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Twitter von Christian Smalls

Corona und Arbeitsrecht

Amazon: 3 Arbeiter entlassen, weil sie Schutz vor Coronavirus forderten

Ein Skandal nach dem anderen: In den USA wurden drei Arbeiter nach Protest fristlos entlassen

Auf dem Rücken seiner Beschäftigten und vor dem Hintergrund der Corona-Krise wird Amazon reicher und reicher. Darüber hat oegb.at erst kürzlich berichtet. Auch der mittlerweile durch die Medien bekannte ehemalige Amazon-Mitarbeiter Christian Smalls geriet wegen seiner Kritik in die Schusslinie und wurde gekündigt.

Dass er kein Einzelfall ist, zeigt der nächste Schritt von Amazon. Neben Smalls hat der Konzern nun drei weitere Mitarbeiter entlassen. Auch sie hatten wie Smalls die mangelnden Schutzmaßnahmen im Betrieb kritisiert.
"Kein Unternehmen sollte seine Mitarbeiter dafür bestrafen, dass sie sich umeinander kümmern, vor allem während einer Pandemie!", sagt einer der entlassenen User Experience Designer.

Das Unternehmen ging nicht näher auf die Details zu den Entlassungen ein. Der weltgrößte Online-Händler sieht sich in den USA einer verstärkten Prüfung durch Gesetzgeber und Gewerkschaften ausgesetzt, ob er genug tut, um die Mitarbeiter vor dem neuartigen Coronavirus zu schützen. Die Fälle scheinen sich mehr und mehr zu häufen.

Mangelhafter Schutz der Beschäftigten



Smalls und seine KollegInnen forderten vor einigen Wochen die Schließung und Desinfizierung einer Amazon-Lagerhalle. Dort hatte sich zuvor ein Angestellter mit dem Coronavirus angesteckt. Über die Nachrichtenagentur AFP ließ Amazon ausrichten, dass „extreme“ Maßnahmen zum Schutz seiner MitarbeiterInnen getroffen worden seien.

Dem widerspricht Smalls vehement: Auf einem Video, welches er über sein Twitter-Konto veröffentlichte, sieht man viele MitarbeiterInnen in einem Pausenraum eng beieinander sitzen. „Sieht es hier so aus, als würde ich in bezahlter, 14-tägiger Quarantäne sein?“, fragt Smalls.

Genau hier liegt der Knackpunkt der Sache. Denn die Entlassung von Smalls begründete Amazon mit dessen Teilnahme an dem Protest in New York, obwohl er von Seiten von Amazon zu häuslicher Quarantäne aufgefordert wurde. Das dies nicht stimmt, zeigte Smalls eindrücklich.

Auch New Yorks Generalstaatsanwältin Letitia James stellte sich auf die Seite von Smalls und nannte das Vorgehen Amazons "schändlich". Sie kündigte die Prüfung rechtlicher Schritte an. Laut einem Bericht des US-Senders NBC forderten Amazon-Angestellte auch in zwei weiteren Lagern im Süden des US-Bundesstaats Kalifornien die Schließung der Arbeitsräume für zwei Wochen an.

Schutz auch in Österreich unzureichend

Berichte aus den Gewerkschaften zeichnen für Österreich ein ähnliches Bild wie in Amerika. Auch hier werden MitarbeiterInnen verschiedener Firmen immer noch zu wenig oder gar nicht vor dem Coronavirus geschützt. Deutlich wird dies vor allem in der mobilen Pflege, bei LenkerInnen von Lastkraftwagen, bei ZuliefererInnen von Essensdiensten und PaketlieferantInnen, aber auch bei den Beschäftigten im Handel. „Wir bekommen dazu immer mehr Informationen und Einblicke aus erster Hand. Es gibt auch in Österreich viel zu viele Menschen, die unzureichend geschützt werden“, erzählt Willi Mernyi, Leitender Sekretär im ÖGB.

„Dabei ist es gerade in diesen Zeiten, in denen wir alle gemeinsam gegen diese Krise kämpfen, wichtig, jene Menschen zu schützen, die das öffentliche Leben am Laufen halten“. In Richtung Amazon richtet Mernyi klare Worte: „Die Verantwortung von Amazon darf nicht beim Aushändigen der Bestellungen aufhören. Der Konzern muss die gesamte Lieferkette so umgestalten, dass eine sichere Zustellung möglich ist - zum Schutz aller Beteiligten." Übrigens gebe es zu den großen Konzernen im Onlinehandel gute heimische Alternativen, der Onlineshop besserewelt.at sei nur ein Beispiel dafür.