Solidarität mit der Ukraine
„Frieden ist grundlegender Wert der Gewerkschaftsbewegung“
Ein Jahr Krieg, ein Jahr internationale Solidarität - ÖGB liefert weiter Hilfsgüter
Der ÖGB verurteilt Russlands Invasion in der Ukraine auf das Schärfste. Dieser Verstoß gegen das Völkerrecht bringt unsägliches Leid über die Menschen. „Wir stehen seit Beginn der Kämpfe in Kontakt mit VertreterInnen der ukrainischen Gewerkschaften, ihre Schilderungen unterstreichen die Dramatik der Entwicklungen“, sagte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian im Vorjahr kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine.
Deeskalation bleibt das Gebot der Stunde
Ein Jahr später ist ein Kriegsende immer noch nicht in Sicht – Tausende Tote, auch in der Zivilbevölkerung, sind zu beklagen, das Elend der Menschen ist grenzenlos, Hunderttausende sind auf der Flucht. Der ÖGB fordert wie viele andere Gewerkschaften in Europa ein Ende dieses Krieges. „Wir unterstützen alle Initiativen zur Deeskalation“, sagt Katzian, „die Menschen in der Ukraine müssen endlich wieder eine Perspektive bekommen. Wir stehen an ihrer Seite, Gewerkschaften sind die größte Friedensbewegung.“
Wir stehen an ihrer Seite, Gewerkschaften sind die größte Friedensbewegung.
Internationale Gewerkschaftssolidarität
Europäischer und Internationaler Gewerkschaftsbund (EGB und IGB) erklärten den tragischen Jahrestag zum „Tag der Gewerkschaftssolidarität mit der Ukraine“. Hunderte TeilnehmerInnen aus verschiedenen europäischen Gewerkschaften, auch VertreterInnen des ÖGB, drückten am 24. Februar 2023 ihren ukrainischen KollegInnen in einem Online-Austausch ihre volle Solidarität aus. „Frieden ist der grundlegende Wert der Gewerkschaftsbewegung,“ betonte EGB-Generalssekretärin Esther Lynch auch in ihrer Eröffnungsrede. „ArbeitnehmerInnen sind die primären Opfer in jedem Krieg. Russland muss seine Aggression beenden.“ Owen Tudor, geschäftsführender Generalsekretär des IGB, versicherte die anhaltende Solidarität über den Konflikt hinaus. „Der IGB wird den ukrainischen Gewerkschaften auch während des Wiederaufbaus beistehen.“
Russland muss seine Aggression beenden.
Erschütternde Berichte aus der Ukraine
Grygorii Osovyi, Präsident des ukrainischen Gewerkschaftsbundes FPU, berichtete von der schwierigen Situation seiner Mitglieder, 20 Prozent befänden sich im Kriegseinsatz, viele hätten ihre Familien und Häuser verloren.
„Ein Drittel unserer Kollegen sind derzeit an der Front. Dort wo früher sechs oder sieben Kollegen unter Tage gearbeitet haben, sind wir heute nur noch vier oder fünf. Unser Material, Werkzeuge und Maschinen wären bei euch im Westen mit Sicherheit im Museum, aber wir haben nichts anderes und müssen beitragen zum Sieg und zur Versorgung des Landes mit Rohstoffen“, ergänzte Dmitro Jarocki, Vorsitzender der freien Bergarbeitergewerkschaft.
Maksim Moskalez, Vorsitzender der Eisenbahngewerkschaft in Poltava, berichtete: „Als strategisch wichtiger Betrieb waren wir vom ersten Tag der Aggression an aktiv. Wir haben hunderttausende Menschen mit der Eisenbahn evakuiert. Dort, wo sonst 50 Personen im Waggon sind, waren bis zu 500 Leute. Aber alles wäre ohne die internationalen Solidarität für uns viel schwieriger gewesen.“
Auch der Vorsitzende der Betriebsgewerkschaft von Azow-Stahl in Mariopul (unter russischer Besatzung) bedanke sich: „106 unserer Gewerkschaftsmitglieder sind gestorben, hunderte weitere verletzt. 2000 unserer Mitglieder gelten als vermisst. Trotz solcher Tragödien hilft uns die Solidarität aus dem Ausland enorm. Ich möchte euch dafür danken.“
Die Gewerkschaften der Nachbarländer leisteten besonders viel praktische Hilfe: „Über eine Million Ukrainer sind über unsere Grenzen gekommen. 30.000 davon haben wir als Gewerkschaftsbund untergebracht. Wir kümmern uns weiterhin um tausende Flüchtlinge, hier vor allem um die Kinder die besonders unter diesem Krieg leiden. Ihnen gilt all unsere Sorge und unsere Solidarität“, so Polina Fisticanu vom moldauischen Gewerkschaftsbund:
Hilfe des ÖGB geht weiter: Versorgungsbus
Der ÖGB lieferte seit März 2022 Medikamente, Decken, Lebensmittel und mehr. Über 50 Tonnen Hilfsgüter wurden mit Unterstützung von Gewerkschaften und des EGB (Europäischer Gewerkschaftsbund) in die Ukraine gebracht, um die FPU (Föderation der Gewerkschaften der Ukraine) zu unterstützen, die in ihren Ferienheimen Geflüchtete versorgt – nach wie vor. Ein weiterer Hilfstransport fand am 3. Mai 2023 den Weg nach Ushgorod. Mit den Spendengeldern wurde ein VW-Bus gekauft, den die ukrainischen Gewerkschaften als Versorgungsbus für Fahrten zwischen den von ihnen betreuten Flüchtlingsheimen in der Westukraine dringend brauchen, „Wir lassen die Menschen nicht im Stich“, sagt Marcus Strohmeier, Internationaler Sekretär des ÖGB.
Wir lassen die Menschen nicht im Stich.
„Das wichtigste für uns ist es, diesen Krieg zu gewinnen“, fasst Osovi zusammen: „Unser Kurs ist klar, wir wollen in die Europäische Union und in die europäische Familie aufgenommen werden. Ohne Unterstützung des Auslandes wäre es nicht möglich gewesen, den Angriff abzuwehren. Die beeindruckenden Demonstrationen in aller Welt und die Solidarität unserer Brüder und Schwestern der Gewerkschaften aus aller Welt sind die größte Stärkung für unsere Arbeit. Trotz aller Einschränkungen durch den Krieg versuchen wir dennoch, eine klassische Gewerkschaftsarbeit im Land zu leisten. Und das trotz der neoliberalen Angriffe durch die Regierung und das Parlament. Neoliberale Reformen wollen die Situation der Arbeitnehmer und der Gewerkschaften weiter verschlechtern. Dagegen wehren wir uns natürlich!“
„Solidarität, wo auch immer die Ukraine unsere Hilfe braucht“, fasste Esther Lynch den Tag der Gewerkschaftssolidarität zusammen: „Ich bin heute stolz auf unsere Bewegung!“