Gesundheit
Am Limit: So geht’s den Beschäftigten im Gesundheitswesen wirklich
oegb.at hat Berichte von Menschen eingeholt, die tagtäglich im Gesundheitsbereich an ihre Grenzen gehen
Schon vor der Pandemie waren Menschen im Gesundheitswesen mehrfachbelastet. Darauf hat die Gewerkschaftsbewegung stets aufmerksam gemacht und Betroffene so gut es ging unterstützt. Jetzt, in der Pandemie, verschärfen sich diese Bedingungen für die Beschäftigten noch weiter. Dabei geht es aber nicht nur rein um die intensivmedizinische Versorgung an sich, wie in den Medien oft dargestellt wird.
Gesamte Gesundheitsversorgung betroffen
Die gesamte Gesundheitsversorgung – gleich, ob Stadt oder Land, Krankenhaus oder nicht-stationär - ist durch die Pandemie extrem belastet. Die Menschen, die hier arbeiten, tun dies aus voller Überzeugung und haben jahrelange Ausbildungen absolviert. Trotzdem sagen viele Beschäftigte, dass es ihnen reicht – von der Politik wünschen sie sich einen Wandel im System.
Viele PatientInnen, die intensivmedizinisch versorgt werden, befinden sich im künstlichen Tiefschlaf und werden durch zahlreiche Versorgungsschläuche am Leben erhalten. Wir drehen sie regelmäßig vom Rücken auf den Bauch und umgekehrt. Aufgrund der Gefahr des Wundliegens muss die Lagerung der PatientInnen regelmäßig geändert werden. Bei dieser Umlagerung darf kein einziger der Versorgungsschläuche beschädigt werden, da dies für die PatientInnen sehr gefährlich sein kann. Für diesen Prozess sind vier speziell geschulte Personen notwendig.
Wenn du sechs PatientInnen zu betreuen hast, bleibst du für Stunden in deiner Schutzkleidung. Du wäschst PatientInnen, kleidest sie an, wechselst die Schutzhose, trägst Pflegecreme auf, lagerst die PatientInnen, überwachst die Vitalzeichen, überprüfst, dass alle genügend Flüssigkeit und Medikamente erhalten, und kaum bist du beim sechsten Patienten angekommen, beginnst du gleich wieder beim ersten.
Sich umzuziehen ist viel zu aufwendig, da man beim Aus- und Anziehen eine Kollegin benötigt. Die Gefahr einer Ansteckung beim Ausziehen ist enorm hoch und daher sollte die Schutzkleidung nur zu zweit an- beziehungsweise ausgezogen werden.
Wir sind ausgebrannt und können nicht mehr. Es braucht bessere Arbeitsbedingungen. Die Pandemie zeigt, was wir schon immer sagen: Wir haben akuten Personalmangel.
Noch halte ich durch, aber wenn die Pandemie vorbei ist, weiß ich nicht, ob ich in diesem Beruf bleibe.
Es ist nicht nur der Dienst, der gerade sehr anstrengend ist. Auch die private Situation kommt hinzu – zum Beispiel Homeschooling und wie ich mit meinen Kindern zurechtkomme.
Von der Politik erwarte ich mir endlich, dass der Corona-Tausender für uns alle kommt. Der Applaus hilft uns schon lange nicht mehr. Und: Wir brauchen mehr Personal!
Wir brauchen Zeit, damit wir eingeschult werden – es kann nicht jeder für alles eingesetzt werden. So geht uns langsam die Luft aus. Es kommt auch jeden Tag etwas Neues auf uns zu, man kann wenig bis gar nicht im Voraus planen.
Wenn ich diese Corona-Demonstranten sehe, werde ich unfassbar wütend. Täglich sehe ich, wie Menschen ins Krankenhaus eingeliefert werden, bei denen weder sie noch wir wissen, ob sie es auch wieder verlassen werden. Wir geben alles und kämpfen um jedes Leben - aber wir sind am Limit!
Hoffentlich ist es bald vorbei. Es belastet uns wirklich alle sehr und wir bekommen diese Last auch alle zu spüren - gleich, auf welcher Abteilung wir arbeiten.
Gott sei Dank sind wir auf der Station so ein gut eingespieltes Team, sonst hätte ich längst aufgegeben. Wir sind schon auf Kilometer 45 vom Marathon (Anm. d. Red.: Eine Marathonstrecke beträgt etwas mehr als 42 Kilometer).
Hoffentlich ist es bald vorbei. Ich fühle mich im Stich gelassen und auch vergessen. Wir räumen den Dreck weg. Die Regierung tut alles schönreden und behandelt uns letztlich auch nur wie Dreck.
Warum bekommen wir nicht alle eine Prämie? Wir haben den Betrieb aufrechterhalten. Ich wurde oft gefragt, ob ich länger bleiben kann, wir haben auch Urlaube verschoben und haben geschaut, dass es zu keinen Engpässen kommt.
Gehst bitte auf eine andere Station aushelfen? Wer kann den Dienst übernehmen? Das sind Fragen, die wir wöchentlich besprechen müssen, um weiterhin die Leistung, die es braucht, zu erbringen.
Wir haben keine Zeit für eine Pause, oft nicht mal, um etwas zu trinken. Wir müssen gerade jedes Bett zusammenkratzen.
Mir ist es wichtig zu betonen, dass Pflege keine Hilfsarbeit ist, sondern eine wichtige Profession, die man mit Engagement und guter Ausbildung machen muss.
Was müssen Frauen noch alles leisten? Wir sind gerade jetzt in der Pandemie mehrfachbelastet.
Wenn der Corona-Wahnsinn vorbei ist, können wir den Betrieb schließen. Die vorhandenen Zeitausgleiche kann ja niemand in Freizeit konsumieren.
Ich mag meinen Job, möchte ihm aber nicht meine Gesundheit opfern!
Stopp der ständigen Überlastung! Es muss noch Zeit und Energie für ein Leben nach der Arbeit möglich sein!
oegb.at hat vor einigen Wochen einen Aufruf gestartet und all diese Menschen aus den unterschiedlichen Bereichen der Gesundheitsversorgung gebeten, ihre ganz persönliche Situation in ein paar Sätzen zum Ausdruck zu bringen. Das Ergebnis liest du jetzt hier.
Du möchtest gemeinsam mit uns für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal im Gesundheitswesen kämpfen? Dann werde jetzt Gewerkschaftsmitglied!