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Gesundheit

Ich bin in der Risikogruppe: Was gilt jetzt für mich?

Mit 1. Juli gibt es die Risikogruppenregelung nicht mehr. Auch Schwangere werden nicht mehr geschützt. oegb.at sagt dir, was das für dich bedeutet

„Besonders gefährdete Menschen und schwangere ArbeitnehmerInnen in körpernahen Berufen mit ihren ungeborenen Kindern können nicht mehr geschützt werden. Für die Betroffenen ist das eine Katastrophe”, stellen ÖGB-Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende Korinna Schumann und die Leitende Sekretärin des ÖGB Ingrid Reischl unisono fest.

Der Grund: Die Risikogruppenregelung gibt es ab 1. Juli nicht mehr – genauso wenig wie die Regelung zum Schutz Schwangerer. „Wir haben als ÖGB wiederholt darauf hingewiesen und gefordert, diese Regelungen bis Jahresende zu verlängern. Trotz massiv steigender Infektionszahlen und akuten Problemen in den heimischen Spitälern gab es aber keinerlei Reaktion darauf”, erinnert Reischl.  

Freistellung für Schwangere auch ausgelaufen

„Stellen Sie sich vor, Sie werden schwanger und möchten sich als Arbeitnehmerin vor dem Virus schützen. Einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Freistellung gibt es aber für keine Berufsgruppe mehr, wenn die Schwangerschaft ab dem 1. Juli 2022 eintritt”, erklärt Korinna Schumann. „Wir fordern hingegen weiterhin die sofortige Freistellung aller Schwangeren ab der 14. Schwangerschaftswoche, unabhängig von ihrem Impfstatus und der Branche, in der sie arbeiten“, so Schumann.

Die Unsicherheit bei den Betroffenen ist gewaltig. oegb.at hat sich deshalb angeschaut, was jetzt für besonders gefährdete oder schwangere ArbeitnehmerInnen gilt.

1. Muss ich meinem Arbeitgeber sagen, dass ich wegen Regelschmerzen zu Hause bleibe?

Nein, dein Arbeitgeber hat grundsätzlich kein Recht, dich nach dem Grund für deinen Krankenstand zu fragen. Wenn du krank bist und nicht arbeiten kannst, reicht eine Krankschreibung vom Arzt aus.

2. Kann ich bei starken Regelschmerzen in den Krankenstand gehen?

Hier lautet die Antwort ganz klar: Ja, wenn die Schmerzen so stark sind, dass du nicht arbeiten kannst, sprich arbeitsunfähig bist, kannst du auch zuhause bleiben! Frauen, die aufgrund starker Beschwerden während ihrer Tage nicht arbeiten können, dürfen und sollten sich auch krankschreiben lassen.

3. Wer schreibt mich bei Menstruationsbeschwerden krank?

Ein ärztliches Attest bekommst du üblicherweise bei deinem Hausarzt. Du kannst dir aber auch bei deiner Gynäkologin bzw. deinem Gynäkologen eine Krankschreibung holen.

Rein rechtlich muss man erst dann eine Krankenstandsbestätigung dem Arbeitgeber vorweisen, wenn dieser eine verlangt. Viele Arbeitgeber verlangen am ersten Tag gar keine ärztliche Bestätigung.

Erkundige dich vorab, wie hier die Regelung in deinem Unternehmen ist.  

4. Warum gibt es bei uns keinen Menstruationskrankenstand wie etwa in Spanien?

In Spanien wurde kürzlich ein Gesetzesentwurf präsentiert, der Frauen das Recht gibt, jeden Monat drei bis fünf Tage lang zu Hause zu bleiben, wenn sie starke Regelschmerzen haben. Medial wurde oft die fälschliche Übersetzung “Menstruationsurlaub” aufgegriffen, doch mit bezahlter Freizeit haben starke Regelschmerzen wenig zu tun.

Der Fall in Spanien ist nicht eins zu eins auf Österreich übertragbar, da das spanische Krankenstandsystem anders funktioniert als bei uns. So bekommen SpanierInnen die ersten drei Tage ihres Krankenstandes keine Lohnfortzahlung. Frauen, die ein bis drei Tage wegen Periodenschmerzen ausfallen, bekamen also bisher an diesen Tagen gar kein Geld.

In Österreich hingegen zahlt der Arbeitgeber im Krankheitsfall ab dem ersten Tag der Krankheit das volle Gehalt weiter, abhängig von den Dienstjahren, sogar bis zu drei Monate lang. Ist man länger krank, hat man weiters einen Anspruch auf Krankengeld.

5. Weshalb ist es wichtig, über Menstruationsbeschwerden zu sprechen?

Das Thema Menstruation ist nach wie vor ein großes Tabuthema. Frauen werden dazu erzogen, nicht darüber zu sprechen und ihre Periode zu verheimlichen. Offen über Regelschmerzen zu sprechen, trägt dazu bei, dass die Gesellschaft ein verstärktes Bewusstsein für die Auswirkungen von Menstruationsbeschwerden entwickelt.

Denn: Trotz Schmerzen zur Arbeit zu gehen, ist ein weitaus größeres Problem als die Abwesenheit selbst. Es ist dringend erforderlich, die Auswirkungen der Symptome stärker in den Mittelpunkt zu rücken, um Behandlungsmöglichkeiten für Frauen zu finden und im Idealfall mehr Flexibilität für Frauen in der Arbeitswelt zu schaffen.

Schmerzen während der Regel sollten etwas sein, das wie alles andere in der Medizin behandelt wird. Um das zu erreichen, muss endlich darüber gesprochen werden. 

 

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