Mitbestimmung
„Menschen brauchen ein offenes Ohr“
Einblick in den Alltag einer ÖGB Regionalsekretärin
Astrid Knapp ist seit 35 Jahren Gewerkschaftsmitglied, war Betriebsrätin und ist seit zwei Jahren eine von vielen ÖGB-Regionalsekretär:innen. Stellvertretend erzählt sie, was das bedeutet und warum ihr diese Aufgabe so wichtig ist.
Liebe Astrid, du bist ÖGB-Regionalsekretärin in der Oststeiermark. Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Typischerweise bearbeite ich zuerst meine Mails und Anrufe, bevor ich mit den Beratungen beginne: Von der Arbeitnehmerveranlagung über arbeits-, sozial- und pensionsrechtliche Fragen bis hin zu Anträgen etwa auf Energiekostenausgleich und Härtefallfonds ist derzeit so ziemlich alles dabei.
Wie bist du zu dieser Aufgabe gekommen, seit wann machst du das?
Ich habe 25 Jahre bei Elin Motoren gearbeitet, war dort auch Betriebsrätin, habe die BRAK (Betriebsrät:innen Akademie) und die SOZAK (Sozialakademie) besucht. Eines Tages wurde ich auf eine freie Stelle bei der Gewerkschaft PRO-GE in Graz aufmerksam und habe mich nach langem Überlegen entschlossen, mich zu bewerben. Und es hat geklappt: Ab 2013 war ich dort als betriebsbetreuende Sekretärin und Frauensekretärin tätig. 2021 erfuhr ich, dass in der Region Oststeiermark mit meiner Heimatstadt Weiz die Stelle der Regionalsekretärin neu zu besetzen war. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen! Ich war sehr überrascht, wie vielfältig, herausfordernd und umfangreich diese Tätigkeit ist. Die verschiedenen Kollektivverträge, die Zusammenarbeit mit Sozialpartnern und Vereinen, die Organisation von Veranstaltungen, Aktionen, Sitzungen – das war alles neu für mich!
Deine Region ist groß. Wie teilst du dir die Arbeit ein?
Ich versuche, mindestens einmal pro Woche in jedem Bezirk zu sein. Die Termine teile ich entsprechend ein. Telefonisch bin ich immer erreichbar. Ich muss aber sagen, dass ich ohne meine beiden Kolleginnen Doris und Waltraud nicht annähernd so professionell arbeiten könnte. Die beiden managen alles perfekt, und dafür bin ich ihnen sehr dankbar!
Frauenarbeit ist dir besonders wichtig.
Ja, sehr. Ich habe seit der Konferenz im letzten Jahr ein neues Gremium in der Region und bin dabei, die Frauenarbeit neu aufzubauen. Da die meisten Frauen keine freigestellten Betriebsrätinnen sind, ist es schwierig, Termine zu finden. Aber ich bleibe dran! Auch die Jugendarbeit möchte ich forcieren.
Welche Anliegen der Arbeitnehmer:innen beschäftigen dich am meisten? Was wird am häufigsten nachgefragt?
„Dauerbrenner“ sind Pensionsanträge, Anträge auf Schwerarbeitspension, generell die Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und das Zuhören – viele Menschen sind sehr einsam und brauchen ein offenes Ohr.
Warum ist dir gewerkschaftliche Arbeit wichtig?
Ich bin seit 1988 in der Gewerkschaft. Ohne uns gäbe es Arbeitsverhältnisse wie im 19. Jahrhundert, wir hätten kein Weihnachts- und Urlaubsgeld, keine kollektivvertraglichen Lohn- und Gehaltserhöhungen und vieles mehr. Leider ist das vielen nicht bewusst, hier müsste viel mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. Ohne uns geht es nicht!
Was machst du, wenn du nicht im Einsatz für die Gewerkschaft bist, als Hobby oder in der Freizeit gern?
Am liebsten verbringe ich Zeit mit meiner Familie und in der Natur, um den Kopf freizubekommen und neue Energie zu tanken. Auch meine beiden Katzen geben mir Ruhe. Dadurch, dass man sich in der Region kennt, werde ich auch ständig auf „Dienstliches“ angesprochen, wenn ich zum Beispiel privat einen Kaffee trinken gehe, aber das ist gut so!
In den Regionen
Neben der Zentrale in Wien (Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien) ist der ÖGB auch regional vertreten. In acht Landesorganisationen und 52 ÖGB-Regionen werden Mitglieder somit direkt vor Ort in arbeits- und sozialrechtlichen, kulturellen und bildungspolitischen Fragen betreut. Alle Infos zu deiner nächsten Regionalstelle bekommst du in deiner Bundeslandzentrale.