Geschichte
Die schießt wie ein Teufel – Frauen in den Februarkämpfen
Die lang verschwiegene Geschichte der Frauen während und nach den Februarkämpfen.
Im März 1933 begann der Untergang der demokratischen Ersten Republik mit der Ausschaltung des Parlaments, am 12. Februar 1934 endete sie nach der Niederschlagung der Februarkämpfe. Die Sozialdemokratische Partei und die freien Gewerkschaften wurden verboten. Die Austrofaschisten übernahmen die Macht.
Die Christlichsoziale Heimwehr, das Bundesheer und die Polizei standen im Februar 1934 dem sozialdemokratischen Republikanischen Schutzbund und schlecht bewaffneten Arbeitern gegenüber. Die Heldengeschichte der Schutzbündler und der Austrofaschisten wurde bald aufgeschrieben, der Einsatz der Frauen allerdings verschwiegen.
Bis vor einigen Jahren kamen Frauen in der Geschichtsschreibung zu den Februarkämpfe nicht vor. Getötete und verletzte Frauen können auch von faschistischen Systemen medial nicht gut verkauft werden. In den Narrativen der Sozialdemokraten und freien Gewerkschafter wurden Frauen nur zwei Rollen zugeschrieben: „Das leidende Opfer im austrofaschistischen Artilleriefeuer und die der stolzen Witwe eines gefallenen Schutzbündlers.“
Dabei wäre der Kampf mancherorts schon viel früher zusammengebrochen oder gar nicht begonnen worden und es hätte viel mehr Opfer gegeben, hätte es die Frauen nicht gegeben – viele davon waren Gewerkschafterinnen.
Video mit der AK- und Gewerkschaftshistorikerin Brigitte Pellar anlässlich einer Ausstellung im Jahr 2019.
Gegurtete MG-Munition
Zu Beginn der Februarkämpfe kamen von der sozialdemokratischen Parteizentrale oder der freien Gewerkschaftskommission keinerlei Direktiven. Viele Schutzbundkommandeure waren bereits von den Austrofaschisten verhaftet worden. Der Ernstfall war nie geübt worden. Es gab keine Informationen, keine Flugblätter. Die Kämpfer:innen waren auf sich allein gestellt, isoliert in Gemeindebauten, Fabrikhallen, hinter Barrikaden. Ohne die Frauen wären sie auch ohne Nachschub gewesen.
Der ausgerufene Generalstreik passierte nicht. In vielen Betrieben wurde nicht gestreikt. Aber die Betriebsrätin und das Mitglied der freien Gewerkschaft der Lebens- und Genussmittelarbeiter, Käthe Odwody, rief in der Ankerbrotfabrik den Streik aus und die Beschäftigten gurteten MG-Munition.
Käthe Odwody
6. März 1901-23. September 1943
Käthe Odwody war Hilfsarbeiterin, trat 1923 der Gewerkschaft bei und arbeitete ab 1924 in der Ankerbrot-Fabrik in Favoriten in Wien. Sie wurde zur Betriebsrätin gewählt. Während der Februarkämpfe war in der Fabrik ein Stützpunkt des Republikanischen Schutzbundes und der Sozialdemokratischen Partei. Am 12. Februar 1934 wurde der Streik ausgerufen, in der Kutscherkantine wurde MG-Munition gegurtet. Es kam zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit dem Regime. Nach der Erschießung eines Schutzbündlers brach der Widerstand zusammen.
Odwody wurde von den Austrofaschisten verhaftet, am 11. Mai 1934 wieder freigelassen und von der Anklage „Aufstand und Hochverrat“ freigesprochen. Sie verlor ihren Arbeitsplatz und blieb bis 1938 arbeitslos, danach begann sie wieder in der Ankerbrotfabrik zu arbeiten. Als Mitglied der verbotenen Kommunistischen Partei kassierte sie während des Nationalsozialismus Mitgliedsbeiträge und verteilte die illegale Zeitung „Rote Fahne“. Im April 1941 wurde sie verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt. Sie wurde am 23. September 1943 gehängt.
Die Organisatorinnen
Die Frauen waren während der Februarkämpfe Logistikerinnen, verteilten und reparierten Waffen und stopften MG-Gürtel und Handgranaten und gaben sie gemeinsam mit Munition aus. Sie waren Kundschafterinnen und Botengängerinnen, versorgten Verletzte, organisierten Versammlungen, stellten ihre Wohnungen für illegale Treffen zur Verfügung. Sie bauten Barrikaden und hoben Schützenlöcher aus. Sie brachten den Kämpfer:innen Lebensmittel und Kleidung. Laut der Bundesregierung starben 21 Frauen. Unter den in Wien 10.000 Festgenommenen waren Frauen und einige von ihnen wurden wegen „Aufstand“ und/oder „Hochverrat“ zu Haftstrafen verurteilt.
Die Frauen waren Retterinnen, stellten sich bei Verhaftungen als Schutzschilder vor ihre Männer oder retteten Schutzbündler vor den standesrechtlichen Erschießungen. Nach Kampfende versteckten sie Flüchtige und halfen Kämpfer:innen über die Grenze.
Sie waren Funktionärinnen der verbotenen Arbeiter:innenparteien und der illegalen Gewerkschaften. Sie sammelten und verteilten Spenden für die Arbeiterselbsthilfeorganisationen der „Roten Hilfe“ (KPÖ) und der „Sozialistischen Arbeiterhilfe“ (Revolutionäre Sozialisten) unter den Verhafteten und deren Angehörigen.
Und sie griffen selbst zur Waffe.
Annerl, es ist kein Licht
Am 12. Februar 1934 häkelte die ehemalige Betriebsrätin Anna Haider im Wiener Gemeindebau Goethehof in Heimarbeit Handschuhe, als es an ihrer Tür läutete. Eine Freundin sagte: „Annerl, es ist kein Licht.“ Haider erkannte das Zeichen. Der Generalstreik hatte begonnen, und sie wusste, was zu tun ist. Schließlich hatte sie als Wehrturnerin eine Ausbildung gemacht, schießen und morsen gelernt. Sie lief zu den Betrieben und ließ die Betriebsräte herausrufen.
Die Schutzbündler versammelten sich im Goethehof. Seit 1926 waren keine Frauen mehr im Schutzbund erlaubt und auch Haider hatte all ihre Funktionen verloren. Jetzt aber brauchten sie sie, um Direktiven in Leopoldstadt abzuholen. Die Schutzbündler hatten schon fünfmal versucht, mit einem Boot über die Donau zu fahren und waren jedes Mal erwischt worden.
Unverdächtige Frauen
Eine Frau wäre weniger verdächtig. Sie steckte sich das Losungswort in die Haare, setzte ihre Pullmanmütze auf und nahm die fertig gehäkelten Handschuhe mit. An der Reichsbrücke hielt sie ein Heimwehrler auf, sie spielte die verzweifelte Frau, die nichts für ihre Kinder zu essen habe, und war erfolgreich. Sie durfte passieren. Sie war nur eine der vielen Botinnen. Geschlechtsstereotype funktionieren auch bei Faschisten.
Wieder zurück im Goethehof schlugen die Schutzbündler eine Mauer nieder. Dahinter sollte sich ein großes Waffenlager befinden. Die Enttäuschung war groß: vier Gewehre und zehn Pistolen für 170 Männer. Dies war nur ein Beispiel dafür, wie schlecht der Schutzbund auf militärische Auseinandersetzungen vorbereitet war.
Die Schutzbündler überfielen einen Heimwehrlastwagen, erbeuteten vier Maschinengewehre, Stahlhelme und Gewehre. Haiders Aufgabe war es, die Männer mit Munition zu versorgen.
Die schießt wie ein Teufel
Als der Kampf verloren war, flüchteten die Kämpfer aus dem Goethehof und laut Haiders Erzählungen saß sie mit eineinhalb Gürteln MG-Munition am Fenster und schoss wie der Teufel. Sie deckte die Flüchtenden. Ihr damals achtjähriger Sohn Karl half ihr. Schließlich flüchtete auch sie. Der Gemeindebau fiel in die Hände der Austrofaschisten.
Sie war nicht die einzige bewaffnete Frau. In Linz schoss Zilli Hüttmayr aus dem Fenster. Emma Leidenfrost und Rosa Kölbl waren bei ihrer Festnahme bewaffnet. Frauen feuerten aus den Fenstern und hinter Türen in Wiener Gemeindebauten auf das Bundesheer und die Polizisten.
Anna Haider
22. März 1902-22. Juni 1990
Anna Haider wurde in eine Wiener Arbeiter:innenfamilie geboren. Sie schloss sich den Kinderfreunden an und war später Wehrturnerin. Sie arbeitete in einer Schwarz- und Seidenfärberei in Kaisermühlen und war dort Betriebsrätin. Während der Wirtschaftskrise in den frühen 1930-Jahren setzte sie sich gegen die Entlassung, vor allem von Frauen und die Arbeitszeitkürzung ohne Lohnausgleich ein. Sie wurde entlassen und arbeitete von nun an als Heimarbeiterin.
Während der Februarkämpfe war sie Botengängerin, gab die Munition aus und deckte nach eigener Aussage den Abzug der Schutzbündler aus dem Wiener Gemeindebau Goethehof. Nach den Kämpfen floh sie in die Sowjetunion. Sie kehrte Anfang 1938 nach Österreich zurück und war nach dem sogenannten Anschluss für die illegale KPÖ tätig. 1941 wurde sie verraten und wegen „Nichtanzeigen des Vorhabens eines hochverräterischen Unternehmens“ zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. US-Truppen befreiten sie Ende April 1945.
In den folgenden Jahren engagierte sie sich wieder für die KPÖ, in der kommunistischen Frauenbewegung und später in der Pensionist:innenbewegung.
Handgranaten in Kinderwägen
In St. Pölten versammelten sich am 12. Februar 1934 die Schutzbündler und warteten auf den Angriffsbefehl, der nicht kam. Die Kommandeure waren verhaftet oder untergetaucht. Die Textilarbeiterin, Betriebsrätin und sozialdemokratische Gemeinderätin Maria Emhart erfuhr vom Generalstreik. Sie verbrachte eine schlaf- und kampflose Nacht. Statt Waffen wurden Verbandspackerln ausgegeben. Wegen der fehlenden Direktiven war die Unentschlossenheit der Schutzbündler in ganz Österreich zu beobachten.
In einem Brief erinnerte sich Emhart später: Sie habe die Schutzbündler am 13. Februar in ihre Wohnung gerufen und gesagt, man dürfe die Wiener:innen in ihrem Kampf nicht allein lassen. In ihren Selbstzeugnissen berichtet sie davon, dass sie an den einsetzenden Kampfhandlungen und deren Vorbereitung beteiligt war. Sie sei mit dem Fahrrad in entlegene Ortschaften gefahren, um Verbündete zu mobilisieren, habe Waffen verteilt und über den Betriebsrat eines Kohlenbergwerkes und mit Frauen die Befüllung von Handgranaten mit Sprengstoff organisiert und sie habe die Granaten mit Kinderwägen zum Treffpunkt führen lassen.
Der Kampf ging auch in St. Pölten verloren und Emhart wurde wegen „Hochverrats“, „Waffenbesitzes“, „Rädelsführerschaft“ und als „weiblicher Schutzbundkommandant“ verhaftet.
Maria Emhart
27. Mai 1901-9. Oktober 1981
Mit 15 Jahren begann Emhart als Hilfsarbeiterin in einer Seidenspinnerei zu arbeiten, sie wurde Betriebsrätin in der „Ersten Österreichischen Glanzstofffabrik“ und im Mai 1932 in den Gemeinderat St. Pölten gewählt. An den Februarkämpfen nahm sie aktiv teil, wurde wegen „Hochverrat“, „Waffenbesitzes“, „Rädelsführerschaft“ und als „weiblicher Schutzbundkommandant“ verhaftet, aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Sie floh in die Schweiz, dort versuchte sie, in einem Lungenkurort ihre Tuberkulose zu heilen, kehrte wieder auf illegalem Weg über die Berge zurück. Am 28. Jänner 1935 wurde sie abermals verhaftet. Im „Großen Sozialistenprozess“ wurde sie zu einer 18-monatigen Kerkerstrafe verurteilt. Im Sommer 1936 kam sie im Zuge einer Amnestie frei.
Ab 1945 war sie wieder für die Sozialdemokratische Partei tätig, gehörte ab 1945 als einzige Frau der Salzburger Landesparteileitung an und zog als Abgeordnete in den Salzburger Landtag ein. Ab 1965 zog sie sich sukzessive ins Privatleben zurück.
Du kannst stenografieren
Frauen versteckten nach den niedergeschlagenen Februarkämpfen Flüchtige und halfen ihnen auch über die Grenzen. So auch die Sekretärin der Gewerkschaft des chemischen Verbandes (1925-1932) und Mitglied des Bundesvorstands der Sozialdemokratischen Partei, Rosa Jochmann.
Am 12. Februar brachte sie Utensilien aus dem Büro der Wiener Parteizentrale weg. Im Gewerkschaftshaus traf sie den Vorsitzenden Josef Weiß. Der sagte: „Du kannst doch stenografieren!“ und führte sie in die Kommandozentrale des Republikanischen Schutzbundes in den Wiener Gemeindebau George-Washington-Hof. Dort stenografierte sie die Radiomeldungen für den Parteiführer Otto Bauer.
Als das Bundesheer immer näher rückte, überredete sie gemeinsam mit Genossen Bauer zur Flucht. Gemeinsam wartete sie mit ihm auf einer dunklen Kellertreppe, bis das Zeichen gegeben wurde, dass hinter einem Greißlerladen ein Taxi bereitstand. Otto Bauer gelang die Flucht. Sie wurde im Sommer 1934 verhaftet und zu einer langen Haftstrafe verurteilt.
Rosa Jochmann
19. Juli 1901-28. Jänner 1984
Rosa Jochmann begann mit 14 Jahren als Hilfsarbeiterin zu arbeiten, wurde Funktionärin im Fabrikausschusses des Chemieverbandes, mit noch nicht 20 Jahren zum „Betriebsobmann“ gewählt und ab 1926 war sie als Sekretärin der Chemiearbeitergewerkschaft für die Organisierung der Frauen zuständig. In der Sozialdemokratischen Partei stieg sie auf. Ab 1932 arbeitete sie als Zentralsekretärin der Sozialistischen Frauen und 1933 wurde sie in den Parteivorstand gewählt.
Während der Februarkämpfe verhalf sie dem Parteiführer Otto Bauer zur Flucht. Sie wurde verhaftet und zu drei Monaten Polizeihaft und einem Jahr Kerker verurteilt.
Nach ihrer Freilassung verbreitete sie die illegale Arbeiter-Zeitung und organisierte Zusammenkünfte. Während des Nationalsozialismus wurde sie 1939 verhaftet und 1940 in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück überstellt. Sie überlebte und setzte ihre politische Arbeit nach 1945 fort. Bis ins hohe Alter erinnerte Jochmann in Reden und bei Schulbesuchen an den nationalsozialistischen Terror.
Widerstandskämpferinnen
Kaum waren die Februarkämpfe beendet, formierte sich Widerstand. Die bereits 1933 verbotene „Kommunistische Partei Österreich“, hatte schon erste Erfahrungen im Widerstand gesammelt. Für die Revolutionären Sozialisten und die illegalen Gewerkschaften war es Neuland. Rosa Jochmann war als einzige Frau Mitglied im Zentralkomitee der Revolutionären Sozialisten und war an der Koordination der Widerstandsaktionen beteiligt, dem Affichieren von Plakaten oder österreichweiten Blitzaktionen, wie dem Hissen der roten Fahne.
Die Metallarbeiterin und Betriebsrätin Rudolfine Muhr erinnerte sich in einem Interview an ihre illegale Tätigkeit. „Wir hatten mit der Untergrundarbeit keine Erfahrung, wie wir illegale Widerstandsorganisationen aufbauen und führen können. Wir machten Fehler.“ Wie am 15. Juli 1934, bei der Kundgebung zum Gedenken an die Opfer vom 15. Juli 1927.
Viele Teilnehmer:innen hatten Flugzettel und Streumaterial dabei. Rosa Jochmann hatte gerade die ersten Worte ihrer Gedenkrede gesagt, als „Sturmscharler die Waldlichtung“ stürmten. Zwei Männer wurden erschossen, einer wurde schwer verletzt. „Das zeigte uns, dass solche Kundgebungen nicht gemacht werden dürfen“, so Muhr.
Muhr entkam unverletzt und setzte ihre illegale Arbeit im Betrieb fort. Viele ihres Amtes enthobene sozialdemokratische und kommunistische Betriebsräte sorgten dafür, dass das sozialistische Bewusstsein erhalten wurde. Wer erwischt wurde, wurde entlassen. Neue Arbeit fanden sie nicht und erhielten auch keine Arbeitslosenunterstützung.
Rudolfine Muhr
5. September 1900-24. Oktober 1984
Als Kind half sie ihrer Mutter beim Austragen der Arbeiter-Zeitung. Mit noch nicht 14 Jahren begann Muhr als Metallarbeiterin zu arbeiten und wurde Gewerkschaftsmitglied. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde sie Betriebsrätin. Nach den Februarkämpfen arbeitete sie mit Wilhelmine Moik in der „Sozialistischen Arbeiterhilfe“ und engagierte sich illegal für die „Revolutionären Sozialdemokraten“. Sie wurde mehrfach von den Austrofaschisten verhaftet und 1939 von der Gestapo.
Nach Kriegsende gehörte sie von 1949-1969 dem Bundesrat an und setzte sich für die Gleichberechtigung der Frauen ein.
Sobald jemand verhaftet wurde, begann Moik zu arbeiten.
Trotz all dem machte Muhr weiter. Genauso wie andere Frauen, wie die Frauensekretärin der freien Gewerkschaften und spätere Frauenvorsitzende des Österreichischen Gewerkschaftsbundes Wilhelmine Moik. Sie leitet die „Sozialistische Arbeiterhilfe“. Eine illegale Organisation, die mit finanziellen Zuschüssen der Quäker und des Internationalen Gewerkschaftsbundes für inhaftierte Sozialdemokrat:innen und Kämpfer:innen unterstützte. Sobald jemand verhaftet wurde, begann Moik zu arbeiten. Gemeinsam mit Muhr, Frieda Nödl, Leopoldine Glöckl und 400 Mitarbeiter:innen sammelte sie Geld, Lebensmittel, Spielsachen und organisierte auch die Bereitstellung und Bezahlung von Rechtsanwälten.
Als Rudolfine Muhr verhaftet wurde, organisierte Moik, dass die abgemagerte Frau Milchrationen im Gefängnis erhielt.
Wilhelmine Moik
26. September 1894-12. Jänner 1970
Wilhelmine Moik arbeitete jahrelang als Weißnäherin in der Heimwerkstatt ihrer Eltern. Mit 18 Jahren wurde sie Gewerkschaftsmitglied und trat der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. 1912 übernahm sie ihre erste Funktion im Hausangestellten-Verband, 1916 in der Gewerkschaft der Heimarbeiterinnen und war zwischen 1916 und 1921 beim Verband der Hausgehilfinnen und Heimarbeiterinnen angestellt. Sie wechselte in die Gewerkschaftskommission und war von 1927-1934 im neu geschaffenen Referat für Frauenarbeit im Bund freier Gewerkschaften als Frauensekretärin tätig.
Nach den Februarkämpfen leitete sie die „Sozialistische Arbeiterhilfe“, wurde wegen ihrer illegalen Tätigkeit mehrmals von den Austrofaschisten verhaftet und verurteilt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde sie am 7. Juli 1938 abermals verhaftet und 1939 wegen Hochverrats zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach ihrer Freilassung arbeitete sie als Stenotypistin in einer Versicherung.
Gleich nach Kriegsende engagierte sie sich wieder in der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, leitete zwischen 1945 und 1959 das ÖGB-Frauenreferat und war zwischen 1951 und 1963 ÖGB-Frauenvorsitzende.
Die Geschichte der Frauen erzählen
Die Rolle der Frauen in den Februarkämpfen von 1934 und im darauffolgenden Widerstand gegen den Austrofaschismus wurde lange Zeit übersehen, doch ihre Bedeutung ist unbestreitbar. Noch liegt vieles im Dunkeln, aber die Geschichten dieser Frauen sind ein wichtiger Teil der österreichischen Geschichte und verdienen es, erzählt zu werden.
Verwendete Quellen:
Wenninger Florian, Frauen in den Februarkämpfen 1934, 01.03.2024 auf https://www.dorftv.at/video/43931
Wenninger Florian, Frauen in den Februarkämpfen 1934, Das Ende einer Männerlegende, aus der Themenreihe Frauen machen Geschichte, Renner Institut, 2017 auf https://renner-institut.at/publication/frauen-in-den-februarkaempfen-1934-das-ende-einer-maennerlegende
Wenninger Florian, Die Zilli schießt! Frauen in den Februarkämpfen 1934 in Perspektivenwechsel. Geschlechterverhältnisse im Austrofaschismus in Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 2016 auf https://journals.univie.ac.at/index.php/oezg/issue/view/269
Lichtenberger Hanna, Frauen in den Februar-Kämpfen 1934, 2015 auf https://mosaik-blog.at/frauen-in-den-februar-kaempfen-1934/
Muhr Rudolfine, Zum Kampf ist es in Hietzing nicht gekommen auf https://www.doew.at/erinnern/biographien/erzaehlte-geschichte/februar-1934/rudolfine-muhr-zum-kampf-ist-es-in-hietzing-nicht-gekommen
Berger Karin, Tränen statt Gewehre, http://www.karinberger.at/filme/traenen.htm
Perspektivenwechsel. Geschlechterverhältnisse im Austrofaschismus in Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 2016 auf https://journals.univie.ac.at/index.php/oezg/article/view/3515/3228
Broessler Agnes, Wilhelmine Moik, Ein Leben für die gewerkschaftliche Frauenpolitik, 2006, ab Seite 39
Duma Veronika, Rosa Jochmann, politische Akteurin und Zeitzeugin, 2019, ab Seite 135
Sporrer Maria, Steiner Herbert (Hrsg) Rosa Jochmann, Zeitzeugin, 1983, ab Seite 59