gewerkschaftsbund) seit Jahren unter die zehn Länder mit den schlimmsten Herausforderungen für arbeitende Menschen gelistet. Gewerkschafter:innen leben gefährlich, viele, die sich für die Rechte von Arbeitnehmer:innen einsetzen, werden auf die schwarze Liste der Regierung gesetzt. Damit sind sie willkürlichen Verhaftungen und Gewalt ausgesetzt, trauriger Höhepunkt im Vorjahr 2023 war die Ermordung zweier Gewerkschafter. Seit 2016 sind 72 Mordopfer im Zusammenhang mit Gewerkschaften zu beklagen. 

Umso mutiger ist es, diesem Klima der Angst und der Verfolgung zu trotzen, wie Marco Gojol, dessen Engagement unlängst mit einem großen Erfolg belohnt wurde: Eine Kampagne des 33-Jährigen, der für die Gewerkschaft Sentro für die Organisierung und Arbeitsbedingungen von Hotelangestellten zuständig ist, rettete Hunderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihren Job.  

Hotelschließung aus heiterem Himmel angekündigt  

„Wir haben im Mai sehr kurzfristig erfahren, dass das Sofitel Philippinen Plaza geschlossen wird“, erzählte Gojol, der aufgrund seiner Teilnahme an der International Trade Union School (ITUSA) von ÖGB und IGB im Juli in Wien zu Gast war. Das Fünf-Sterne-Hotel auf den Philippinen, das von Accor, einer der größten Hotelketten der Welt, geführt wird, sollte innerhalb von wenigen Wochen geschlossen und alle Mitarbeiter:innen sollten entlassen werden. 

„Wir waren schockiert, darauf waren wir nicht vorbereitet“, erzählt Gojol. Aber gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen wusste er sich zur Wehr zu setzen: „Wir haben uns auf einen Streik vorbereitet“. Ein schnell zusammengestelltes Kampagnenteam, ließ sich einiges aus dem klassischen Gewerkschaftsrepertoire einfallen, um Druck auf den Hotelbesitzer auszuüben. „Wir hatten fast jeden Tag Aktionen auf der Straße“, blitzt Kampflust aus Gojols Augen: „Dann haben wir eine Social-Media-Kampagne gestartet, um auch im Netz für Unterstützung zu werben.“  

Welle der Unterstützung verstärkte Druck  

Die Kampagne schlug hohe Wellen, nicht nur der philippinische Gewerkschaftsdachverband, auch zivilgesellschaftliche Organisationen machten mit. „Wir haben Wege gefunden, Druck auf die Eigentümer auszuüben“, resümiert Gojol, der selbst fast überrascht war von dem Erfolg, der schlussendlich erreicht wurde: Alle Mitarbeiter:innen, die ihrer Kündigung nicht schriftlich zugestimmt, sondern sich an den Streiks und anderen Maßnahmen beteiligt hatten, behalten Jobs im Konzern. 

Ein Erfolg der Gewerkschaft und der Solidarität, der wohl überall anerkannt würde, zählt in einem Land, in dem gewerkschaftliches Engagement derart gefährlich ist wie auf den Philippinen, doppelt, sagt Marco Gojol: „Weil es die beste Werbung für uns ist, wenn die Menschen sehen, dass sich unser Engagement lohnt”. 

 

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