Internationaler Frauentag
Frauen auf die Überholspur!
Weltfrauentag am 8. März: Lange genug haben Frauen zurückgesteckt, jetzt wird es Zeit endlich aufzuholen
Schlechte Bezahlung, unfaire Arbeitsbedingungen, drohende Altersarmut – trotz Fortschritten in den letzten Jahren lässt die Gleichstellung von Frau und Mann immer noch auf sich warten, vor allem in der Arbeitswelt. Durch die Coronakrise hat sich die ohnehin angespannte Situation für Frauen noch einmal verschärft: Die Frauenarbeitslosigkeit in Österreich ist explodiert, zudem blieb Homeschooling, Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen größtenteils an Frauen hängen. Anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März fordert der ÖGB wiederholt mehr Geld und Gleichberechtigung statt Blumen und Applaus.
Rückschritte durch Pandemie
In der Coronakrise waren Frauen die ersten, die zum Handkuss kamen. Sie waren in ihren systemrelevanten Berufen enorm gefordert oder haben ihre Arbeit verloren, mussten zurückstecken und Stunden kürzen, um Kinder zu betreuen. Für ÖGB-Frauenvorsitzende Korinna Schumann ist die Lage prekär. „Frauen haben lange zurückgesteckt, jetzt ist es an der Zeit, auf die Überholspur zu wechseln, um möglichst schnell mit den Männern gleichzuziehen“, so die Gewerkschafterin.
Frauen haben lange zurückgesteckt, jetzt ist es an der Zeit, auf die Überholspur zu wechseln, um möglichst schnell mit den Männern gleichzuziehen.
Arbeitszeit runter - Lebensqualität rauf
Um die Situation für Frauen möglichst schnell zu entschärfen, braucht es zum Beispiel kürzere und planbare Arbeitszeiten. Modelle aus Island und Neuseeland zeigen, dass eine Reduktion der Arbeitsstunden zu höherer Effizienz und einer gerechteren Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit beitragen. Eine Reduktion der Arbeitszeit bei vollem Lohn- und Personalausgleich führt außerdem zu weniger Krankenständen und ermöglicht eine bessere Work-Life-Balance.
Auch das von ÖGB und AK vorgeschlagene Modell zur Familienarbeitszeit stellt ein wichtiges Instrument zur gerechteren Verteilung der Einkommen dar. Anders als bei der bisher sehr einseitigen Aufteilung zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit profitieren Familien von dem Modell, das bei einer Angleichung der Arbeitszeiten beider Elternteile eine 250 Euro Pauschale pro Elternteil pro Monat vorsieht. Damit verdienen Mütter besser und Vätern bleibt mehr wertvolle Zeit für ihre Kinder.
Straßenaktion der Gewerkschaftsfrauen zum Internationalen Frauentag am 8. März 2022
Die Zukunft braucht Chefinnen
Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung ist der Kampf gegen die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen. Denn trotz aller Bemühungen der letzten Jahre werden Führungspositionen immer noch zu zwei Drittel von Männern besetzt und Frauen bleiben auf der Strecke. Dieses sogenannte Phänomen der „Gläsernen Decke“ führt dazu, dass qualifizierte Frauen kaum in hohen Positionen zu finden sind. Um eine Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen, muss darum eine Anhebung des Frauenanteils auf allen Führungsebenen stattfinden.
Geld statt Applaus
Dem nicht genug verdienen Frauen auch aufgrund der schlechteren Bezahlung in frauendominierten Berufen weniger als Männer. Der Equal Pay Day fiel 2022 auf den 15. Februar. Bis zu diesem symbolischen Tag arbeiteten Frauen in Österreich statistisch gesehen gratis, während Männer seit Jahresbeginn bezahlt wurden. In der EU zählt Österreich damit zu den negativen Spitzenreitern. Von den elf systemrelevanten Berufsgruppen liegt das Einkommen der fünf Gruppen mit dem höchsten Frauenanteil unter dem österreichischen Durchschnittslohn. Um das Ungleichgewicht zu reduzieren, muss in wichtige Bereiche wie Bildung und Pflege investiert werden, um so auch die gesellschaftliche Anerkennung der Leistungen zu erhöhen. Der ÖGB fordert daher eine Anhebung des kollektivvertraglichen Mindestlohns auf 1.700 Euro und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in systemrelevanten Branchen.
Gewalt an Frauen stoppen
Dass die hohen Lohnunterschiede fatale Folgen nach sich ziehen können, zeigt ein Blick auf Österreichs Gewaltstatistik. So ist hierzulande jede fünfte Frau mindestens einmal im Leben von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Durchschnittlich wurden im Jahr 2021 Jahr mehr als zwei Frauen pro Monat getötet. Österreich liegt damit bei der Anzahl der sogenannten Femizide im europäischen Vergleich an der Spitze.
Mit einer der Gründe für die hohen Zahlen ist die finanzielle Abhängigkeit der von Gewalt betroffenen Frauen von ihrem Partner. Um männliche Gewalt zu stoppen, fehlt es trotz Aufstockung des Budgets immer noch an finanziellen Mitteln für Frauenhäuser, Gewaltschutzzentren und Frauenberatungsstellen. Wichtig wäre es, bereits bei der Präventivarbeit anzusetzen, damit Gewalt erst gar nicht entstehen kann. Hier ist die Politik gefordert rasch zu handeln, damit am Frauentag 2023 nicht wieder dieselben Forderungen am Tisch liegen.