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Internationale Gewerkschaften und auch der ÖGB haben sich vor Beginn der WM in Katar für Menschenrechte und ArbeitnehmerInnenschutz stark gemacht.
Internationale Gewerkschaften und auch der ÖGB haben sich vor Beginn der WM in Katar für Menschenrechte und ArbeitnehmerInnenschutz stark gemacht. ÖGB

Fußball-WM Katar

„Wir vergessen und verzeihen nicht“

Tausende Tote: Marcus Strohmeier, Internationaler Sekretär des ÖGB, über den Kampf für Menschenrechte im WM-Gastgeberland Katar

Vor Anpfiff der WM in Katar gab es laute Kritik am Gastgeber. Die Hoffnung bleibt, dass das zu Verbesserungen im Bereich der Menschenrechte geführt hat.

Wie hat der Kampf für faire Arbeitsbedingungen im Wüstenstaat begonnen?

In Katar waren Gewerkschaften verboten. Ich hatte von einem Betroffenen von den Zuständen auf den WM-Baustellen in Doha erfahren. 2013 konnte ich mir gemeinsam mit anderen Gewerkschaftern vor Ort ein Bild machen.

Wir vergessen und verzeihen nicht! So etwas wie in Katar darf es nie wieder im Vorfeld oder während solch eines globalen Events geben.

Marcus Strohmeier, Internationaler Sekretär des ÖGB

Was habt ihr dort gesehen?

Kaum Sicherheitsvorkehrungen, 12 bis 14 Stunden Arbeit täglich, Elendsquartiere. Das Schlimmste war fehlendes Wasser auf vielen Baustellen bei bis zu 50 Grad im Sommer. Häufigste Todesursache waren nicht Arbeitsunfälle. Arbeiter sind abends einfach tot umgekippt. Sie hatten untertags nichts zu trinken, waren total dehydriert, haben dann zwei Liter getrunken – das hält auch ein gesundes Herz nicht aus.

Wie sind dann Verbesserungen erreicht worden?

Die katarische Regierung argumentierte zuerst, Baufirmen hätten die Verantwortung, haben aber nicht für die gesetzlichen Grundlagen gesorgt. Die Katarer dachten, uns geht der Atem aus. Wir haben aber weiter Veranstaltungen gemacht, Protestbriefe nach Katar geschickt und bei unseren Regierungen lobbyiert. Gemeinsam mit Schweden hat Österreich eine EU-Richtlinie erreicht, dass bei Sportgroßveranstaltungen auf Arbeitsrechtsstandards geachtet werden muss. 

Wie ist der Status jetzt, sind die Verbesserungen nachhaltig?

Arbeiter können jetzt erstmals vor Gericht gehen. Es gibt ein Arbeitsinspektorat, Gewerkschaftsbüros und Mindestlöhne. Trotzdem ist Katar immer noch sehr weit weg von europäischen Standards. Ich glaube nicht, dass die Reformen nach der WM wieder abgeschafft werden, sie beeinträchtigen das Leben der katarischen Eliten nicht. Unternehmer müssen jetzt mehr Regeln einhalten.

Aber auch wenn Verbesserungen beibehalten werden, müssen wir im Gedenken an die Todesopfer sagen: „Wir vergessen und verzeihen nicht! So etwas wie in Katar darf es nie wieder im Vorfeld oder während solch eines globalen Events geben.“  

 

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