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Frau beim Multitasking im Homeoffice @gpa
Frau beim Multitasking im Homeoffice @gpa

Rezension

Buchtipp: Wie wir endlich die Geschlechtergerechtigkeit erreichen

Ist ein Leben mit gleichen Chancen für Männer und Frauen möglich? Ja, sagt die Soziologin Jutta Allmendinger und gibt Handlungsanweisungen

Die Soziologin Jutta Allmendinger schreibt in ihrem Buch „Es geht nur gemeinsam. Wie wir endlich die Geschlechtergerechtigkeit erreichen“ darüber, wie wir sicherstellen, dass unsere Enkeltöchter ein schönes Leben haben können.

Ein Arbeitsleben ohne geringfügige Jobs oder Teilzeitjobs, die langfristig zu Altersarmut führen, ohne Abhängigkeiten von Partnereinkommen, sondern in finanzieller Unabhängigkeit. Indem es selbstverständlich ist, dass gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit bezahlt wird, die Löhne in den „typischen“ Frauenberufen hoch sind, die Väterkarenz genauso normal ist wie die Mutterkarenz und somit Frauen die gleichen Karrierechancen offenstehen, wie momentan nur den Männern. Mit einem Familienleben, in dem es gute, den ganzen Tag geöffnete Kinderbetreuungsangebote sowie Ganztagsschulen gibt. Mit einem politischen Leben, bei dem nicht über die Köpfe der Frauen hinweg entschieden wird, wie während der Coronavirus-Pandemie.

Jutta Allmendinger, Autorin des Buches "Es geht nur gemeinsam" @Inga Haar
Jutta Allmendinger, Autorin des Buches "Es geht nur gemeinsam" @Inga Haar

Frauen hören

Bereits im März 2020 prophezeite Jutta Allmendinger den Rückfall in alte Traditionen, befeuert durch das „süße Gift des Homeoffice“. Frauen wurden bei der Erstellung der Lockdown-Maßnahmen nicht gehört und auch nicht berücksichtigt.

Es war und ist ganz selbstverständlich, dass Frauen bei Schließungen der Kinderbetreuungsstätten und der Schulen neben Homeoffice auch noch die Kinder betreuen. Oder wenn Frauen in der Pflege, im Handel oder in der Produktion arbeiten, dass sie sich um Kinderbetreuungsplätze kümmern müssen – da ja die Omas und Opas ausfielen.

Allmendinger hat hierfür Lösungen. Viele Studierende haben ihre Nebenjobs verloren, also warum bietet man ihnen nicht an, gegen Bezahlung mit Kindern spazieren zu gehen, zu lernen oder zu spielen? Oder: In fast allen Hotels gibt es große Säle, die jetzt leer stehen, diese könnte man Schulklassen zugänglich machen – hier wären doch die Abstandsregeln leicht einzuhalten.

Geschlechtergerechtigkeit, jetzt!

Allmendinger zeichnet auf 144 Seiten nach, wie Geschlechtergerechtigkeit erreicht werden kann. Eine Möglichkeit wäre die Umsetzung der langjährigen ÖGB-Forderungen: Arbeitszeitverkürzung und gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit.

Die Autorin gibt den LeserInnen einen klaren Handlungsauftrag mit: „Gemeinsam müssen Frauen, müssen Frauen und Männer, die Gleichstellung entschlossen vorantreiben. Es geht nur gemeinsam. Unsere Kinder und Enkelkinder sollten nicht noch einmal hundert Jahre warten müssen. Wir müssen handeln, und zwar jetzt.” Gemeinsam handeln geht auch ganz leicht. Es beginnt zum Beispiel auch damit, dass man Gewerkschaftsmitglied wird. 

Jutta Allmendinger
Es geht nur gemeinsam. Wie wir endlich die Geschlechtergerechtigkeit erreichen.
Ullstein Taschenbuch
Hardcover
144 Seiten
ISBN: 9783548064529

Zur Autorin:

Jutta Allmendinger (64) ist als erste Frau Präsidentin des Wissenschaftszentrums für Soziologie in Berlin. Zuvor leitete sie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und forschte und lehrte in den USA. Sie ist eine der wichtigsten Stimmen im deutschsprachigen Raum, wenn es um die Gleichstellung der Geschlechter geht.

Zum Weiterhören: Der ÖGB-Podcast „Nachgehört/Vorgedacht": Arbeitsplatz-Wohnung