Pflege
Wenn Pflegearbeit krank macht
Österreichische Pflegekräfte im internationalen Vergleich besonders belastet. “Offensive Gesundheit” fordert 6-Punkte-Programm
35 Prozent der österreichischen Pflegekräfte berichten von Gesundheitsproblemen im Zusammenhang mit ihrer Arbeit. Dies geht aus einer jüngst veröffentlichten Studie der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. Damit liegt Österreich weit über dem OECD-Schnitt von 15 Prozent. Einzig in Finnland ist der Wert noch höher als hierzulande. Ein trauriger Vorsprung.
35 Prozent der österreichischen Pflegekräfte berichten von Gesundheitsproblemen im Zusammenhang mit ihrer Arbeit
Gesundheitsrisiken in der Pflegearbeit
Pflegekräfte sind im Vergleich zu anderen Berufssparten auch höheren Gesundheitsrisiken ausgesetzt, belegt die OECD. Demnach gaben rund 90 Prozent der österreichischen PflegerInnen an, sich bei ihrer Arbeit einem Gesundheitsrisiko auszusetzen. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 64 Prozent. Somit liegt Österreich auch hier erschreckend weit vorne. Nur Frankreich und die Schweiz weisen noch höhere Werte auf.
Bedarf an 13,5 Millionen Arbeitsplätzen
Gleichzeitig steigt der Bedarf an Pflegekräften durch die weltweite Alterung der Gesellschaft. Allein in den OECD-Staaten wird es in den kommenden 20 Jahren um 60 Prozent mehr Pflegekräfte brauchen. Konkret sind das etwa 13,5 Millionen Arbeitsplätze, die in der Pflegebranche geschaffen werden müssen. Die große Mehrheit der Pflegekräfte in den OECD-Ländern ist weiblich, gut 20 Prozent davon ist im Ausland geboren. In Europa kommen viele aus Staaten wie der Slowakei, Polen und Rumänien.
Corona-Krise als größte Herausforderung
Ein Beispiel dafür ist die aus Polen stammende Pflegeassistentin Elwira Schlesinger, die während der Corona-Pandemie für ihre KlientInnen im Dauereinsatz war. Sie berichtet von langen Arbeitszeiten, schlechter Entlohnung und widrigen Arbeitsbedingungen. Um das zu ändern hat die gerade ins Leben gerufene “Offensive Gesundheit” ein 6-Punkte-Programm vorgelegt. Der Zusammenschluss aus Gewerkschaften, Arbeiterkammer, Ärztekammer und anderen InteressenvertreterInnen fordert unter anderem die Weiterentwicklung des Gesundheits- und Pflegesystems und eine deutlich bessere Bezahlung.
Die OECD-Mitgliedsstaaten:
Die OECD hat derzeit 37 Mitgliedsstaaten, neben 22 EU-Staaten sind dies Australien, Chile, Großbritannien, Island, Israel, Japan, Kanada, Kolumbien, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, die Schweiz, Südkorea, die Türkei und die Vereinigten Staaten von Amerika.