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Eine Gruppe Männer steht auf einer Baustellle
Gespräche mit Kollegen nutzt Danninger im Sommer auch, um sie mit Trinkwasser zu versorgen. Danninger/privat

Mitbestimmung

Über 29 Jahre Betriebsratsvorsitzender: „Solidarität ist das Wichtigste!“

Viele schlaflose Nächte, noch mehr gute Lösungen für die Mitarbeiter:innen und (fast) immer gute Laune – Othmar Danninger über seine 29 Jahre als Betriebsratsvorsitzender.

Sich für andere stark zu machen, das lag Othmar Danninger offenbar schon als Teenager im Blut. Er war ein Jahr lang Schulsprecher und bereits Mitglied der Österreichischen Gewerkschaftsjugend, ehe er 1988 nach der absolvierten Lehre als Elektrotechniker bei der Leube Zement GmbH in Sankt Leonhard zu arbeiten begann. 1994 absolvierte er die Meisterprüfung. „Für gewerkschaftliches Engagement war immer Zeit“, resümiert der Salzburger, dessen Kolleginnen und Kollegen das offenbar zu schätzen wussten.

Als der Vorsitzende des Arbeiterbetriebsrats 1995 in Pension ging, fragte er in der Belegschaft, wer ihm nachfolgen sollte. „Da haben viele gesagt, nimm den Danninger, der hat immer die Klappe offen“, grinst der Salzburger, der seit dem Jahr 2002 und der Übernahme der Firma Ebenseer Konzernbetriebsratsvorsitzender ist, und ergänzt: „Das hat sich bis heute nicht geändert.“

Zwei Männer mit gelbem Helm helfen sich beim Tragen eines Kabels
Othmar Danninger (rechts), kurz bevor er zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt wurde. Danninger/privat

Harte Verhandlungen, viel abgefedert

Im Unternehmen hat sich in den vergangenen 29 Jahren viel verändert. „Vor allem der Personalabbau hat das Betriebsratsteam immer stark gefordert“, erzählt er über viele schlaflose Nächte und über Sozialplanverhandlungen, in denen es mitunter hart zuging, bis gute Lösungen erreicht werden konnten.

Auch die in einer wirtschaftlich für den Konzern schwierigen Zeit diskutierte Streichung sämtlicher Sozialleistungen konnte verhindert werden, berichtet Danninger, was er nicht nur dem Engagement des Betriebsratsteams zuschreibt. „Es gibt ein gutes Verhältnis mit unserem langjährigen Geschäftsführer, deswegen haben wir viel erreicht. Auch er hat Respekt vor den Leistungen der Arbeitnehmer:innen, das ist essenziell.“

In den fast drei Jahrzehnten mit ihm als Betriebsratsvorsitzenden wurden aber nicht nur Grauslichkeiten abgewendet, es konnte auch einiges erreicht werden, zählt Danninger mehr Jubiläumsgelder oder die Gründung einer Pensionskasse für die Arbeiter im Zementwerk auf. Die hohe gewerkschaftliche Mitgliederdichte, unschlagbare 100 Prozent im Arbeiterbereich, bestätigt den Kurs.

Kein Fachkräftemangel im Konzern

Dem Junggebliebenen liegt außerdem die Nachwuchsförderung am Herzen. Unterstützt vom selbstverständlich gegründeten Jugendvertrauensrat gibt es Prämien für gute Schulerfolge und für den erfolgreichen Lehrabschluss sowie Goodies wie Lehrlingsausflüge, die alle drei Jahre auch nach Brüssel führen. Man müsse jungen Menschen ja auch die große Politik vermitteln zu versuchen, erklärt der glühende Europäer Danninger: „Fachkräftemangel ist bei uns jedenfalls kein Thema.“

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„Nur gemeinsam sind wir stark“

Die Frage, ob die Mitarbeiter:innen sein Engagement zu schätzen wissen, bejaht Danninger. „Ich kriege oft positives Feedback. Viele kommen nicht nur mit Problemen in der Arbeit, sondern auch mit privaten Anliegen zu mir. Ich helfe, wo ich helfen kann.“ In diesem Sinne ist dem 61-Jährigen (der auch Vorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz und Vizepräsident der Arbeiterkammer in Salzburg ist) auch der Zusammenhalt der Kolleg:innenschaft wichtig: „Die Solidarität ist das Wichtigste, nur gemeinsam sind wir stark!“

Eigentlich verwundert es, dass dem 61-Jährigen auch noch Zeit zur Ausübung seiner Hobbys bleibt – neben Radfahren mit dem E-Bike sind das Reisen des (Eigendefinition) „eingefleischten Italien- und Griechenland-Lovers“ mit Ehefrau Christa sowie gerne auch Städtetrips in größerer Familienrunde. Extra erwähnt wird außerdem die vierjährige Enkelin Emilia. Und er ist nicht nur seit Jahrzehnten Gewerkschafter, sondern auch seit einem halben Jahrhundert Fan des FC-Liverpool, den er seit 15 Jahren auch als Mitglied unterstützt.

Wer schon einmal miterlebt hat, wie schonungslos Othmar Danninger Kritik äußert, der kann sich eine Vorstellung davon machen, wie er die Interessen der Arbeitnehmer:innen vertritt und durchsetzt. Trotz seiner Geradlinigkeit ist das jahrzehntelange Erfolgsgeheimnis des Gewerkschafters neben seiner Kompetenz wohl auch sein Optimismus, wie er mit seinem Motto verrät: „Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann lächelt er dir zurück.“