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Kranke Frau
Beschäftigte sind in den letzten zwei Jahren häufiger erkrankt, aber dafür schneller genesen. Das sagt der Fehlzeitenreport. DimaBerlin – stock.adobe.com

Gesundheit

Fehlzeitenreport: Krankenstände werden häufiger, aber kürzer

Anstieg bei Atemwegserkrankungen, Arbeitsunfälle gehen zurück

In den Unruhen der Pandemiezeit war lange nicht klar, wie die Gesundheitskrise in der Arbeitswelt nachwirken wird. Der Fehlzeitenreport 2022/23 ist der erste, der außerhalb der akuten Pandemiezeiten erhoben wurde und somit einen datenbasierten Blick auf die Krankenstände in der post-COVID Arbeitswelt erlaubt: Wenig überraschend ist die Zahl der Atemwegserkrankungen stark gestiegen und zählen gemeinsam mit den Muskel-Skelett-Erkrankungen zu den häufigsten Ursachen für einen Krankenstand. Insgesamt sind die Krankenstandstage pro Beschäftigte 2022 auf 14,9 Kalendertage pro Kopf gestiegen, 2023 sogar auf 15,4.

ÖGK-Arbeitnehmer-Obmann Andreas Huss ist von diesen Zahlen nicht besorgt: „Auch wenn die Krankenstände 2022 und 2023 – geprägt vom Auslaufen der Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie und den damit einhergehenden Anstiegen bei Atemwegs- und COVID-19-Erkrankungen – gestiegen sind, ist das Niveau langfristig gesehen vergleichsweise niedrig. Dämpfend wirkt die Reduktion der Arbeitsunfälle und die Verschiebung der Wirtschaftsstruktur in Richtung Dienstleistungen.“

Handlungsbedarf bei psychischen Erkrankungen

Auch die psychosoziale Gesundheitskrise wird in den Daten sichtbar. Psychische Erkrankungen sind geprägt von einer langen Krankenstandsdauer. So sind zwar „nur“ 2,6 % aller Krankenstandsfälle auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen, jedoch sind es rund 10 % aller Krankenstandstage. „Die Versorgung in diesem Bereich war zuvor stark ausbaufähig, die Pandemie hat die schlechte Abdeckung verschärft“, erklärt die ÖGB-Gesundheitsexpertin Julia Stroj.

Die Versorgung in diesem Bereich war zuvor stark ausbaufähig, die Pandemie hat die schlechte Abdeckung verschärft.

ÖGB-Gesundheitsexpertin Julia Stroj

Auch die ÖGK möchte diesen Missstand verstärkt angehen: „Darüber hinaus soll weiter auf den Ausbau der psychosozialen Versorgung Wert gelegt werden, denn die durchschnittliche Krankenstandsdauer bei psychischen Erkrankungen ist mit 37 Tagen weiter sehr hoch. Mit einem flächendeckenden Ausbau der psychosozialen Versorgungszentren können wir viele lange Krankenstände verhindern“, so Huss weiter.

ÖGK: Junge Versicherte müssen ernst genommen werden

Erstmals hat sich eine Sonderauswertung im Fehlzeitenreport mit den Krankenständen von Lehrlingen und jungen Erwachsenen auseinandergesetzt. Es hat sich gezeigt, dass diese Gruppe häufiger im Krankenstand ist, dafür jedoch kürzer. Die häufigste Ursache von Fehlzeiten sind Verletzungen und Vergiftungen.

Auch das Arbeitsumfeld und die Betriebskultur spielen in der Gesundheit der Beschäftigten eine Rolle!

ÖGB-Gesundheitsexpertin Julia Stroj

Lehrlinge und Berufseinsteiger:innen sind aber auch häufig von psychosozialen Beschwerden betroffen. Hierbei spielen auch die Arbeitsbedingungen und das Qualifikationsniveau eine Rolle. Besonders interessant: Arbeitnehmer:innen mit geringen Entscheidungsmöglichkeiten im Job sind häufiger krank. „Es sind also nicht nur die physischen Arbeitsbedingungen, auch das Arbeitsumfeld und die Betriebskultur spielen in der Gesundheit der Beschäftigten eine Rolle“, hält die ÖGB-Expertin Stroj fest und empfiehlt, die Angebote der betrieblichen Gesundheitsförderung zu nutzen.

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Mehr Prävention statt Symptom-Bekämpfung

Wolfgang Panhölzl, Leiter der Abteilung Sozialversicherung in der Arbeiterkammer Wien, sieht das ähnlich und möchte die Gesundheitsversorgung ganzheitlicher denken: „Das Krankenstandsgeschehen zeigt einmal mehr die Wichtigkeit von Prävention, guten Arbeitsbedingungen und bestmöglicher Versorgung von chronischen Erkrankungen.In allen drei Bereichen hat Österreich enormen Aufholbedarf. Wir brauchen Investitionen in die Gesundheit in den Kindergärten, Schulen und in der Arbeitswelt. Das heißt, gleiche Chancen auf Gesundheit für alle Kinder und alle Arbeitnehmer:innen. Eine gesunde Arbeitswelt und gesunde Arbeitnehmer:innen werden wir nur mit Finanzierungsgerechtigkeit für die ÖGK und AUVA erreichen.“