Solidarität
„In all dem Negativen das Positive sehen“
In Österreich erkranken jährlich 5.600 Frauen an Brustkrebs. Claudia Altmann-Pospischek ist eine von ihnen und gilt mit Metastasen als unheilbar. Im Interview erzählt sie von ihrem Weg
2013 wurde bei dir metastasierter Brustkrebs diagnostiziert: Wie geht es dir heute?
Claudia Altmann-Pospischek: Die Diagnose kam aus dem Nichts und zog mir buchstäblich den Boden unter den Füßen weg. Mein winziges Mammakarzinom hatte bereits in die Leber und in die Knochen gestreut, und das ohne genetische Vorbelastung und trotz regelmäßiger Vorsorge. Die Prognose: zwei Jahre Überlebenszeit. 2018 kamen noch Bauchfellmetastasen dazu. Heute bin ich unter Therapie stabil, leide aber unter Nebenwirkungen. Nach elf Jahren bin ich immer noch da und darf Spuren hinterlassen – ein großes Geschenk.
Was waren damals deine ersten Gedanken?
„Sie haben Krebs“ sind mitunter die drei schlimmsten Worte, die man hören kann. Plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Die eigene kleine Welt liegt in Schutt und Asche. Ich durchlief viele verschiedene Phasen: Schock, Angst, Hadern, Akzeptieren, Weitermachen.
Hattest du Angst, deinen Job zu verlieren?
Mein Chef sagte: „Mach dir keine Sorgen um deinen Job. Konzentriere dich jetzt nur auf deine Gesundheit.“ Dafür werde ich ihm immer dankbar sein. Aufgrund meiner lebensbedrohlichen Erkrankung wurde mir die Berufsunfähigkeitspension nahegelegt, die ich schweren Herzens antrat. Inzwischen arbeite ich wieder geringfügig und engagiere mich im Bereich Brustkrebs.
Wie wichtig ist berufliche Gesundheitsvorsorge?
Äußerst wichtig! Denn unsere Gesundheit ist unser höchstes Gut, auch im beruflichen Umfeld.
Welche Unterstützung wünschst du dir von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem?
Ich wünsche mir einen Cancer-Case-Manager, flexible Arbeitszeitmodelle, spezielle Palliativangebote für die letzten Meter des Lebens. Von der Gesellschaft mehr Bewusstsein, Solidarität und praktische Hilfe.
Du bist als Bloggerin an die Öffentlichkeit gegangen. Vielen Frauen ist das nicht möglich. Was rätst du ihnen?
Ich rate, die Krankheit zu akzeptieren und mit ihr als „Beifahrer“ zu leben. Setze dir Fixsterne im Leben, wie Treffen und Reisen. Vertraue deinem sozialen Netz und finde eine erfüllende Aufgabe. Informiere dich über die Krankheit und die Behandlung, finde ein kompetentes Onko-Team. Nimm psychologische Hilfe in Anspruch und versuche, in all dem Negativen das Positive zu erkennen.
NUTZE DAS FRÜHERKENNUNGSPROGRAMM!
Das österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm bietet Frauen ab 40 Jahren regelmäßige, kostenlose Mammografien an. Eine frühe Diagnose bedeutet oft schonendere Therapien, bessere Heilungschancen und mehr gemeinsame Zeit. Nutze das Angebot und melde dich unter 0800 500 181 oder per E-Mail serviceline@frueh-erkennen.at an.
Alle Infos: frueh-erkennen.at