Zum Hauptinhalt wechseln
ÖGB

Antidiskriminierung

EuroPride: Gemeinsam Zeichen setzen

ExpertInnen von ÖGB und AK im Interview zu ArbeitnehmerInnenrechten

Aktuell findet in Wien die EuroPride statt – der größte europäische Event für Gleichberechtigung. Das Highlight bilden das Pridevillage am Rathausplatz ab 12. Juni sowie die Prideparade am 15. Juni entlang der Ringstraße. Der ÖGB wird gemeinsam mit der AK unter dem Motto „Pride at Work“ einen eigenen Stand beim Pridevillage haben, um die BesucherInnen vor Ort über Diskriminierung in der Arbeitswelt und ArbeitnehmerInnenrechte zu informieren. Auch bei der Prideparade werden ÖGB und AK mit einem eigenen Truck vertreten sein. Seid dabei und setzt mit uns ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung!

In Österreich ordnen sich schätzungsweise 200.000 – 300.000 ArbeitnehmerInnen zumindest einer der Kategorien der LGBTIQ zu. Eine aktuelle von der AK in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass bis heute immer noch sehr viele Menschen in der Arbeit Nachteile oder Diskriminierungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung erleben. JedeR fünfte Befragte der Studie gab an, ihre/seine sexuelle Orientierung am Arbeitsplatz deshalb zu verheimlichen.

oegb.at hat im Vorfeld der Prideparade die ExpertInnen Richard Ondraschek (ÖGB) und Sybille Pirklbauer (AK) zum Gespräch gebeten:

Von welchen Erfahrungen berichten euch betroffene ArbeitnehmerInnen und welche Tipps habt ihr für sie?

Pirklbauer: Um das Positive zuerst zu sagen: in vielen Betrieben können LGBTIQ -Beschäftigte out und damit voll akzeptiert sein. Aber das ist nicht überall so. Vier von zehn LGBTIQ -Beschäftigten waren schon einmal oder sogar öfters von Tuscheln, übler Nachrede oder obszönen Witzen betroffen und eine/r von fünf hat schon einmal deshalb den Job gekündigt.

Ondraschek: Grundsätzlich ist es in solchen Fällen immer gut, sich Unterstützung zu holen: sei es von KollegInnen oder Vorgesetzten, aber natürlich auch vom Betriebsrat. Arbeitsrechtlich ist Diskriminierung nicht zulässig! Hier beraten und unterstützen die Arbeiterkammer und Gewerkschaften.

Die EuroPride findet ja jedes Jahr in einer anderen Europäischen Stadt statt – diesmal in Wien. Was bedeutet das für die österreichische LGBTIQ-Community und auch für die Stadt Wien? Wieso ist die EuroPride eurer Meinung nach wichtig?

Ondraschek: Für uns als Gewerkschaften und Arbeiterkammern geht es aber auch um SICHTBAR werden und Farbe bekennen. So große Ereignisse wie die EuroPride erregen viel Aufmerksamkeit und bringen damit nicht nur das Thema aufs Tapet – sie besetzen es auch sehr positiv, weil es mit positiven Ereignissen verbunden wird. Für uns ist es zudem eine Gelegenheit, AK und ÖGB als Allianz und AnsprechpartnerInnen für LGBTIQ -Beschäftigte bekannt zu machen. Diejenigen, die unsere Unterstützung brauchen, sollen auch den Weg zu uns finden.

Pirklbauer: Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass der Kollege, die Vorgesetzte oder auch der Kunde vielleicht zu der Gruppe der LGBTIQ gehört. Manche verunsichert es auch, wenn sich z.B. eine Mitarbeiterin als lesbisch outet. Je mehr man aber von einem Thema hört und je „normaler“ es ist, desto entspannter ist der Umgang damit. Wir haben deswegen auch das Motto pride@work gewählt, denn es geht um Solidarität, Akzeptanz und Gleichberechtigung!

Im Mittelpunkt der Pride stehen die Menschenrechte von LGBTIQ Personen. Auch in Österreich gibt es hier bezüglich Gleichbehandlung noch viel zu tun. Was sind die wichtigsten politischen Forderungen seitens ÖGB und AK?

Pirklbauer: In der Arbeitswelt ist sowohl die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts wie auch der sexuellen Orientierung verboten. Unternehmensleitung und Führungskräfte müssen hier ihre Verantwortung wahrnehmen: Das umfasst ein klares Auftreten gegen Diskriminierung, den offenen Umgang mit dem Thema LGBTIQ, Leitbilder mit der Verankerung eines respektvollen Umgangs miteinander und dem Bekenntnis zur Vielfalt. Wichtig sind auch konkrete Role-Models und entsprechende Schulungen für MitarbeiterInnen und Führungskräfte sowie die Ermutigung zum Aufbau innerbetrieblicher Netzwerke von LGBTIQ-Personen.

Ondraschek: LGBTIQ-KollegInnen, die sich als BelegschaftsvertreterInnen engagieren, müssen auch hinsichtlich ihrer eigenen, besonderen Rolle bei der betrieblichen Interessenvertretung unterstützt werden. Besonders gefördert sollen auch Initiativen zur Vernetzung werden. Auch das Beratungs- und Weiterbildungsangebot in Gewerkschaften und AK sollte ausgebaut und verbessert werden.

Mehr Informationen