Elementarpädagogik
Volksschule vs. Kindergarten?
Lehrkräfteoffensive des Bildungsministeriums spielt LehrerInnen gegen ElementarpädagogInnen aus
Im Zuge der neuen Lehrkräfteoffensive veröffentlichte das Bildungsministerium ein Inserat mit den Worten: “Bisher: Kindergarten. Jetzt: Volksschule. Jetzt umsteigen und als Lehrer/in durchstarten!”
Dass Personal aus Kindergärten abgeworben wird, um den Fachkräftemangel in den Volksschulen in den Griff zu bekommen, ist für Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und – Frauenvorsitzende, unverständlich. Denn auch in der Elementarpädagogik herrscht akuter Personalmangel. „Wir sitzen alle im gleichen Boot. Es fehlen da und dort Fachkräfte. Den Gemeinden ist nicht geholfen, wenn Löcher in den Volksschulen gestopft und dafür in der Elementarpädagogik gerissen werden. Wir können uns doch nicht gegenseitig das Personal wegnehmen”, kritisiert die Gewerkschafterin.
Probleme seit langem bekannt
Im österreichischen Bildungswesen gibt es einige Baustellen, die allesamt nicht neu sind. Bereits seit über einem Jahr weisen ÖGB und Gewerkschaften auf die prekäre Situation in der Elementarpädagogik hin. Durch die untragbaren Arbeitsbedingungen und die schlechte Bezahlung hören viele Beschäftige auf und wechseln in andere Branchen. Eine große Pensionierungswelle, die von der Regierung ignoriert wurde, verstärkt die Engpässe. In einzelnen Bundesländern mussten bereits Gruppen schließen oder ihre Öffnungszeiten aufgrund zu wenig Beschäftigter einschränken. „Kampagnen wie die Lehrkräfteoffensive zeigen wieder einmal, dass Herrn Polaschek die Elementarpädagogik völlig egal ist. Ohne eine Ausbildungsoffensive und sofortige Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssituation in der Elementarpädagogik gibt es auch hier bald kein Personal mehr, das die Kinder fördert und betreut“, warnt Schumann.
Lösungsvorschläge vorhanden
“Die Expertise der Gewerkschaften ist im Bildungsministerium scheinbar nicht gefragt“, so Schumann. Anders als vom damaligen Bildungsminister Faßmann zugesagt, liegt nun schwarz auf weiß vor, dass Minister Polaschek die Sozialpartner nicht in den Beirat aufnehmen wird. „So kommen wir nicht weiter. Es wird Zeit, dass der Hilfeschrei der KollegInnen ernst genommen wird. Die Lösungsvorschläge sind vorhanden, jetzt müssen wir endlich Gehör finden”, so die Gewerkschafterin abschließend.