FahrradbotInnen
„Wenn das Wetter besser wird müssen ein paar LieferantInnen gehen"
FahrradbotInnen bewegen sich zwischen Arbeit auf Abruf und dem Traum von Flexibilität. Aber wie sieht es wirklich aus? Das „Riders Collective” hat zum Talk zur aktuellen Situation in der Branche in den ÖGB geladen.
„Die wenigsten identifizieren sich mit diesem Job”, sagt Adele Siegl und hebt dabei ihre Hände. Siegl ist Betriebsrätin beim Essensdienst Mjam und kennt die prekäre Lage zu gut. Dadurch, dass viele sehr früh wieder aus der Branche abspringen, sei es schwer, Menschen im Lieferdienst für ihre eigenen Arbeitsrechte zu begeistern. „Für manche geht es um das Geld und wie sie über die Runden kommen. Soziale Sicherheit und alles was noch dazugehört sind für sie abstrakte Dinge”, bringt sie es auf den Punkt. Dabei gäbe es viel zu ändern: Faire Arbeitsbedingungen sind die Seltenheit in einer Branche, in der man, um den zeitlichen Druck standhalten zu können, schneller fährt und damit Unfälle riskiert und das bei jedem Wetter zu jeder Jahreszeit. Oder in der ArbeitnehmerInnen überwacht werden und wenig verdient, wenn man nicht viele Fahrten schafft.
Uber & Mjam: Grundlegende Rechte eingeschränkt
„Plattformen wie Uber oder Mjam werben mit maximaler Flexibilität für ihre ArbeitnehmerInnen – dafür müssen diese aber auf einige grundlegende Rechte verzichten, ob bezahlter Urlaub oder Krankenstand, selbst Mindestlöhne oder Arbeitszeitenregelungen gelten nicht”, kritisiert Martin Gruber-Risak vom Institut für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Wien. In der Theorie könne man sich selbst aussuchen, wie lange man arbeiten will und wann, die Realität sehe aber ganz anders aus. Gibt es keine Schichten, dann könne man nichts verdienen; gibt es keine Aufträge, stehe man zwar zur Verfügung, bekomme aber keinen Lohn dafür, kritisiert Risak. In der Pandemie war dies besonders unsicher: „Wenn das Wetter besser wird, wird nicht ganz so viel bestellt, da müssen dann ein paar LieferantInnen gehen”, sagt Risak.
Flexibilität zieht viele an
Das größte Argument, der für diesen Job spricht, ist die Flexibilität, sind sich alle ExpertInnen in der Talkrunde einig. Aber es ist auch die Flexibilität, die viele Schattenseiten mit sich bringt. Viele FahrradbotInnen fragen dann nicht mehr nach und verzichten somit auf ihre Arbeitsrechte. „Das muss aber nicht sein”, gibt Toni Pravdic, Vorsitzender des Betriebsrats bei Lieferando, zu bedenken. Man könne auch beides haben, die Flexibilität und die besseren Arbeitsbedingungen, unterstreicht Pravdic. „Dazu muss man sich das Ausmachen und mit Hilfe des Betriebsrats für seine Rechte einstehen”, wünscht er sich für die Zukunft. Wie das gehen soll? Durch Informationskampagnen, wie sie regelmäßig im ÖGB stattfinden. „Je mehr Menschen über ihre Arbeitsrechte Bescheid wissen, desto schwerer wird es für ArbeitnehmerInnen diese zu ignorieren”, schließt Pravdic.
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