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Frauen suchen sich den Wechsel nicht aus samuel - stock.adobe.com

Frauengesundheit

Wechseljahre am Arbeitsplatz

Darum müssen wir endlich über das Tabuthema Menopause reden

Die Wechseljahre sind für viele Frauen eine herausfordernde Lebensphase, die auch am Arbeitsplatz nicht länger ignoriert werden darf. Eine aktuelle österreichweite Befragung im Rahmen des Forschungsprojektes MenoSupportAustria zeigt deutlich, dass es höchste Zeit ist, offen über dieses Thema zu sprechen und die gesundheitlichen Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren ernst zu nehmen. „Es ist höchste Zeit, das Tabu zu brechen und offen über die Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren zu sprechen. Diese Lebensphase betrifft alle Frauen und darf nicht länger ignoriert werden – auch nicht am Arbeitsplatz", bekräftigt Korinna Schumann, Vizepräsidentin des ÖGB.  

Wechseljahre: Ein unterschätztes Thema in der Arbeitswelt

Die Wechseljahre sind eine natürliche Phase im Leben einer Frau, die zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr beginnt und mit zum Teil erheblichen körperlichen und psychischen Symptomen einhergeht. Etwa ein Drittel der Frauen leidet unter starken Beschwerden, die sich oft gravierend auf die Arbeitsfähigkeit auswirken. Für viele Frauen ist dies ein entscheidender Moment in ihrem Berufsleben, da sie in dieser Phase oft über viel Berufserfahrung verfügen und eine tragende Rolle im Arbeitsumfeld einnehmen. „Es darf nicht sein, dass Frauen wegen mangelnder Unterstützung aus dem Beruf ausscheiden. Wir brauchen Lösungen, um Frauen in den Wechseljahren im Erwerbsleben zu halten", fordert Korinna Schumann.

Grafik zeigt, dass zwei Drittel der Frauen in der Menopause gesundheitliche Beschwerden haben
Jede Frau erlebt die Wechseljahre unterschiedlich. Nur ein Drittel der Frauen hat keine Beschwerden, zwei Drittel hingegen haben leichte bis starke Beschwerden. ÖGB

Forderung nach betrieblichen Maßnahmen und Sensibilisierung

Die Ergebnisse der Studie sind alarmierend: Mehr als zwei Drittel der befragten Frauen gaben an, durch Wechseljahresbeschwerden in ihrer Arbeitsleistung beeinträchtigt zu sein. Dennoch spielen die Wechseljahre in der betrieblichen Gesundheitsförderung nur eine untergeordnete Rolle. Laut der Befragung erhalten nur 6,5 Prozent der Frauen betriebsärztliche Betreuung zu diesem Thema. Rund 20 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen haben aufgrund von Beschwerden ihre Arbeitszeit reduziert, und 14,4 Prozent der Frauen über 55 Jahre denken darüber nach, frühzeitig in Pension zu gehen.

„Wir wollen ein Umfeld schaffen, in dem die spezifischen Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren anerkannt und berücksichtigt werden, ohne sie zu stigmatisieren“, betont ÖGB-Vizepräsidentin Schumann. Sie fordert Unternehmen auf, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören Sensibilisierungstrainings für Führungskräfte und flexible Arbeitszeitmodelle. Beispiele aus Großbritannien zeigen, dass die Integration des Themas Wechseljahre in den betrieblichen Alltag möglich und erfolgreich ist.

Gesundheitliche Risiken und wirtschaftliche Folgen

Neben den direkten Auswirkungen auf den Arbeitsplatz stellen Wechseljahre auch ein Gesundheitsrisiko dar. Osteoporose ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Frauen in und nach den Wechseljahren. In Österreich sind rund 460.000 Menschen von Osteoporose betroffen, drei Viertel davon sind Frauen. Frühzeitige Präventionsmaßnahmen, wie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und gegebenenfalls eine Hormonersatztherapie, könnten das Risiko senken und langfristig erhebliche Kosten im Gesundheitswesen vermeiden. „Das zeigt, wie wichtig es ist, rechtzeitig Maßnahmen zu setzen", sagt Schumann.

Wechseljahre als Chance für Unternehmen

Die Studienergebnisse verdeutlichen auch, dass Unternehmen, die das Thema Wechseljahre aktiv angehen, ihre erfahrenen Mitarbeiterinnen langfristig im Unternehmen halten können. „Viele Frauen erleben die Wechseljahre als Karrierebremse. Die Beschwerden, die in dieser Lebensphase auftreten, belasten nicht nur den Arbeitsalltag, sondern beeinflussen oft auch berufliche Entscheidungen", erklärt ÖGB-Vizepräsidentin Schumann. Betriebliche Gesundheitsprogramme könnten helfen, diese Nachteile abzufedern.

Frauen wünschen sich insbesondere eine Sensibilisierung der Führungskräfte (72,2 %), flexible Arbeitszeiten (70 %) und eine offene Kommunikation über das Thema (68,1 %). „Wechseljahre dürfen kein Tabuthema bleiben. Es liegt in der Verantwortung der Arbeitgeber, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Frauen in dieser Lebensphase unterstützen", unterstreicht Schumann.

Mit klaren Maßnahmen zur Sensibilisierung und Unterstützung können Unternehmen nicht nur das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiterinnen verbessern, sondern auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Deshalb fordert die ÖGB-Vizepräsidentin  mehr betriebliche Angebote, um die Gesundheit von Frauen auch in den Wechseljahren zu fördern – das sei nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch wirtschaftlich klug. 

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