Gleichstellung
Mütter werden bei Bewerbungsgesprächen benachteiligt
Die FH Burgenland hat untersucht, wie Personalverantwortliche entscheiden, wenn sie die Wahl zwischen Müttern und Vätern haben
Trotz Diskussionen über flexible Arbeitszeiten und Maßnahmen zur Förderung von Arbeitnehmerinnen sind geschlechtsspezifische Unterschiede in der Arbeitswelt allgegenwärtig. Und diese Ungleichheit beginnt bereits beim Bewerbungsprozess, wie ein Test der FH Burgenland zeigt. Ein Experiment, das mit Personalverantwortlichen durchgeführt wurde, zeigt, dass im Zweifelsfall ein zweifacher Vater bei gleicher Ausbildung und Berufserfahrung eher den Job erhält als eine zweifache Mutter.
Die Ergebnisse im Detail
Insgesamt nahmen 67 Personalverantwortliche aus ganz Österreich teil. Sie erhielten eine E-Mail mit der Bitte, an einer Studie für eine Masterarbeit teilzunehmen, ohne zu wissen, dass es sich um ein Diversity-Thema handelte. Die Teilnehmer:innen wurden in zwei Gruppen eingeteilt: eine Experimentalgruppe, die Bewerbungen von Personen mit Kindern erhielt, und eine Kontrollgruppe, die Bewerbungen von denselben Personen ohne Kinder erhielt. Sowohl in der Experimental- als auch in der Kontrollgruppe erhielt der Mann eher den Job als die Frau.
Nur durch eine breitere Diversität und eine bewusste Auseinandersetzung mit Vorurteilen könnten Frauen und Mütter gleiche Chancen im Bewerbungsprozess und in der beruflichen Entwicklung erhalten.
Die Auswirkungen von Gender-Bias
Interessanterweise entschieden sich auch die weiblichen Personalverantwortlichen im Zweifelsfall eher für den männlichen Bewerber. Diese Tendenz deutet auf einen generellen Gender-Bias hin. Dem männlichen Bewerber wurden eher leistungsorientierte Attribute zugeschrieben, während der Bewerberin vor allem sozioemotionale Eigenschaften zugesprochen wurden. Die Mutterschaft der Bewerberin schürte zudem Sorgen hinsichtlich der Ausfallwahrscheinlichkeit, während die familiäre Situation des Vaters weit weniger mit seinem beruflichen Umfeld in Verbindung gebracht wurde.
Gender bedeutet das sozial wahrgenommene oder zugeschriebene Geschlecht und Bias bedeutet Voreingenommenheit oder Verzerrung. Gender-Bias beschreibt also eine Vielzahl von Diskriminierungen, Verzerrungen oder Vorurteilen, die alle auf Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern beruhen.
Diversität als Lösung
Studienautorin Sarah Riedenbauer betont gegenüber der Tageszeitung „Der Standard“ die Bedeutung von Diversität in Entscheidungsgremien von Unternehmen. Mehr Vielfalt in den Personalabteilungen kann dazu beitragen, Vorurteile in Entscheidungsprozessen abzubauen. Sie hebt hervor, dass der Einfluss der Hiring Manager (Personalverantwortlichen) nicht unterschätzt werden darf, da diese letztendlich entscheiden, welche Bewerber:innen eingestellt werden und welche nicht. Riedenbauer ist überzeugt, dass Diversität im gesamten Unternehmen der Schlüssel zu mehr Chancengerechtigkeit in der Arbeitswelt ist.
„Die Ergebnisse des Experiments machen deutlich, dass Vorurteile und geschlechtsspezifische Stereotype in der Arbeitswelt dringend überwunden werden müssen“, betont Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende des ÖGB. Nur durch eine breitere Diversität und eine bewusste Auseinandersetzung mit unbewussten Vorurteilen könnten Frauen und Mütter gleiche Chancen im Bewerbungsprozess und in der beruflichen Entwicklung erhalten.
Die Verbesserung der Arbeits- und Lebenssituation von Frauen ist ein zentrales Anliegen der Frauenabteilung des ÖGB, die sich für Lohnerhöhungen, gute Arbeitsbedingungen und die Verteidigung bereits erzielter Fortschritte einsetzt. Besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ist der Schutz der Rechte von Arbeitnehmerinnen wichtig, da trotz Verbesserungen in Bereichen wie Einkommen, Aufstiegschancen und familienfreundlichen Bedingungen noch Handlungsbedarf besteht.
Unterstütze auch du die ÖGB Frauen in ihrem Kampf für deine Rechte und werde ÖGB Mitglied: https://www.oegb.at/mitglied-werden