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In 77 Prozent sind es Angehörige, die pflegen. Wie lange werden sie noch Zeit dafür haben?

Pflege

Pflege wird teurer

Babyboomer kommen ins pflegebedürftige Alter, weniger Frauen sind bereit, Pflegearbeit gratis zu erledigen

Die Pflege wird immer teurer. „Wir werden einen Anstieg der Pflegekosten sehen, auch in Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Es geht auch um einen Verteilungskampf. Wer zahlt das?“, sagte Ulrike-Mühlberger, Pflegeexpertin des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), im Interview mit Arbeit&Wirtschaft im März.

Österreich: Kosten vergleichsweise niedrig, weil Verwandte die Pflege übernehmen

Im internationalen Vergleich gibt Österreich nicht sehr viel für Pflegedienste aus. Famira-Mühlberger: „Während Österreich rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Pflegedienstleistungen ausgibt, sind das in der Schweiz 2,4 Prozent, in Deutschland 1,8 Prozent und in den skandinavischen Ländern fast drei Prozent.“ Ein Grund: In Österreich übernehmen meistens unbezahlte Verwandte die Pflegearbeit. „Sowohl der mobile als auch der stationäre Bereich sind schwach entwickelt.“

Mit Alterung und Professionalisierung wird es teurer

„Wir sehen eine Steigerung der öffentlichen Ausgaben für Pflegdienstleistungen von 80 Prozent bis 2030, gegenüber 2016“, sagte Famira-Mühlberger, danach werde es noch weit höhere Steigerungsraten geben, wenn die Babyboomer-Generation der 1960er-Jahre ins pflegebedürftige Alter kommt. Ein weiterer Grund für Kostensteigerungen: Glücklicherweise sind immer mehr Frauen berufstätig und stehen daher nicht mehr für die unbezahlte Pflegetätigkeit zur Verfügung.

ÖGB fordert Steuerfinanzierung für Pflege – Millionäre sollen zahlen

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian fordert ein Gesamtkonzept für die Pflege. Weder eine zusätzliche Belastung der Arbeitskosten mit Versicherungsbeiträgen, noch die Pflicht, sich bei privaten Versicherungskonzernen zu versichern, sei die richtige Lösung: „Das können sich viele Menschen schlicht und einfach nicht leisten.“ Stattdessen schlägt der ÖGB-Präsident Steuern auf große Erbschaften und Vermögen vor. Das wäre ein Schritt für mehr Gerechtigkeit und Fairness, und damit würden jene einen Beitrag zahlen, die es sich auch wirklich leisten können.