Zum Hauptinhalt wechseln
Rafael Ben-Ari

Corona

„Ich kann meist erst dann arbeiten, wenn die Kinder schlafen."

Wie Österreichs Eltern versuchen, Arbeit und Kinderbetreuung während der Corona-Krise unter einen Hut zu bringen

Schulen und Kindergärten in Österreich waren seit März aufgrund des Coronavirus immer wieder geschlossen oder sehr eingeschränkt geöffnet. Die Kindebetreuung und das Homeschooling stellt alle Eltern und vor allem Alleinerziehende, 91 Prozent davon Frauen, vor massive Herausforderungen. Vom Staat gibt es wenig Unterstützung. Daher fordert der ÖGB ein Recht auf Sonderbetreuungszeit. oegb.at hat sich umgehört, wie Eltern die Doppelbelastung von Arbeit und Kinderbetreuung versucht haben zu meistern.

Mit den Nerven am Ende 

Carmen B. ist Redakteurin in Linz und arbeitete im Homeoffice. Dazu musste sie ihre 1 ½- jährige Tochter betreuen, denn der Vater ist Journalist und war berufsbedingt kaum zu Hause.  Bereits nach einigen Wochen Doppelbelastung war Carmen mit ihren Nerven am Ende: „Am Anfang dachte ich noch, das geht schon irgendwie. Aber ich konnte immer nur dann schnell arbeiten, wenn die Kleine gegessen oder geschlafen hat. Alles andere war unmöglich. Zum Glück hatte ich einen verständnisvollen Arbeitgeber. Home-Office mit Kleinkind war ein Nervenkrieg.”

„Home-Office mit Kleinkind war ein Nervenkrieg".

Carmen B., Redakteurin

Die Familie schützen

Sandra H. hingegen arbeitete nach wie vor als Krankenschwester im AKH in Wien, im Teilzeit-Dienst inklusive Nachtschichten, Wochenend- und Feiertagsdienst. Die Kinderbetreuung der zweijährigen Tochter übernimmt der Vater, der sich aufgrund einer schweren Vorerkrankung im Krankenstand zu Hause befindet.

„Ich versuche in dieser Zeit noch mehr als sonst, auf Hygiene- und Schutzmaßnahmen zu achten."

Sandra H., Krankenschwester

„Die Situation ist natürlich alles andere als ideal für meine Familie. Aber es muss ja irgendwie weitergehen. Ich versuche in dieser Zeit noch mehr als sonst, auf Hygiene- und Schutzmaßnahmen zu achten, um meine Familie zu schützen – zu Hause und in der Arbeit”, berichtete Sandra.

Jede Schule arbeitet anders

Volksschullehrerin Carina Z. aus dem Salzkammergut musste wochenlang nicht nur ihre SchülerInnen von zu Hause aus betreuen, sondern auch ihre beiden eigenen Kinder, die ebenfalls im Volksschulalter sind. Der Vater arbeitete nach wie vor als Angstellter in einem Chemiebetrieb und nahm sich zwischendurch Urlaub, um Carina bei der Kinderbetreuung zu entlasten. „Wir versuchen so gut es geht, unseren Tag zu strukturieren", erzählte Carina. „Meine Kinder brauchten mehr Aufmerksamkeit und Betreuung als in der Schule, zum Arbeiten kam ich meist erst am Abend." 

„Der Unterricht mit den SchülerInnen daheim war schwierig - täglich neue Bestimmungen und viele Familien haben keine technische Ausrüstung."

Carina Z., Volksschullehrerin

Dazu bekam sie von der Direktorin jeden Tag neue Bestimmungen gibt, die für die Lehrerin relevant sind oder die an die Eltern weitergeben werden müssen. „Auch für die SchülerInnen daheim war es schwierig, jede Schule arbeitete anders, manche arbeiteten mit Computer andere nicht. Viele Familien hatten aber die technische Ausrüstung gar nicht", so Carina.

Arbeiten, wenn die Kinder schlafen

Ulrike G. versuchte sich die Kinderbetreuung ihrer beiden Kindergartenkinder (3 und 5 Jahre) so gut wie möglich mit dem Vater aufzuteilen, der im Schichtdienst bei der ÖBB arbeitet. „Die Kinder vermissten ihre Kindergartenfreunde und haben unendlich viel Energie, die raus muss – sie brauchten viel Beschäftigung Beschäftigung. Manchmal konnte die Arbeit erst dann erledigt werden, wenn die Kinder abends schlafen. Es geht sonst einfach nicht”, erzählte sie.

„Die Kinder vermissten ihre Freunde und hatte unendlich viel Energie, die irgendwie raus muss – sie brauchten dauernd Beschäftigung".

Ulrike G., Finanzwirtin

3-Wochen Sonderbetreuungszeit

Die alleinerziehende Stephanie G. ist Mutter eines 12-jährigen Sohnes in Wien. Sie arbeitet als Grafikerin und hat von ihrem Arbeitgeber die Möglichkeit bekommen, die Sonderbetreuungszeit zu nutzen. Die drei Wochen waren allerdings schnell aufgebraucht. „Wie es weiter geht, wusste lange niemand“, erzählte Stephanie. „Nach einem schwierigen Start hatten wir halbwegs Routine beim Home-Schooling. Aber keiner wusste, wann die Schulen wieder aufmachen werden. Es gab kaum Informationen.“

„Es gab kaum Informationen. Wir wussten nicht, wie es weitergeht."

Stephanie G., Grafikerin

Der ÖGB fordert einen Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit. Kinderbetreuung muss möglich sein, ohne dass Eltern beim Arbeitgeber darm betteln müssen. Unterstütze jetzt die Forderung auf kinderbetreuung.oegb.at.