Gesundheit und Krankheit am Arbeitsplatz
Psychische Gesundheit im Homeoffice
Eine neue Broschüre der AK beschäftigt sich umfassend mit dem neuen Phänomen Home-Office und seinen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit
Welche Auswirkungen hat Homeoffice auf die Seele? Wie viel Homeoffice ist gesund? Und was können Arbeitgeber pro-aktiv tun, um Homeoffice sinnvoll einzusetzen? Diesen Fragen hat sich eine aktuelle Broschüre der AK-Wien in Zusammenarbeit mit der Universität Graz und der Universität Innsbruck gestellt. Sie heißt “Psychische Gesundheit im Homeoffice” und kann Online heruntergeladen werden.
Homeoffice hat viele Facetten. Ist das Büro nach Hause verlagert, können sich viele nicht von der Arbeit abgrenzen, gleichzeitig entfremdet man sich schleichend von den KollegInnen und dem Büro. Aus rechtlicher Sicht wurde durch das Homeoffice-Gesetzespaket, das vom ÖGB gemeinsam mit den anderen Sozialpartnern verhandelt wurde, ab 1. April 2021 Klarheit geschaffen. Das Paket führt dazu, dass ArbeitnehmerInnen wie auch Arbeitgeber bessere Planbarkeit, aber auch Rechtssicherheit haben.
Arbeitsbedingte psychische Belastungen
Es gibt viele Umstände im Homeoffice, die die Seele und den Alltag belasten. Die AK-Broschüre hebt etwa die „punktuelle Überforderung durch fehlende Einbindung” hervor. Etwa, wenn Entscheidungen einsam getroffen und vorher mit niemanden besprochen werden. Auch werden im Homeoffice arbeitende ArbeitnehmerInnen leichter übersehen und dadurch besteht die Gefahr der mangelhaften Kommunikation und Rückmeldung zur Tätigkeit, wodurch auch Karrierechancen sinken können. AK, Uni Graz und Uni Innsbruck mahnen: Die Balance zwischen zu viel und zu wenig Kommunikation muss gehalten werden.
Ergonomie der Arbeitsumgebung und Strukturen
Während Arbeitsplätze, -flächen, -mittel und -umgebung bei regulärer Büroarbeit im direkten Einflussbereich des Arbeitgebers liegen, erschwert Homeoffice die Sicherstellung ergonomischer Arbeitsplätze, da sich diese im privaten Lebensbereich der ArbeitnehmerInnen befinden. Dies kann auch psychische Folgen haben.
Auch fehlt im Homeoffice der strukturgebende Rahmen eines Büro-Präsenzarbeitssystems, in dem gerade Arbeitspausen und arbeitsfreie Zeiten klarer vorgegeben werden können, als es im Homeoffice möglich ist. Die Arbeit im Homeoffice erfordert eine stärkere Selbststrukturierung des Arbeitstages, da die üblichen strukturgebenden Gewohnheiten des Arbeitstages, wie das morgendliche Erscheinen im Büro, die gemeinsame Pause mit den KollegInnen oder der pünktliche Dienstschluss, wegfallen.
Anpassung von Führungs- und Managementpraktiken
Auch bedarf es einer Anpassung bestehender Führungs- und Managementpraktiken: Denn Arbeit im Homeoffice stellt neue Herausforderungen an Führungskräfte und deren Führungsverhalten, da sie direkte Einflussmöglichkeiten auf die Arbeitsweise und Arbeitszeiten der ArbeitnehmerInnen verlieren. Deshalb braucht es eine Anpassung des Führungsverhaltens weg von Führung durch Instruktionen hin zu Führung durch Zielvorgaben.
Wie viel Homeoffice ist gesund?
Zur Frage, welche Intensität von Homeoffice empfehlenswert ist, zeigt die Studienlage eine gewisse Tendenz zur mittleren Intensität auf. Doch was können Arbeitgeber tun, um Homeoffice besser zu gestalten? Arbeitgebern steht eine Reihe an Möglichkeiten zur Verfügung, um das Homeoffice so angenehm wie möglich zu machen. Es braucht vor allem die Unterstützung durch die Führungsebene, damit Führungskräfte und auch KollegInnen die Einführung gutheißen und unterstützen. Auch sind eine angemessene Technik und ein Techniksupport wichtig. Für eine Organisation ist es auch sehr wichtig, Arbeitsprozesse an die Besonderheiten von Homeoffice-Arbeitsplätzen anzupassen. Letztlich braucht es in der Organisation formale Kommunikationskanäle, Kommunikationsprotokolle sowie einen fortlaufenden Kommunikationsprozess, um ArbeitnehmerInnen informiert zu halten.